Ungeduldig wippte ich auf meinen Füßen, können die nicht endlich aufmachen?
Es waren erst einige Sekunden vergangen, als ich Schritte vor der Tür vernahm und den Kopf hob, als die Tür geöffnet wurde.
Ich wollte schon aufkreischen vor Freude, als ich das fremde Gesicht eines Mannes vor mir sah, der mich aufmerksam musterte, ehe sein Blick auf dem Koffer hängenblieb: "Hallo, du musst Finn sein" ,sagte er freundlich und trat zur Seite.
Verwirrt folgte ich seiner fordernden Geste und trat hinein. Ich griff nach meinem Koffer, und zog ihn ächzend über die Schwelle der Tür: "Lass mich das machen" ,sagte der Fremde und hob den Koffer mit einer Leichtigkeit hinein.
"FINN!" ,schrie eine hohe Mädchen Stimme, "Hä Finn kommt erst morgen!" Wiedersprach eine Jungen Stimme genervt. "Nein! Schau doch" ,erwiderte Lea, die um die Schwelle sah, dann angerannt kam und mich ansprang.
Sofort nahm ich sie hoch und wirbelte sie stürmend durch die Luft: "Hallo meine Kleine" ,sprach ich sanft und erblickte dann auch Max. Dieser war in einer Art Schock starre, bevor er mich ebenfalls stürmisch umarmte. "Du bist es ja wirklich!" ,rief er erfreut und ließ mich kaum los.
"Finn?" ,ich sah mich um und stand nun meiner Mutter gegenüber die mich grinsend ansah. "Hallo Mama" ,sprach ich ebenfalls gerührt und ließ Lea runter.
"Komm her" ,sprach sie und breitete ihre Arme aus. Sofort durchschritt ich den letzten Abstand und ließ mich mit heftigem Herzpochen in ihre Arme fallen: "Ich hab euch so vermisst" ,sprach ich den Tränen nah.Meine Mutter löste die Umarmung und musterte mich von Kopf bis Fuß: "Du siehst gut aus" ,Ich grinste, als der Fremde Mann sich räusperte und hinter meine Mutter trat. "Wir haben erst morgen mit dir gerechnet" ,sprach er tief und dunkel und legte eine Hand von hinten auf die Schulter meiner Mum. Eine meiner Augenbrauen zog sich leicht in die Höhe, als ich schweigend seine Hand betrachtete.
Fragend sah ich meine Mutter an, die sofort etwas niedergeschlagen wirkte und mich bemitleidend ansah: "Lass uns ins Wohnzimmer gehen, wir müssen über etwas reden" ,sprach sie ernst und mir wurde ganz flau im Magen. "Wo ist Papa?" ,fragte ich sie und sie zuckte kaum merkbar zusammen, antwortete aber nicht.
"Setz dich erstmal, möchest du etwas trinken?" ,fragte sie doch ich schüttelte den Kopf.Seufzend setzte sie sich mit gegenüber und schickte dann meine Geschwister raus in den Garten spielen. "Aber Finn ist gerade erst angekommen!" ,protestierte Lea, doch Max zog sie schon am Arm hinter sich her, der Fremde folgte ihnen, nach einem fragenden Blick zu Mama.
"Wo ist Papa?" ,fragte ich schon zum zweiten mal und Mama seufzte schwer. "Er wird nicht wiederkommen Finn. Wir haben uns Scheiden lassen" ,sprach sie und sah mir tief in die Augen, "Kurz nachdem du weg gefahren bist hatten wir entschieden, dass es das beste wäre. Wir haben uns nicht mehr geliebt und er wollte getrennte Wege gehen."
Überrumpelt saß ich auf der Couch und verdaute die Information, als auch schon die ersten Tränen meine Wangen runterlief. "Aber wieso hast du nichts gesagt?" ,warf ich ihr anklagend vor. Sie sah mich mitleidig an: "Wir haben entschieden, dass du es lieber von uns persönlich erfahren solltest und wir wollten das du dieses Jahr in England genießen konntest. Ich weiß du bist verletzt, aber es wird alles gut mein Engel, ja?"
Verzweifelt sah ich an meiner Mutter vorbei, konnte meine Welt hinter ihr einbrechen sehen. Ich schluckte schwer und räusperte mich: "Und wer ist dieser Fremde?" ,fragte ich pikiert und nickte kaum merklich in die Richtung, in die meine Geschwister und er gegangen waren.
"Das ist Nikolas, mein Freund. Er wohnt seit zwei Wochen hier."Das war zu viel. Empört verzweifelt und mit einer unbeschreibaren Wut sah ich meine Mutter an, wartete, dass sie sage dies wäre ein Scherz, doch das war es nicht. Ich war ein Jahr weck gewesen und nun kam ich zurück und alles war anders?
"Sag mir das DAS nicht wahr ist" ,wisperte ich tonlos, versuchte den Schmerz zu verstecken, "Sag mir das DAS ein Scherz ist und Papa heute Abend von der Arbeit kommt."
Meine Mutter schüttelte den Kopf: "Es tut mir so Leid Finn" ,auch sie war den Tränen nah, doch es rührte mich nicht. Vorsichtig hielt sie mir ihre Hand hin, versuchte mich an der Schulter zu streicheln doch ich wich, wie verbrannt zurück."Fass mich nicht an!" ,keifte ich und wich auf dem Sofa zurück. "Bitte Finn, wir müssen darüber reden" ,hielt sie an ihrem Standpunkt fest. Heftig schüttelte ich den Kopf: "Ihr könnt mich Mal!" ,rief ich, bevor ich die Treppe hochstürmte und in mein Zimmer. Ich vernahm auf der Treppe noch die Stimme von Nikolas der meine Mutter zu trösten schien. Aber es scherrte mich einen Dreck. Sie hatten sich Scheiden lassen und mich über ein halbes Jahr im Ungewissen gehalten.
Panisch rupfte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer von Dad. Irgendetwas in mir konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben. Mit nassen Wangen lauschte ich auf das Tuten, doch niemand nahm ab.
Verzweifelt sprach ich auf den Anrufbeantworter meines Dads, wollte eine Rechtfertigung, wollte ihn anflehen zurück zu kommen, doch ich tat es nicht. Mit weinerlicher Stimme brachte ich nur ein: "Hey Papa, ich wollte mit dir reden, Ruf mich doch bitte zurück" ,heraus.Stöhnend rollte ich mich in meinem Bett zusammen, ich hatte mir viele schlimme Sachen vorgestellt die geschehen könnten, doch nicht in diesem Ausmaß. Meine heile 'vor England Welt' wurde zerschlagen und mit Füßen getreten und ich konnte nichts tun außer das Endergebnis zu betrachten und mich zu wundern, wie das alles so schnell geschehen konnte.
Ich wollte Matti anrufen und mich ausheulen, doch irgendetwas in mir wehrte sich. Ich wollte nicht, dass meine Rückkehr auch bei ihm so anfing, nein, dass wollte ich nicht. Beim Gedanken an Matti schlich sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht und mir wurde sofort ein bisschen wärmer. Ich freute mich ihn zu sehen, doch den heutigen Tag hatte ich ihm gesagt, will ich erst mit meiner Familie verbringen.
Ich lachte verbittert auf: "Meine Familie" ,und zog dann das Kissen über mein Gesicht, in der stillen Hoffnung ich würde aus diesem Albtraum erwachen oder wahlweise einfach ersticken.
"Finn?" ,sprach eine tiefe Männerstimme aus dem Türrahmen und blickte mich an. Nikolas war mir nicht geheuer. Meine Mutter kannte ihn erst zwei Monate und brachte ihn einfach in unser Haus. Allgemein kam es mir zu früh vor, war die Liebe zwischen meinen leiblichen Eltern so kaputt gegangen ohne das ich es bemerkt habe? "Finn?" ,räusperte sich Nikolas erneut und ich starrte ihn stumm an, nicht wissend was ich sagen sollte.
Er trat ein und schloss die Tür hinter sich, er wirkte bedrohlich und lauernd und sofort kroch ich ein Stück zurück in meinem Bett. "Finn?" ,fragte er erneut und um seine Lippen bildete sich ein hämisches Grinsen, was mich erschauern ließ.
"Finn?" ,fragte er nun etwas genervter und hob vielsagend die Augenbrauen.
"Ja?" ,kam es kratzig aus meinem Mund und ich hasste die Unterschwellige Angst die mitschwang."Deine Mutter hat mir alles erzählt" ,sprach er sachlich, immer noch mit diesem verdammten Grinsen. "Sie ist völlig aufgelöst, geh zu ihr und sprich mit ihr" ,schlug er vor, doch es hörte sich eher nach einem Befehl an. "I-Ich möchte nicht" ,sprach ich stotternd und seine Augen glühten auf. "Deine Mutter hat nicht alleine die Schuld an dem, was passiert ist. Du musst dich damit abfinden, dass ich nun dein Vater bin." Er lächelte immer noch und auch wurde seine Stimme nicht lauter oder sonst was, aber mir lief es kalt den Rücken runter. Was war bloß mit diesem Typen los?
Ich wollte ihm gerade widersprechen, doch sein Blick ließ mich verstummen: "Ich komme gleich" ,wisperte ich, obwohl das das letzte war, was ich gerade wollte. Zufrieden kehrte Nikolas mir den Rücken zu, öffnete die Tür und blieb in der Schwelle stehen: "Willkommen Zuhause."
DU LIEST GERADE
Stepfather
Ficção AdolescenteFinn kommt nach seinem Auslandsjahr endlich nach Hause, doch was ihn dort erwartet verstört ihn zutiefst. Seine Eltern haben sich scheiden lassen und sein neuer "Vater" Nikolas zeigt ihm, dass er alles andere als Willkommen ist. Doch in seinen kühns...