Kapitel 6

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Matti war gegangen und ich hatte mich ins Bad begeben um das Chlor von meinem Körper zu waschen.

Mein Blick lag auf dem Waschbecken, ich hatte die paranoide Angst, die Kette von Matti würde verschwinden, wenn ich sie nicht dauerhaft ansah.

Noch immer war da dieses warme Gefühl in meiner Brust, als ich an das Geschenk und die Umarmung dachte. Matti war mein bester Freund und ich wusste nicht, wie ich das verdient hatte, ihn verdient hatte.

Genießend schloss ich ein letztes mal kurz die Augen und genoss den warmen Strahl auf meinem strapaziertem Körper, das lange Schwimmen hatte mich platt gemacht.

Voller Glücksgefühle trat ich aus der Dusche und kleidete mich an. Ich schloss die Badezimmertür auf, damit Lea und Max hineinkommen konnten wenn sie es wollten und kümmerte mich um meine Haare, nachdem ich die Kette wieder angelegt hatte.

Ich war gerade dabei, meine Hände vom Haaröl zu befreien als die Badezimmertür aufgestoßen wurde und Nikolas bedrohlich hineinkam. Seine Augen funkelten, seine Miene war gehässig zu einer Fratze verzogen und augenblicklich wich ich zurück und machte ihm Platz.

"Na du" ,spottete er und verschloss die Tür hinter sich, "Einen schönen Tag gehabt?"

Bilder von ihm, wie er mir eine Backpfeife verpasste penetrierten meinen Kopf und ich spürte die Angst in mir aufwallen. Ich hatte noch nie in meinem Leben so Angst gehabt wie vor diesem Mann gerade.

Bedrohlich kam er näher und näher, während ich stück für stück zurückwich, die Arme schützend vor meinem Gesicht: "Bitte" ,flehte ich, "Ich hab getan was du gesagt hast."

Meine Stimme war ein erbärmliches winseln, doch seine Augen leuchteten triumphierend auf, als er mich überragte: "Versteck dich doch nicht, ich tu dir nichts" ,spottete er und trat zum Spiegelschrank aus dem er etwas entnahm und ging. Schnell atmend saß ich da und wartete, worauf wusste ich nicht. Ob er zurück kam oder etwas geschah, doch es geschah nichts.

Auf einmal flog die Tür auf und Max kam herein, übersah mich zuerst und erschrak heftig, als er mich dann doch in der Ecke kauernd bemerkte: "Was machst du denn hier?" ,ich zuckte überspielend mit den Schultern, "Chillen?"

Mein Bruder sah mich skeptisch an, schüttelte unmerklich den Kopf und begann seine Zähne zu putzen. Ich ergriff dabei die Chance, stand auf und ging in mein Zimmer. Dort legte ich mich flach auf das Bett und prügelte auf die Matratze ein. Warum war ich nur so ein Schwächling?

Verheult, stellte ich mir einen Wecker auf neun Uhr und legte mich, Gesicht zu meinem Handy hin und wartete. Wartete darauf das ich einschlief, oder mein Handy aufleuchtete oder irgendetwas. Ich würde meinem Vater nicht mehr schreiben, sagte ich zu mir selbst, wenn er will wird er Antworten.

Und so schlief ich ein, alleine und einsam. Verängstigt von einem Mann, einem fremden, den ich kaum kannte. Der auf einmal da war und alles veränderte auf die schlimmst mögliche Weise.

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Eine Bewegung in meinem Bett weckte mich spät in der Nacht. Müde sah ich mich um und entdeckte auch, was besser gesagt wer dort in mein Bett kroch. Lea hatte ihren Stoffhai fest an sich gedrückt und kuschelte sich an mich: "Hey, was ist los?" ,fragte ich verschlafen.
Lea zuckte zusammen und rückte näher: "Ich wollte dich nicht aufwecken, es tut mir Leid." Aufmunternd lächelnd sah ich zu ihr hinunter. Lea kam immer seltener zu mir gekrochen. Meist waren es Gewitter oder Albträume die sie prägten. Vor meinem Auslandsjahr war sie lange nicht mehr zu mir ins Bett geschlüpft, weswegen ich nun umso besorgter war.

"Schlecht geträumt?" ,fragte ich, kein mücksschen Gewitter war zu hören. "Kann nicht schlafen" ,nuschelte sie beschämt in meine Brust. Sanft lächelnd strich ich ihr durch die Haare, summte dabei leise und merkte, wie ihr Atem sich langsam beruhigte.

StepfatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt