Ohne lange drüber Nachzudenken, erhob ich mich erneut in die Luft.
Die Lippen vor Anspannung eng zusammen gepresst, musterte ich den nächtlichen Wald unter mir.Eine Bewegung aus der Ferne, ließ mich vor Schreck zusammenzucken. Mit kreisenden Bewegungen näherte ich mich vorsichtig der Stelle, von der das Rascheln zu kommen schien.
Mit einem Krachen, so gewaltig, wie das Brechen hunderter Bäume, stürzte ein klauenartiger Schatten zwischen den Baumkronen hervor, schloss sich innerhalb eines Herzschlages um mich, und eine eisige Kälte umschloss meine Glieder.
Panisch langte ich nach meinem Zauberstab, packte das kühle Holz mit festem Griff, und schoss eine rasche Reihenfolge an Blitzen auf die Schatten. Ein Schrei erklang, der Schatten verlor für einen kurzen Augenblick seine Dichte.
Mit einem eiligen: „losloslos!!!" trieb ich meinen Besen voran, entschlüpfte dem klammernden Griff des Wesens, und schoss steil auf die dichte Wolkendecke zu, die sich inzwischen über dem Land gebildet hatte.
Mit zusammengekniffenen Augen durchbrach ich den dunstigen Schleier, flog noch einen weiteren Meter hoch, bevor ich schließlich innehielt, und schnaufend nach unten spähte.
Doch das Wesen, was immer es auch gewesen war, war tief unten zwischen den Bäumen versteckt. Ich schluckte.Beruhigend auf Sky einredend, lenkte ich sie zurück zu dem Platz, an dem ich geübt hatte, ließ mich vorsichtig durch die Wolkendecke sinken, und musterte die dunklen Baumkronen unter mir aufmerksam.
Und obwohl ich das Wesen nun weder sehen noch hören konnte, wagte ich es dennoch nicht, zu landen.
Mit einem unwohlen Blick in Richtung Schloss, zog ich erneut meinen Zauberstab: „Veni ad me!" rief ich meine Kerzen und Steine zu mir zurück. Immerhin konnte ich ja wohl kein offenes Feuer im Wald zurück lassen.Mit einer einzigen Handbewegung, fischte ich meine Sachen aus der Luft heraus, und verstaue sie wieder in meinem Beutel. Bedauernd dachte ich an die Räucherkräuter, die ich nun wohl umsonst verwendet hatte.
Es war klar, dass ich heute Nacht nicht länger im Wald bleiben würde.
Ich warf noch einen letzten Blick zurück, und ließ den Zauberstab wieder in meiner Frisur verschwinden.Dann tätschelte ich meinem Besen den Stiel, und lenkte sie sanft zurück in Richtung Schloss.
Der Wind zerzauste mein ohnehin schon wildes braunes Haar, und ich schüttelte all die seltsame Energie, die das Schattenwesen an mir gelassen hatte ab, bevor ich nah an den Boden absank, und stolpernd an der Schlossmauer zum Stehen kam. Geschickt zwängte ich mich wieder durch das offene Küchenfenster, zurück in das stickige Schloss.
Ich ging den selben Weg zurück, den ich auch gegangen war, als ich das Schloss verlassen hatte, und peilte vorerst mal die Besenkammer an. Mit schwitzigen Händen langte ich nach dem Türgriff, und zog diese mit einem Ruck auf.
Trotz der Dunkelheit gelang es mir, Sky zwischen den anderen Putzbesen zu verstecken, ohne in zu viele Spinnennetze zu geraten.
Ein ziepen in meinen Haaren ließ mich kurz innehalten, als mein Zauberstab wild zappelnd versuchte, sich von meinen Haaren zu lösen. Doch aus irgendeinem Grund schob ich dieses Verhalten auf seinen Trennungsschmerz mit Sky.
Manchmal wirkten die beiden Hölzer wesentlich Charakterstärker als so manche Menschen.Dennoch...
Ich hätte es besser wissen müssen...Als ich die Tür der Besenkammer wieder öffnete, und in den Gang nach draußen schlüpfte, legte sich plötzlich etwas raues um meinen Mund.
Ich wollte schreien, als die Hand mich fest an den stämmigen dazugehörigen Körper presste, doch ich brachte nicht mehr als ein stumpfes „Hmpf" zustande, als sich etwas kaltes mit einem Mechanischen klicken um meine dünnen Handgelenke legte.
„Arula vom Schwarzwaldschloss, hiermit verhaften wir dich wegen Verdacht auf Hexerei und Schadenzauber." ertönte eine gepresste Stimme neben meinem Ohr.
Die Worte sandten Schauer durch meine Glieder, nahmen mir jegliche Fähigkeit des logischen Denkens.
Schocksteif stand ich da.
Schnappte nach Luft, während ich gegen die aufkommende Panik anzukämpfen versuchte.Gewaltsam wurde mir ein schwarzer Leinensack über den Kopf gestülpt, und jegliches Licht verschwand aus meiner Wahrnehmung.
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Arulas Schicksal
FantasyDie Junge Hexe Arula lebt, stets darauf Bedacht, ihr wahres Selbst nicht zu zeigen, in der Burg des Königs, wo sie als seine Zofe arbeitet. Eines Tages jedoch wird sie beim nächtlichen üben ihrer Kräfte beobachtet, was schwerwiegende Folgen auf die...