Der Tag ging vorrüber und Matti ließ mich auf gelesen, was mich mehr verletzte als es sollte. Zum Abendessen erschien ich nicht, hatte keinen Hunger und Lust jemand anderen zu sehen. Gelangweilt sah ich auf die Leinwand vor mir. Seit mehreren Stunden starrte ich sie an, ohne etwas zu verändern. Denn es war perfekt, obwohl irgendetwas fehlte, ich weiß nur nicht was.
Frustriert schmiss ich die Leinwand in eine Ecke und schmiss mich auf mein Bett, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie nicht mit der bemalten Fläche gelandet war. Traurig rollte ich mich ein, meine Decke fest an mich gepresst. Warum fühlte ich mich nur so? Warum war alles so anders geworden? Macht sowas ein Jahr und einige hunderte Kilometer Entfernung aus einer Familie? Aus Freunden?
Und so lag ich da, in meinem Bett, alleine.War Nikolas meine Strafe? Fragte ich mich immer wieder, hatte ich irgendetwas falsch gemacht, von dem ich nicht wusste?
Vater warum?Ich spürte die Wärme meiner Tränen auf der Wange, noch bevor ich realisierte, dass ich weinte, doch ich blieb still liegen. Lies die Tränen laufen und in mein Kissen sickern.
Als zögernd die Tür aufging und das knarzen meine Blase zerstörte: "Finn?" ,fragte eine Stimme und verheult sah ich auf, Matti.
"Es tut mir Leid" ,sagte mein bester Freund, ehe er seine Sachen ablegte und an das Bett getappt kam. Er lächelte Schuldbewusst und ich amte es ihm schlecht nach. "Kann ich dir irgendwie helfen?" ,fragte er, während er sich vor mein Gesicht hockte.
Zögernd rückte ich beiseite und er verstand. Mit leuchtenden Augen legte er sich neben mich und nach einem kurzen Blickkontakt nahm er mich fest in den Arm."Es tut mir Leid" ,war das einzige was ich noch wimmern konnte, bevor sein Geruch mich einnahm. Verzweifelt schloss ich die Augen und ließ los, ließ es raus, während Matti mich schweigend hielt. "Ich bin für dich da."
Eine ungewohnte Wärme breitete sich in mir aus, als die Worte durch meinen Verstand sickerten.
"Und das schätze ich mehr, als du denkst" ,war meine genuschelte Antwort, als ich mir schlagartig meiner Worte bewusst wurde.
Konnte das sein?
Ich-
Nein
Doch Mattis Blick, die Hand in meinem Haar und das Gefühl, dass sich in mir breitmachte wiedersprach.War es schon immer so? ,fragte ich mich still und kam zum Schluss: Nein.
Erst seit meiner Rückkehr.Ich wollte ansetzen zum sprechen, doch Matti legte einen Finger bestimmt auf meinen Mund: "Nicht."
Und so sahen wir uns tief in die Augen, die mehr aussagten, als jedes Wort dieser Welt es könnte.---
Am nächsten morgen wachten wir genau in dieser Position auf. Verlegen rückten wir voneinander weg. "Danke, wegen gestern-" ,stotterte ich hilflos drauf los, "Kein Ding?"
Wir wussten beide wir müssen drüber reden, doch keiner wagte den ersten Schritt.Schnell und bevor es noch unangenehmer wurde, stand ich auf: "Frühstück?" ,Matti grinste, sich ebenfalls erhebend, "Ich sterbe vor Hunger."
Es war sehr früh, alle anderen schienen noch zu schlafen. Still und heimlich, aßen wir Joghurt, mit frischen Früchten und Haferflocken. Wir schwiegen, was etwas ungewöhnlich, aber nicht völlig unangenhem war. Nach dem Frühstück Verschwand Matti recht schnell, wir umarmten uns flüchtig, nicht wie gute Freunde, sondern wie bekannte und dann sah ich ihm schon hinterher, wie er sich auf seinen Drahtesel Schwang.
Noch eine Weile stand ich an der Tür, sah in die Richtung in der er schon lange Verschwunden war.
"Finn?" ,fragte meine Mutter verschlafen und eilig schloss ich die Tür, "Ja?"
Meine Mutter stand im Schlafanzug im Türrahmen und rieb sich die Augen: "Was machst du?" ,rot werdend deutete ich nach draußen, "Also- ähm- Matti ist gerade gegangen und er hat mir- äh- noch gewunken!" ,log ich nicht sonderlich gut doch meiner Mutter schien es zu genügen."Ist er ohne Essen gegangen?" ,fragte sie skeptisch, "Nein, wir haben schon gegessen."
Tadelnd sah sie zu mir, und lief dann in die Küche, schnell folgte ich ihr: " Du weißt doch, dass wir am Wochenende gemeinsam Frühstücken."
Unbehagen tappte ich von einem Fuß auf den anderen: "Es tut mir Leid" ,sie seufzte, "Das du aber ja heute Abend mit uns zusammen isst.""Natürlich" ,meinte ich nur und ging dann die Treppe hoch und ins Bad. Dort sorgte ich, dass ich halbwegs vernünftig aussah und setzte mich dann aufgrund meines Schlechten Gewissens an den Tisch. Ich aß und sprach nicht, sondern hing meinen Gedanken nach, während Lea irgendwas ganz tolles erzählte. Zumindest klang es in ihrer Stimmlage sehr wichtig. Mein Blick huschte zu Max, der lustlos in seinem Müsli rumstocherte und meinen Blicken auswich. Doch in seinem Gesicht konnte ich sehen, dass er noch lange geweint haben muss.
