Wie das Leben spielt

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CW: Schwangerschaft, Arztbesuch

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„Entschuldige, dass ich dich so plötzlich darum bitte!", legte Sayaka herzlich ihre Arme um mich, als ich die Wohnung betrat und wog mich dabei von links nach rechts. „Aber Touji musste spontan einspringen und ich wollte nicht allein zu dem Termin!"

„Ist schon gut", erklärte ich mit einem ehrlichen Lächeln, als wir uns wieder voneinander lösten. „Außerdem kann ich so endlich mal sehen, wie du mit ihm zusammenleben wirst."

Meine Augen huschten nämlich neugierig von einer Seite zur anderen. Wir befanden uns nicht bei Sayaka zu Hause, sondern bei deren Freund, welcher bereits eine eigene Wohnung besaß. Unvorstellbar für mich, sich so etwas in Meguro leisten zu können. Das war zwar immer noch keine Prestigegegend wie die Ginza, welche der 5th Avenue in New York recht ähnlich sein dürfte, aber dennoch ein gehobener Bezirk. Es war sehr begehrt, hier zu leben und dahingehend wurden auch die Mietpreise gestaltet.

Da sich die Wohnung allerdings bereits mit dem Korridor als sehr geräumig erwies und so gar nicht dem üblichen japanisch engen Standard entsprach, stellte ich mir gedanklich die Frage, was ihr Freund arbeitete?

„Willst du noch was trinken? Wir haben noch ein paar Minuten, bevor wir losmüssen."

„Eh, ja gerne!"

Sayaka hatte sich bereits auf dem Hacken umgedreht und ging federleichten Schrittes über den Linoleumboden ins Innere des Apartments. Ich folgte ihr, nachdem ich meine Schuhe am Eingang abgestellt hatte. Die Flurwände waren cremefarben tapeziert und undekoriert. Vermutlich war es nicht erlaubt, etwas an die Wände zu hängen, manche Vermieter verboten das immer noch. Auf dem hellen Boden hatte Sayakas Partner hingegen eine lange und weiche Hochflor-Korridormatte in Bordeaux ausgelegt. Wir erreichten nach vier Metern das Wohnzimmer und meine Augen weiteten sich überrascht: das nannte ich wirklich groß! Vielleicht 20 Quadratmeter? Und es war nur ein Zimmer von drei, wie mich meine Beste wissen ließ.

Toujis Wohnung befand sich im fünften Stock, demnach hatte er zwar keine weitreichende Aussicht über die Stadt wie wir, aber immerhin einen Balkon. Das nächste Gebäude war zudem nicht gleich eine Armlänge entfernt, so dass er gewiss nicht immer die Vorhänge zuziehen musste, um vor neugierigen Nachbarn zu schützen. Ostseite, wie mir auffiel, da die vormittägliche Sonne gut ins Zimmer schien.

Die Einrichtung war modern: dunkle Sitzmöbel und ein Glastisch standen in der Mitte des Raumes. Auch hier wieder ein Teppichvorleger mit Hochflor. Ein Lowboard hielt dem großen Flachbildfernseher stand. Statussymbol. Er hatte auch eine hochwertige Hi-Fi-Anlage im Raum zu stehen und die Ecken waren mit Lautsprechern ausgerüstet, die nach Dolby Surround schrien. Seine Sachen bewahrte Touji allerdings in blickdichten Kommoden auf. Keine Vitrinen und nichts, was etwas über seine Person hätte erzählen können.

Hinter der Wand, an welcher der Fernseher stand, lag die Küchenzeile. Sayaka suchte diese auf und ich folgte ihr. Bisher machte die Wohnung einen guten Eindruck, aber mir war sie zu unpersönlich. „Fühlst du dich hier soweit wohl?", hakte ich nach, da sie schon seit einiger Zeit in dem Apartment hausierte, und sie lachte: „Klar! Wer würde das nicht?" Ich, zum Beispiel. Aber ehe ich meine Frage spezifizieren konnte, musste ich mich jener auseinandersetzen, ob ich Wasser, Saft oder Tee wollte.

„Wasser passt", antwortete ich ihr und lugte in die kleine Kücheneinheit, die sich sehr japanisch zeigte: Ein typischer, vorgefertigter Einbau mit tiefer Spüle, Hängeschränken und einer zweiflächigen Herdplatte. Hinter Sayaka stand ein Beistellwagen, auf dem eine kleine Kapselmaschine für Kaffee prangte und ebenso ein elektrischer Wasserkocher. „Übrigens, Grüße von Yamamoto und Tetsu, soll ich ausrichten", erwähnte ich und blickte auf die zwei, drei Fotos am Kühlschrank, die Touji mit einem Magneten befestigt hatte. Seine Kumpels und er bei einer Party, die Alkoholflaschen in der Hand. Ein Bild mit einer knapp bekleideten Frau, die nicht Sayaka war und von der ich hoffte, dass sie seine Schwester oder Cousine darstellte. Ich kannte den Kerl nicht ausreichend, aber von dem erstmaligen und bisher letztem Treffen mit ihm beim Karaoke vor einiger Zeit war mir leider nicht nur Gutes in Erinnerung geblieben.

So wie du mich liebst   (Kuroo x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt