Unruhestifterin

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Die vergehenden Wochen waren durch einen heftigen Zeitplan gekennzeichnet: die ersten Seminaraufgaben mussten eingereicht werden, die Klausurentermine wurden uns bereits für Dezember mitgeteilt und allgemein hatte ich weitaus mehr theoretischen Input als zuvor in Sportwissenschaften. Während wir uns dort ab Tag eins auch praktisch intensiv mit der Materie beschäftigt hatten und wir uns der Pädagogik und der Psychologie erst später zugewandt hätten, startete man in der Sporterziehung direkt mit den Grundlagen beider Fächer. Ich hatte Glück, dass ich mir dank meiner bisherigen Credits die Basismodule für Sport schenken konnte, was aber nicht bedeutete, dass ich deswegen nicht überfliegend die Modulinhalte wiederholte. Auf Arbeit gab es ebenfalls genug zu tun, doch war dies für mich eine willkommene Abwechslung, mich auch physisch mehr zu betätigen.

Bei Tetsurou sah es nicht anders aus und Yamamoto steckte mit zum Hals in den Vorbereitungen auf die ersten Testate, welche auf die Abschlussprüfung im Januar vorbereiteten. Das führte dazu, dass uns Akane weniger oft besuchen kam, wir hingegen aber hin und wieder Besuch von Kenma und Fukunaga erhielten, die in derselben Patsche wie Yamamoto saßen.

Manchmal wünschte ich mir zwar nach meinem Spätdienst im Konbini einfach nur meine Ruhe zu haben, aber die Freude, unsere Freunde öfter wiederzusehen, überwog eindeutig.

„Weißt du eigentlich schon, was du Kuroo schenken wirst?", hakte Yamamoto aus heiterem Himmel nach, als ich mich gerade zu der kleinen Lerntruppe setzte und ihnen frisch aufgebrühte Teebecher anbot. Wir bezogen den flachen Esstisch im Wohnzimmer, weil hier der meiste Platz geboten wurde, was das Ausbreiten der Lernsachen betraf.

Tetsurou war noch auf Arbeit und damit konnte man das Thema frei von der Leber weg ansprechen. Die Frage meines Mitbewohners ließ mich allerdings missmutig den Mund verziehen. „Ganz schlechtes Thema", packte ich das nun leere Tablett neben mich auf dem Boden. „Der Herr möchte, Achtung O-Ton, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf diesen Tag legen." Dass mich jene Antwort ankotzte, hörte man an meinem sarkastischen Unterton. „Dabei hat er schon an einem Sonntag Geburtstag und muss nicht arbeiten!" Das hatte sich nämlich schon geklärt. Ich war mir sogar sicher, dass sein Chef ihn absichtlich nicht eingeplant hatte, aber... „Vielleicht hat er sich ja eine Extraschicht geben lassen, damit er nicht feiern muss."

„Das wäre mies", blinzelte Yamamoto und guckte zu Kenma. „Hasst er seinen Geburtstag so sehr? Kann mich nicht dran erinnern?"

„Nein, aber er stellt sich damit auch nicht in den Mittelpunkt", antwortete er Blonde mit ausdrucksloser Miene und blickte wieder zu mir. „Schwierig für dich."

„Danke, das sehe ich auch so", murrte ich, seufzte und stützte dann das Kinn in die Hand. „Wenn das jetzt jedes Jahr so geht..."

Und schließlich stieß auch Fukunaga mit einem Satz hinzu, der uns in die zehnsekündige Stille führte: „Mein Opa hat immer gesagt: Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht woanders eine auf. Er war wirklich kein guter Schreiner."

„Fukunaga... ich verstehe den optimistischen Hintergrund dieses Spruchs, aber...", begann ich schließlich und ließ den Satz dann doch lieber unbeendet. Dad Jokes waren einfach nicht meins.

„Das heißt also, wir werden und sollten mit leeren Händen vor ihm stehen", mutmaßte Yamamoto, den Fokus auf unser Thema zurücklenkend, und ließ sich nach rücklings auf den Boden purzeln, die Arme hinter dem Kopf verschränkend. „Wie hast du das sonst angestellt?"

„Ich hab ihn überrascht und zu seinem Glück gezwungen", zuckte ich mit den Schultern und nahm meinen Teebecher auf. „Im Grunde mag es Tetsu schon, seinen Geburtstag zu feiern. Er hatte zumindest nichts dagegen, als ich ihn mit mir geschleppt habe."

„Weil du es warst", kam es von Kenma und seine Miene wirkte auf einmal genauso verdrießlich, wie meine zuvor. „Du warst seine beste Freundin."

So wie du mich liebst   (Kuroo x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt