Ich spüre, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet, mit dem ich zurück in die Gegenwart gelange. Das war schön. Es ist schön, verbessere ich mich selbst. Sowohl der Tag damals als auch heute – in diesem Moment – daran denken zu können; ihn nochmals erlebt haben zu dürfen. Ein wärmendes Gefühl zieht durch mich hindurch, als hätte ich es von dort mit hierhergebracht. Es lässt mich von innen heraus strahlen.
Durch Mara kann ich so viel Gutes und Schönes entdecken, was ich gar nicht mehr für möglich gehalten habe. Ich dachte, es wäre alles fort. Für immer verloren gegangen. Mir genommen worden.
Aber allein das Bild, das ich noch immer in meiner Hand halte, ist ein Beweis. Ein Beweis dafür, dass nichts auf ewig einfach dahinschwindet. Obwohl ich es geglaubt habe.
Es ist alles noch da. Allein in mir. Ganz tief in mir war es die ganze Zeit verborgen – dieser riesengroße Schatz. Mein Schatz.
Ohne Mara wäre es mir vielleicht niemals geglückt, diese Brücke dahinzubauen. Sie zeigt mir mit ihrer unfassbaren Geduld und Liebe, wie ich es schaffe, da dran zu kommen. Wie ich diese wunderschönen Momente noch einmal erleben darf. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihr jemals dafür angemessen werde danken können.
Damit mir das Foto nicht vom Wind genommen werden kann, verstaue ich es wieder. Zurück in das Portemonnaie. Oben auf, sodass es direkt zu sehen ist, wenn ich es aufklappe.
Lächelnd schaue ich hoch. »Danke dir, Mara.«
Im nächsten Moment wird mir die Situation zwischen Mara und mir bewusst; dass ich erst kurz zuvor mal wieder nicht der Held war; dass eventuell nicht alles in Ordnung ist. Auch wenn wir uns dessen vergewissert haben – ich fühle mich extrem schlecht.
»Ich danke dir auch.«
»Wofür?«, frage ich überrumpelt nach.
»Dafür, dass du das alles mit mir teilst«, antwortet sie lächelnd.
Sie rückt auf der Bank näher zu mir heran. Behutsam sucht sie die Nähe zu mir, als könnte ich in eine Abwehrhaltung gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich bin glücklich darüber. Wir schmiegen uns aneinander.
Schwelgend in dem Moment sowie in vergangenen Zeiten tauschen wir uns über die Geburten unserer Kinder aus. Ob ich Angst hatte, fragt sie mich. O ja und ob. Zunächst bei der Geburt an sich. Egal, was ich tat, ich bekam das Gefühl, nur falsch gehandelt zu haben. Im Nachhinein meinte Luise jedoch, dass sie davon nichts mehr wisse.
Mara bekommt sich kaum ein vor Lachen.
Ich konnte es kaum abwarten, Carlie zu erblicken und dann im Arm halten zu dürfen. Aber als ich sie dann wirklich nehmen sollte ... Da bekam ich fürchterliche Muffensausen. Was ist, wenn ich ihr wehtue, sie verletze oder Schlimmeres? So ein kleines zartes Wesen ... Wir haben so lange auf dieses Wunder gewartet.
Mara muss wieder lachen. Und dann erzählt sie mir, dass es Rüdiger genauso erging, vor allem bei Lana. Als Fiona geboren wurde, war er etwas sicherer; dazu war Lana tatsächlich auch mit dabei, was ihn eventuell etwas von seiner Unsicherheit ablenkte.
Gott sei Dank, dann bin ich wohl nicht der einzige Depp, der sich so bescheuert anstellt.
»Schön, dass du bei beiden Geburten nicht alleine sein musstest und auch, dass Rüdiger bei beiden dabei war«, meine ich zum Ende hin.
»Ja, auf jeden Fall. Er war eine riesengroße Stütze.«
»Ich hoffe, dass ich das auch war ...«
»Bestimmt.« Mara streichelt mir über den Arm und lächelt mir zu.
Langsam wird es frisch, deswegen entscheiden wir uns für ein wenig Bewegung. Für einen großen Spaziergang sind wir allerdings zu platt. Daher laufen wie die hiesige Promenade ein paar Schritte entlang.
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Zwischenimpressionen
Romance◦𝗔𝗸𝘁𝘂𝗲𝗹𝗹𝗲 𝗟𝗶𝘁𝗲𝗿𝗮𝘁𝘂𝗿 & 𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻𝘁𝗶𝗸◦ Zwischen Qual und Wunsch befindet sich Joe mit seinen inneren Dämonen, die genau dadurch immer deutlicher hervorkommen. Während seine Vergangenheit ihn quält, hängt seine Gegenwart am seiden...