Bevor ich wütend werden konnte, war das Essen aber um und Max stand so schnell wie es ging auf und hastete, ohne seine Schale abgeräumt zu haben, die Treppe hoch. Seufzend half ich den Tisch abzudecken, mit Max musste ich reden. Es tat weh meinen kleinen Bruder so zu sehen.
Nikolas sah mich dabei die ganze Zeit berechnend kalt an, doch durch meine ganzen Sorgen bemerkte ich seine Blicke nicht und hiefte mich schließlich hoch, um mit Max zu reden.Ich hasste es Fehler einzugestehen und ich wusste, ich konnte für den gestrigen Abend nichts, doch ich hätte nicht gehen sollen. Vielleicht hat ihm Nikolas was angetan? Dachte ich, verwaf den Gedanken aber wieder. Bis jetzt schien es immer so, als hätte er es auf mich abgesehen und auch Max hätte ganz klar Angst gezeigt während des Frühstücks.
"Hey Max" ,klopfte ich an die Tür, "Kann ich reinkommen?"
Ich wartete, doch im Zimmer blieb es ruhig. "Es tut mir Leid, ich hätte nicht gehen sollen, kannst du mir verzeihen?" ,fragte ich gegen die Tür, doch immernoch schwieg diese. Ich seufzte: "Ich hab dich lieb, wenn was ist bitte komm zu mir." Gerade wollte ich mich abwenden, als die Tür geöffnet wurde und Max mit geröteten Augen darin stand.Er umarmte meinen Bauch und wisperte: "Es ist nicht deine Schuld." Und mehr auch nicht. Nach einigen Minuten hob ich ihn schließlich hoch und legte uns in sein Bett. Wenn er nicht sprechen wollte, was solls? Und so lagen wir da, er seinen Kopf tief in meinem Bauch versteckt und ich seine Haare kraulend. Schließlich merkte ich, wie ruhig sein Atem geworden war und dann schwappte auch bei mir die Müdigkeit ins Hirn und ich schloss die Augen.
"Hey" ,summte ich sanft, "Besser?"
Ein verschlafener Max sah mich aus großen Augen an und nickte schließlich. Das leichte Lächeln, welches sich um seinen Mund bildete bestätigte mir die leichte Besserung zusätzlich. Auch ich lächelte sanft und löste mich. Es war bereits Mittag. "Möchtest du was spielen?" ,fragte ich schließlich um etwas Alltag zurück zu gewinnen. Kurz dachte der kleinere nach, nur um dann schließlich zu nicken und auf ein Puzzle im Regal zu deuten.
"Also komm-" ,kurz überlegte ich ihm einen Kuss auf den Haaransatz zu geben, nicht wissend ob der dies als uncool warnehmen würde, entschloss mich schließlich dafür.Zu meinem Glück lächelte Max seelig und wir fingen an zu Puzzlen. Nun ja, ich puzzlete, da Max irgendwann entschied, es wäre viel Cooler, auf meinem Schoß zu sitzen und zuzusehen. Lassen wir es ihm ausnahmsweise durchgehen. Dabei hellte sich die Stimmung schließlich auf und am Ende entpuzzlete er mehr als alles andere und machte mich dadurch halber Wahsinnig.
Doch auch die schönsten Momente müssen Ende, als Mama alle zum Essen rief.
Lachend liefen wir zwei nach unten, nur um eine schmollende Lea vorzufinden. "Nanu?" ,fragte ich, "Was ist dir denn über die Leber gelaufen." Doch Lea, gemäß ihres Alters, drehte den Kopf weg und ignorierte mich. Als letztes Betrat Nikolas das Zimmer und setzte sich, verteilte das Essen, was er irgendwie immer tat und wünschte einen guten Appetit. Unsicher verfolgte ich die Dynamik am Tisch.Mama plapperte und plapperte und so sehr es mich freute, sie glücklich mit Nikolas zu sehen, umso tiefer schmerzte es. Wie konnte sie ihn nur lieben?
Nikolas schien den Blick auf sich gespürt zu haben, denn er sah zu mir, dreckig grinsend und die Augenbraue provokativ in die Höhe gezogen. Ich war versucht ihm die Zunge rauszustrecken, unterdrückte es gerade noch so."Ich bin gleich im Bad" ,unterbrach ich dann schließlich doch meine Mutter, "Braucht noch jemand etwas, bevor ich Duschen gehe?" ,alle schüttelten den Kopf. "Gut dann ähm- bin ich Duschen" ,erhob mich und räumte meinen Teller nichtsdenkend auf.
Ich würde es bereuen, das Bad betreten zu haben...
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Stepfather
Novela JuvenilFinn kommt nach seinem Auslandsjahr endlich nach Hause, doch was ihn dort erwartet verstört ihn zutiefst. Seine Eltern haben sich scheiden lassen und sein neuer "Vater" Nikolas zeigt ihm, dass er alles andere als Willkommen ist. Doch in seinen kühns...