Part 1 (Der neue Nachbar)

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Es dauerte lange, bis ich mich an dieses neue Haus gewöhnt hatte. Meine Eltern beschlossen, nachdem sie schnell wegen Kindesmisshandlung verhaftet wurden, umzuziehen. Meine frühere Nachbarin hatte meine Eltern dabei erwischt, wie sie mich mit bloßer Hand im Wohnzimmer geschlagen hatten. Die blauen Flecken dieses Tages habe ich noch immer auf meinem Oberkörper. Seit genau 74 Tagen. Mittlerweile ist es ein neuer Rekord. 74 Tage, an denen meine Eltern nichts angetan haben. 74 Tage, an denen die beinah schlimmsten Wunden die mir meine Eltern je angetan haben verheilen konnten. Naja schnell. Meine Nachbarin schrie erschrocken auf als sie mich am Boden liegen sah. Weinend. Sie war eine etwas ältere Frau. Voran kam sie nicht wirklich schnell. In der Zeit haben sich meine Eltern etwas beruhigt und bückten sich zu mir runter. Mein „Vater" packte mich fest am Oberarm und riss mich zu ihm. Er schrei mich an, ich solle aufstehen. 

„Du hast diesen Schmerz verdient. Nur das versteht diese alte Kuh, die neben uns wohnt nicht. Ich habe dir oft genug gesagt, dass du dich nicht so bemerkbar machen sollst." schrie er mich an während meine Mutter versuchte meine Haare halbwegs glatt zu streichen. Die Haare die mein Vater mir davor in Mengen ausgerissen hatte. Mein Vater hatte danach ein ernstes Gespräch mit dieser Nachbarin und versicherte ihr, dass ich nur umgefallen und auf den Wohnzimmertisch gefallen sei. Leider glaubte unsere naive Nachbarin meinem Vater und sie vergas das Thema dann auch ziemlich schnell. Diese Nachbarin war meine einzige Chance, meinen Eltern zu entkommen. Mein Vater hatte danach auch noch die glorreiche Idee, in eine Kleinstadt in Michigan zu ziehen. Über 100 km von meinem alten Zuhause entfernt. Seit über einem Monat leben wir nun auch in diesem eigentlich riesigen Haus. In dem mir ein Zimmer mit einem schlechten Zustand. Die Küche konnte ich nicht betreten. Das Essen wurde mir ins Zimmer gebracht. Oder ich hatte ein oder zweimal nichts zu essen an einem Tag. In der Schule auch nur einen Apfel mitzuhaben, blieb ein Traum.

 Aber es fiel niemanden auf, da ich in der Schule meist alleine saß, da ich jeden Besuche bei uns Zuhause vermeiden wollte, und es nicht brauchte, wenn mir jemand Fragen zu meinen Narben stellte. Freunde hatte ich auch in meiner alten Schule keine. Und jetzt auch seit über 5 Monaten auch nicht. Nachbarn hatten wir zwar welche, aber mit denen hatten wir nie geredet und sie wohnten etwas weiter weg. Neben uns stand ein Haus, was allerdings leer war. Naja, es war leer. . Denn gestern fuhren wie aus dem nichts 2 Transporter in die Einfahrt ein. Direkt hinter dem zweiten war eines der wohl luxuriösesten Autos das ich seit langem gesehen hatte. Wahrscheinlich ein Porsche oder so. Ich konnte Autos noch nie so richtig erkennen und schon gar nicht auseinanderhalten. Es kam mir alles wie in Zeitlupe vor. Das Auto. Die Plötzlich dagewesenen reich zu scheinenden Nachbarn.

 Vielleicht meine Change endgültig von zu Hause wegzukommen. Doch meine Eltern sahen die Wägen leider auch einfahren. Also wussten sie das wir neue Nachbaren bekommen. Nicht gut. Doch diesmal wollten sie einen guten und vor allem unauffälligen ersten Eindruck machen. Also hielten sie es für eine gute Idee, wenn wir unsere neuen Nachbarn doch am nächsten morgen besuchen würden. " Such dir für morgen deine schönste Kleidung raus. Du darfst uns ja nicht blamieren." sprach meine Mutter angeekelt zu mir. Ich nickte nur, da mir der Mut auch nur irgendwas zu sagen fehlte. Ich wollte immerhin diese 74 Tage ohne Schmerz zu 75 machen. Ich ging also gleich hoch auf mein Zimmer um in meinem Schrank nach angemessenen Kleidungen zu suchen. In der einen Hälfte waren all meine Pullis, die ich dann anzog, wenn ich die Wunden, die mir meine Eltern zufügten Verstecken wollte. In der anderen waren 7 Tops.

 Ich hatte sowieso nicht oft die Change eines anzuziehen. Da ich mich meistens mit meinen Armen vor den Schlägen meines Vaters schützen wollte. Doch ich hatte dieses mal keine Flecken auf meinen Armen. Also beschloss ich, mir ein schwarzes Tank top zu nehmen. Ich würde morgen sowieso eine Weste darüber ziehen.  Zu dem Top legte ich mir noch eine dunkelblaue Jeans Hose dazu. Unsere Nachbarn würden sowieso wieder irgendwelche älteren Leute sein, die ihr ganzes Leben lang auf so ein teures Auto gespart hatten. Also wollte ich so normal und angemessen wie möglich aussehen. Das Abendessen fiel für mich dieses Mal überraschenderweise nicht aus. Meine Eltern waren sogar sehr glücklich darüber, neue Nachbarn zu haben. " Endlich eine Change, wie eine normale Familie zu wirken. Hoffentlich sind unsere neuen Nachbarn alt. Dann müssen wir uns auch nicht s viele Sorgen machen, dass sie uns öfter besuchen wollen." mein Vater sprach mit so einer Freude in seiner Stimme, die ich davor nur zwei Mal gehört hatte. Einmal, als er meine Mutter heiratete und einmal nachdem wir in dieses Haus gezogen sind.  Ich war 8 zu dem Zeitpunkt, an dem meine Eltern heirateten. Diese Nacht war dann auch die letzte, an die ich mich erinnert habe, in der ich am nächsten Tag ohne Blaue Flecken aufgewacht bin. 

Danach war alles anders. Ich aß so schnell wie möglich die von meiner Mutter zubereiteten Spaghetti auf und ging nachdem ich mein Teller weggeräumt hatte, in mein Zimmer um mich bereit fürs Bett zu machen. Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich einfach glücklich war, dass mein Körper nicht überall brannte, wenn das Wasser aus der Dusche darüber lief. Als ich in meinem Bett lag, und darüber nach dachte, wie unsere Nachbarn so sein könnten, schlief ich ein. Es war eine erholsame Nacht. Keine Albträume. Keine Schmerzen. Einfach nur Ruhe und Frieden. Zumindest bis zum nächsten Tag. Denn meine Mutter stand um halb sieben in der Früh vor meinem Zimmer und sprach zu mir :" AUF AUF!! Wir müssen noch das Willkommensgeschenk herrichten und du musst diese Kahle Stelle auf deinem Kopf irgendwie überdecken. Mach deinen Scheitel weiter nach links. Schnell." Nach circa 10 Minuten Haarstylens, kam ich nach unten und sah meine Eltern in der Küche sitzen. Die Küche war ein absolutes Tabu für mich, also wartete ich vor der Haustür bis sie endlich rauskamen. Die beiden Häuser standen dicht nebeneinander, deshalb hatten wir keinen weiten Weg. Doch meine Eltern und ich wurden alle überrascht, als wir uns dem Haus näherten.

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