46. Kapitel

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Ich konnte es immer noch nicht glauben. Salire war zwar nicht mein eigenes Pferd doch ich durfte ihn beim großen Turnier reiten. Für mich war das eine große Ehre. Immerhin ist der Junge ein gutes Springpferd und von Erzählungen her wollte ihn jeder haben.
Dennoch war ich überrascht, dass ausgerechnet ich ihn zum Reiten bekomme. Felix war der erfahrene Reiter von uns beiden und Helmuts Sohn doch wie er schon gesagt hatte, es gab Gründe warum Felix Salire nicht ritt und diese wusste ich nicht.
Da Lana gesehen hatte das ich Salire ritt, sprach sich dies schneller um als uns alle lieb war. Überall im Dorf oder auch in der Reiterwelt wurde über das Gestüt berichtet. Für uns war es cool, immerhin bekamen wir so Aufmerksamkeit aber für mich war das ein enormer Druck. Ich wusste das Salire und ich beim letzten Turnier abliefern müssen, denn ich wollte keinem blamieren. Wir hatten es nun soweit geschafft also will ich es nicht kaputt machen. Daher half mir meine Mama beim Trainieren. Sie war so lieb und bat mir an das sie mir Einzelunterricht gab, damit wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren können. Auch wenn ich mit den anderen auch noch hatte, war ich froh um das Angebot.
So war es möglich die Fehler die wir noch machten zu korrigieren und war ihr dabei extrem dankbar. Auch Felix, Tommy und Hannah die es ins Finale geschafft haben, gaben ihr Bestes und trainierten viel. So kam es, dass ein paar Mal auch ein kleiner Fail entstand doch wir hatten alle trotzdem Spaß.

Je näher der Tag näher rückte, desto nervöser wurde ich. Ich wusste das Salire und ich trainiert hatten und wir es schaffen konnten, doch es war etwas ganz anderes als ich ihn am Platz das letzte Mal geritten war. Morgen kam es auf alles an. Morgen entschied sich wer das Bundesspringen für sich gewann, wer die Chance hat, in den Nachwuchskader für Deutschland aufgenommen zu werden.
Ich bekam bammeln. Was ist, wenn ich es nicht hinbekomme, was ist, wenn Salire und mir genau dasselbe passierte wie bei Veronika? Was ist, wenn wir uns total blamierten?
Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf, die ich nicht beantwortet bekam. Den ganzen Tag versuchte ich mich mit den Vorbereitungen auf morgen abzulenken doch, es funktionierte nicht so wie ich wollte. Alles war bereits vorbereitet. Sättel und Zaumzeuge waren geputzt, Heu und Einstreu lag bereits im Transporter und die Mähne der Pferde war bereits eingeflochten.
Meine Teamsachen lagen gewaschen und schön zusammengelegt neben Salires Sachen die ich nur noch in den Transporter legen musste. Schon seit Tagen war die Aufregung groß und jeder redete ununterbrochen nur noch vom Turnier. Auch die Einsteller die bei uns noch untergestellt waren, sahen uns beim Training zu und wünschten uns viel Glück für morgen.

Nur ich wusste nicht ob ich das überhaupt gebrauchen könnte. Ich wollte das Thema einfach nicht mehr hören. Klar es war ein großes Ereignis doch ständig mich im Internet zu sehen und als große Favoritin dargestellt zu werden gab mir den Rest.
Vor allem weil das mit Salire nicht öffentlich werden sollte. Nur hatte wie gesagt Lana nicht ihre Klappe halten können und nun hatten wir den Salat. In den Reitsportzeitungen und Katalogen, sowie auf Social Media wurde nur noch über Salire berichtet. Klar wurde ich auch erwähnt aber das waren meistens nur negative Schlagzeilen. Ich sei zu jung und zu unerfahren, geschweige denn würde ich niemals mit so einem Hengst klarkommen.
Ich hatte beschlossen meine Social Media Konten vorerst auf Eis zu legen da ich abschalten wollte doch leider war es hier auf dem Hof unmöglich. Überall wurde ich angesprochen auf das Thema oder sogar in der Stadt als ich mit meinen Freunden einkaufen war. Langsam fing das an zu nerven und hatte deswegen auch schon Mum gefragt ob sie das auch schon mal hatte.
Natürlich hätte ich nicht fragen brauchen, denn ich hatte recht. Sie war die beste Nachwuchsreiterin ganz Deutschlands gewesen. Natürlich war sie das Gesprächsthema Nummer eins.

„Ich weiß wie du dich fühlst. Aber du musst versuchen es aus zu blenden," hatte sie mir als Rat mitgegeben, doch so einfach war das ganz und gar nicht. Nicht vor allem, weil ich auch noch ihre Tochter war. Das gab den ganzen Gerüchten noch etwas dazu. Wie ich dies hasste.
Viele würden nun sagen, dass ich das hätte wissen müssen wenn ich im Reitsport einsteige doch, dass dies so eskalierte mit dem hätte ich niemals gerechnet. Müde und aufgeregt, machte ich Salires Sachen für morgen noch fertig. Ich musste später anfangen, da ich noch arbeiten musste.
Mir war es ehrlich gesagt egal, so konnte ich mich etwas ablenken und die anderen musste selbst ihre Sachen erledigen.
„Emi?," hörte ich Hannah fragen und ich sah auf.
„Ich steh vor Salires Box," sagte ich laut und hing seine Transportgamaschen vor die Box.
„Ah da bist du ja. Die anderen fragen sich schon wo du bleibst," kam es von ihr und ich seufzte.
„Ich kam spät aus der Arbeit und musste noch meine Sachen fertig machen. Daher bin ich nicht im Café bei den anderen," sagte ich nur.
„Du hättest uns doch fragen können ob wir dir helfen," sagte sie verwundert.
„Ist lieb aber ich wollte meine Ruhe. Schon schlimm genug das morgen sowieso jeder über mich reden wird," gab ich zu und sie sah mich geschockt an.
„Emily du darfst dir das nicht nahe gehen lassen. Wir haben die Berichte und die Posts alle gelesen und sie reagieren alle über," sagte Hannah, sie versuchte mich auf zu muntern, doch sie schaffte es nicht.

Salire - Spring in deinen TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt