Am nächsten Tag packten sie ihre Sachen zusammen und apparierten, ohne tausend Pläne zu machen, nach Godric's Hollow. Mit einem kleinen Knall landeten sie auf einem kleinen Platz, der wohl den Dorfkern darstellte.
Hier war der Schnee zusammengepresst und hart und rutschig geworden, wo den ganzen Tag Menschen drüber gelaufen waren. Sie peilten die kleine Kirche am Ende der Straße an, da in ihrer Nähe bestimmt der Friedhof war.
Leute aus dem Dorf kreuzten ihren Weg, für einen Moment angestrahlt von Straßenlaternen, sahen sie aus wie Geister, die in Gruselfilmen vorkamen. Die Tür eines anliegenden Pubs ging kurz auf, und ein wenig Gelächter und Popmusik drang an ihre Ohren; dann hörten sie wie in der kleinen Kirche ein Weihnachtslied angestimmt wurde.
„Harry, ich glaube, es ist Heiligabend!", freute sich Hermine und ein wehleidiges Lächeln hüpfte über ihr Gesicht.
„Tatsächlich?" Harry wusste nicht mehr, welches Datum sie hatten; seit Wochen gab es keine Gelegenheit eine Zeitung zu stibitzen.
„Ganz bestimmt", versicherte Hermine, den Blick zur Kirche gerichtet.
„Meinst du Mum und Dad würden jetzt in dem Gottesdienst sein? Mit mir zusammen?", traurig sah Harry zu seiner Freundin, die mehr eine Schwester für ihn war.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht", Hermine griff nach Harrys Hand.
Er lächelte schwach: „Es gäbe niemanden mit dem ich jetzt lieber hier wäre!"
„Sie sind wohl dort? Deine Mum und dein Dad? Ich kann den Friedhof dahinten erkennen."
Harry spürte, wie etwas in ihm erwachte. Eine nie zuvor dagewesene Trauer vermischte sich mit ein wenig Furcht. Nun, da er so nahe war, wusste er nicht, ob er es wirklich sehen wollte.
Wie zur Bestätigung drückte Hermine seine Hand: „Wir ziehen das durch. Zusammen."
Der Gesang wurde lauter, als sie sich der Kirche näherten. Am Eingang zum Friedhof war ein kleines Schwingtor, dass Hermine bedächtig aufzog. Sie wateten immer tiefer in den Friedhof hinein, zogen dunkle Spuren in den Schnee und bückten sich das ein oder andere Mal, um die Inschrift alter Grabsteine zu lesen.
„Harry, sieh mal!" Hermine zeigte auf einen alten bemoosten Grabstein, dass so verwittert war, dass Harry kaum den Namen entziffern konnte. Sie bückte sich zu einem Symbol herunter.
„Es ist das Zeichen aus dem Buch", stellte Harry fest.
Hermine entzündete ihren Zauberstab und richtete ihn auf den Namen auf dem Grab. „Da steht Ig- Ignotus, glaube ich ..."
„Ich suche wieder nach meinen Eltern, okay?" Er stand wieder auf.
„Klar", meinte sie. „Ich helfe dir. Das Zeichen ist jetzt eh nicht mehr von Bedeutung."
Ich weiß, dachte er, auch ich habe wieder das Gefühl.
Sie gingen immer tiefer zwischen den Gräbern entlang. Die Dunkelheit und Stille schienen auf einmal viel größer zu werden.
Harry sah sich besorgt um, das Licht in der Kirche wurde ausgemacht und alles in dunkle Schwärze getaucht. Für einen Moment dachte er an Dementoren, als das Stimmengewirr und die Schritte der Kirchengänger sich in der Ferne verlor.
Dann drang Hermines Stimme erneut in sein Ohr und er drehte sich wieder zu ihr um. „Harry, sie sind hier ... hier ist es."
Der Grabstein war aus weißem Marmor und dadurch auch in der Nacht leicht zu lesen:
James Potter
geboren am 27. März 1960, gestorben am 31. Oktober 1981Lily Potter
geboren am 30. Januar 1960, gestorben am 31. Oktober 1981
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Wie Katz und Maus - Tomarry
أدب الهواةHarry und Hermine stecken mitten in der Horkrux-Jagd. Ein merkwürdiges Gefühl des Beobachtens baut sich bei ihnen auf und nach Rons Verschwinden wird es nur noch intensiver. Sie sind sich sicher: Voldemort weiß, was sie vor haben und spielt ein verk...