Kapitel 4

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Raue Stimmen brüllten sich Befehle zu, als die Soldaten mich vor sich her schubsten. Der unebene Steinboden ließ mich dabei immer wieder straucheln. Fest biss ich die Zähne zusammen, und ohne weiter darüber nachzudenken, riss ich mich los, stürzte den Gang entlang, bloß weg. Doch wie zu erwarten kam ich nicht weit, blind wie ich war, stieß ich nach nur wenigen Schritten gegen die erstbeste Mauer, wankte kurz, und viel rücklings zurück in die Arme der Soldaten. Innerlich verfluchte ich mein impulsives Handeln, während ich mich wütend mitschleifen ließ.

Als mir der Leinensack nach einer gefühlten Ewigkeit endlich vom Kopf gerissen wurde, kniff ich mit verzerrtem Mund die Augen zusammen, und starrte blinzelnd in den hellen Saal, in den ich wohl gebracht worden war.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, musterte ich die schweren roten Stoffvorhänge, die sich Farblich passend zum großen Teppich an die sieben Fenster schmiegten.

Der Thronsaal war bloß spärlich möbliert, doch das machte diesen Raum nicht weniger eindrucksvoll. Ehrfürchtig ließ ich meinen Blick den Saal entlang wandern. Auf einem erhöht platzierten marmornen Thron, der von wunderschönen Ornamenten verziert war, thronte ein groß gewachsener, etwas älterer Mann, der mich mit einem herablassenden Blick bedachte.

König Aaron hatte seine golden funkelnde Krone erhaben auf seinem mittellangen schwarzen Haar platziert, die grünen und roten Juwelen funkelten in dem tanzenden Licht der Fackeln.

Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich direkt neben ihm auch noch den Oberinquisitor des Landes erkannte. Mit unverhohlener Verachtung im Blick musterte er mich still.
An der Wand hinter ihm standen drei seiner Hilfsinquisitoren. Zwei waren bereits etwa um die Vierzig, der dritte schien noch etwas jünger zu sein. Ich schätze ihn auf vielleicht Sechsundzwanzig. Die Rücken durchgestreckt bedachten sie mich aufmerksam. Wie ihr Meister trugen sie jeweils ein handliches Kampfschwert das in gut geölten Lederhalterungen an ihrem Gürtel hing.

Der Zauberstab, der immer noch in Gestalt einer Haarsträhne an meinem Kopf verborgen hing, zitterte immer wieder unheilverkündend.
„Arula vom Schwarzwaldschloss!" durchbrach die gebieterische Stimme des Königs die Stille.

Ich schluckte, doch dann gab ich mir einen Ruck, und setzte zum Sprechen an.
„Majestät" Begann ich und machte einen Knicks, wobei die Handschellen, hinter meinem Rücken mir unangenehm in die Handgelenke drückten.
Die beiden Wachen hinter mir rührten sich nicht.

Mühsam hielt ich meinen Blick auf den Boden vor mir gerichtet. „Es gibt Zeugen, die behaupten, dich beim Gebrauch schwarzer Magie beobachtet zu haben." erklärte der König, sein Gesicht blieb emotionslos, doch ich konnte die blitzende Wut in seinen Augen sehen.

„ Ich habe noch nie auch nur annähernd versucht, dunkle Künste zu nutzen." sagte ich wahrheitsgemäß, mit bemüht fester Stimme.

„Ich habe Zeugen!" Ich sah, wie sich die Faust des Königs um die Stuhllehne verkrampfte.
Nun meldete sich zum ersten Mal der hohe Inquisitor zu Wort: „Wir können das Weib ja ganz einfach testen." schlug er vor und zog einen merkwürdig runden Ball aus seiner Manteltasche.

Er wartete kurz, und als der König knapp nickte, warf er den merkwürdigen Gegenstand mit einer Blitz schnellen Bewegung in meine Richtung.
Bevor ich überhaupt bemerkte, dass ich reagierte, hatte ich ihn bereits mit den Augen erfasst, und der Ball blieb nur wenige Zentimeter vor meiner Nase, in der Luft schweben.

Ich schluckte, als mir bewusst wurde, wie leicht ich auf den Trick hereingefallen war, und die Kugel viel scheppernd zu Boden. Langsam löste ich den Blick von der nun am Boden liegenden Kugel, und starte den König an. Mein Magen wurde schwer wie Blei, als die Miene des Regenten sich noch mehr verhärtete, und er mich mit seinem eisigen Blick gerade zu durchbohren schien.

Dann gab er ein Zeichen. Drei der Soldaten lösen sich aus ihrer Formation, und verließen den Saal. Dann wandte der König sich an einen weiteren Soldaten, und bei den Worten des Königs schien mein Magen noch ein wenig schwerer zu werden: „Läutet die Glocken. Morgen früh wird es eine Hinrichtung geben!"

Arulas SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt