Kapitel 6

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»Sollen wir auf dich warten?«, fragte Adam am Abend, als Harry sich bereits fertig machte, um zum Nachsitzen zu gehen.

»Nein schon gut. Es wird sicher spät«, sagte Harry und starrte auf den Boden.

»Wir machen das aber gern«, sagte Taylor eindringlich.

»Ich weiß, aber ... schon okay. Wirklich. I-ich melde mich, wenn ich zurück bin.«

»Na schön, dann bis gleich«, sagte Adam noch und mit einem letzten Gruß verschwand Harry.

Nachdem sich die Tür des Gemeinschaftsraums hinter ihm geschlossen hatte, machte er sich auf den Weg zu Professor Snapes Büro, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die leeren Korridore von Hogwarts wirkten in der abendlichen Stille noch gespenstischer, und jeder seiner Schritte hallte laut wider, als wolle das Schloss selbst seine Angst widerspiegeln. Schließlich stand er vor der Tür, zögerte einen Moment, bevor er leise klopfte. »Herein«, kam es scharf von innen. Als Harry das Büro betrat, fühlte es sich an, als würde er in eine andere Welt eintreten – eine Welt, in der die Luft dichter und die Schatten länger waren. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, umgeben von flackernden Kerzen, welche sein Gesicht in ein unheilvolles Licht tauchten.

»Potter«, begrüßte Snape ihn mit einer Stimme, die kälter war als der Kerkerboden.

»Wieder einmal ein Vergnügen«, Harry schluckte, fand aber seine Stimme wieder.

»Sie haben mich herbestellt, Sir«, Snape erhob sich langsam, seine Bewegungen so fließend und bedrohlich wie die einer Schlange.

»In der Tat. Es scheint, als würden Sie nie lernen. Aber bevor wir beginnen ...«, seine Augen fixierten Harry mit einem durchdringenden Blick. »Ihren Zauberstab, Potter«, irritiert sah Harry den Mann an, reichte ihm dann aber mit einem Zögern den Zauberstab. Snape griff danach, seine Finger schlossen sich fest um das Holz.

»Ich frage mich«, begann Snape, während er den Zauberstab zwischen seinen Fingern drehte, »ob Sie jemals das wahre Potenzial dieses Werkzeugs ausschöpfen werden. Oder ob es bei Ihnen lediglich verschwendetes Talent darstellt«, Harrys Kiefer verkrampfte sich, doch er hielt sich zurück.

»Was soll ich heute tun, Sir?«, Snape legte den Zauberstab beiseite und lehnte sich über den Tisch, seine Augen funkelten böse.

»Oh, ich habe eine besondere Aufgabe für Sie, Potter. Etwas, das Ihrer ... einzigartigen Fähigkeiten angemessen ist«, Harry spürte, wie die Angst in ihm aufstieg, aber seine Stimme blieb fest.

»Und was wäre das, Sir?«

»Eine gründliche Reinigung meines Lagerbereichs«, sagte Snape mit einem Lächeln, das alles andere als freundlich war.

»Jeder einzelne Gegenstand. Und erwarten Sie nicht, dass ich nachsichtig bin, wenn es nicht perfekt ist«, für einen Moment wollte Harry protestieren, doch ein Blick in Snapes Augen ließ ihn verstummen. Die Herausforderung war klar, und obwohl er wusste, dass es eine weitere Demütigung war, hatte er keine Wahl, als sie anzunehmen.

»Verstanden, Sir«, erwiderte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Als Snape Harry den Weg zu dem begehbaren, aber sehr kleinen Vorratsschrank wies, lag eine düstere Vorahnung in der Luft. Der Raum war eng und überfüllt mit Regalen, die bis zum Rand mit Zutaten und Zaubertrankutensilien gefüllt waren, ein klaustrophobischer Alptraum. Alles war staubig und die Luft stand in dem Raum. Harry trat zögerlich ein, sein Blick schnell über die dicht aneinandergereihten Fläschchen und Gläser gleitend, die er laut Snapes Anweisungen reinigen sollte. Kaum hatte er den ersten Schritt getan, schwang die Tür hinter ihm zu und ein leises, aber bestimmtes Klicken verriet, dass Snape ihn eingesperrt hatte. Ein Moment der Stille folgte, in dem Harry das Ausmaß seiner Lage realisierte. Er drehte sich um, gerade rechtzeitig, um Snapes Silhouette durch den schmalen Spalt unter der Tür zu erkennen.

Echo der EinsamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt