Fünfte Rad am Wagen

34 2 0
                                    

War es seltsam, wenn ich sagte, dass wir es fortan öfter miteinander taten, weil wir auf nichts mehr achten mussten? Und ja... auch, weil uns der Status frisch verliebt ein weiteres Mal ereilte und wir gar nicht anders konnten, als mit einem Dauergrinsen durch die Welt zu laufen – federleichten Schrittes. Und diesen euphorisierten Zustand nutzten Tetsurou und ich ein wenig aus...

„Hier?", flüsterte ich, als wir zwischen zwei Bücherregalen in der hintersten Ecke der Bibliothek standen, die um kurz vor zwölf nur wenig Besucher aufwies. Die meisten Studierenden brachen nämlich zur Mittagspause auf.

„Statistik ist unter den Leuten in unserem Studiengang nicht besonders beliebt", erklärte mein Freund schmunzelnd, seinen warmen Körper an meinen Rücken lehnend und mir einen Kuss in den Nacken hauchend, aus dem er mir zuvor die Haare gestrichen hatte.

„Das mein ich nicht", verkniff ich mir ein Lachen, was er mit einem „Psshpssh" überspielte:

„Nicht so laut, sonst kommt doch noch jemand."

Ich biss mir auf die Unterlippe, wandte meinen Kopf über die Schulter und sah ihm in die Augen: „Das... wollen wir nicht."

„Nein, wollen wir nicht."

Ich hörte das Aufziehen des Reißverschlusses seiner Hose. Ich spürte seine Hand, die sich unter meine dünnen Rock geschoben hatte, welcher sich locker um meine Oberschenkel schmiegte. Scharf die Luft einziehend, als ich seine Finger zwischen meinen Beinen spürte, schob ich ihm meinen Po etwas mehr entgegen. „Muss ich... jetzt damit öfter rechnen?", hakte ich nach und entlockte ihm schließlich doch noch ein leises Lachen.

„Vielleicht?"

„Vielleicht."

... Meine Hände sollten sich in den nächsten Minuten an den Metallrahmen des Bücherregals klammern, dessen Inhalte nach den Autoren von J bis M sortiert waren, wie ich unter einem kurzen Augenaufschlag feststellte. Die Luft fühlte sich stickiger an, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich diese zum Atmen brauchte – ich brauchte nichts als ihn.

Wir lächelten unter roten Wangen still vor uns hin, als wir uns danach unsere Kleidung und Haare richteten und uns dazu zwangen, langsam wieder von der Glückswelle abzusteigen. Ein kurzer Blickaustausch, ehe Tetsurou seine Arme um mich legte, mich sanft auf die Lippen küsste und... in jenem Moment hinter uns ein Räuspern erklang!

Erschrocken fuhren wir zusammen, als wir die Bibliotheksaufsicht vor uns stehen sahen, welche ganz und gar nicht erfreut darüber war, dass hier zwei Studierende ihre eigene Statistik in Küssen erstellten. Das Kichern unterdrücken müssend, suchten wir unter einer nur halb ernstgemeinten Entschuldigung das Weite.

„Das war knapp!", lachte Tetsurou, als wir draußen standen.

„Nie wieder!", fiel ich mit ein.

„Nein, nie wieder."

Das galt aber nur für das Thema Sex in der Öffentlichkeit. Denn allgemein wollten wir es natürlich nicht missen. Einander ganz nah sein zu dürfen, war in mehrerer Hinsicht ein unheimliches Privileg, das ich wertschätzte, was Glück verspüren ließ. Ob nun fünf Minuten wie eben oder ein ganzer Abend in seinem Bett: Ich genoss es in vollen Zügen, denn bei jedem einzigen Mal ließ er mich spüren, wie sehr er mich liebte. Tetsurous Hände mochten mich in den Himmel befördern, vor allem hielten sie mich aber sicher und geborgen. Er gab mir das Gefühl, vor nichts und niemanden mehr Angst haben zu müssen – das alles seine Richtigkeit hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich jemals solch eine innere Zufriedenheit hatte fühlen können wie bei ihm. Genauso, wie ich noch nie so stark den Wunsch in mir verspürt hatte, einer anderen Person dies alles in ebenbürtig zurückgeben zu können – diese bedingungslose Liebe.

So wie du mich liebst   (Kuroo x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt