Stepfather

Kapitel 4

Eingekuschelt in meine Decke lag ich im Bett, genoss die Ruhe und Stille des Abends und dachte nach. Die Stille war nach all den neuen Informationen und Situationen angenehm. Doch der Schlaf wollte und wollte nicht kommen. Zu sehr schwirrte eine Person in meinem Kopf, was hatte Matti mir nur sagen wollen? Er klang ernst. 

War bei ihm alles okay? Ich kannte Matti schon seit der Grundschule. Er war eher wuselig und aufgedreht, diesen ernsten Ton kannte ich gar nicht von ihm. Ich drehte mich auf die rechte Seite und sah zu meinem Handy, welches still auf meinem Nachttisch lag und vor sich hin lud. Sollte ich ihm schreiben? 

Nein, er würde schon von selber darauf zurückkommen. Vielleicht konnte ich morgen, nachdem er aus der Schule war, ja wieder zu ihm. Die letzten zwei Schulwochen würde ich Zuhause bleiben und dann im nächsten Schuljahr mit Matti meine Abi anstreben. Meine Leistungskurse müsste ich am Freitag noch wählen, bis dahin waren es aber noch zwei Tage und ich war mir schon sicher, was es werden würde.

Französisch wird abgewählt und dazu noch Chemie und Musik. Als Leistungskurse werden es Kunst, Mathe und Physik. Ich lächelte, bis auf Kunst hatte Matti die selben Leistungskurse gewählt, wir wollten unbedingt weiterhin zumindest ein paar Unterrichtsstunden gemeinsam haben. 

Sorgen, nicht im Unterricht mitzukommen, aufgrund des Auslandsjahres hatte ich nicht. Ich war gut in der Schule und viele der Themen die Matti mir geschrieben hatte, hatte ich in der Schule dort ebenfalls gehabt.

Mir wurde zu heiß und so zog ich mein T-Shirt aus und lag nur noch in Boxer und einer dünnen Sommerdecke in meinem Bett. Meine Gedanken schweiften zu dem Mann, zwei Türen weiter. 

Nikolas, es war ein schöner Name, der so gar nicht zu dem düsterem Mann passte, wie konnte meine Mutter nur in so einen Menschen verliebt sein. Wie konnten meine Geschwister ihn nur so abgöttisch lieben? Er hatte zwar nur mich bis jetzt mit Hass empfangen, er flocht Lea sogar ihre Haare und das jeden Morgen. Wie konnte er nur so anders zu mir sein? Sah er mich als Bedrohung? Hatte ich etwas falsches getan?

Was war mit Papa, wird er mir jemals antworten oder mich zurückrufen? Ein letztes mal sah ich durch meine Whatsapp Nachrichten doch die Haken unter der Nachricht waren dunkel. Ich wünschte mir nur ihn einmal zu sprechen, wollte wissen, wie es soweit kam.

Langsam bekam ich Kopfschmerzen und versuchte meine Gedanken abzuschalten. Ich drehte mich zurück auf die Linke Seite und schloss meine Augen, dachte an meine Freunde auf der anderen Seite der Welt und hatte so zum Glück keine Probleme einzuschlafen. Ich vermisste sie alle sehr, doch ich war trotz Nikolas froh wieder zuhause zu sein. 

---

Dumpfes hämmern an meiner Tür weckte mich viel zu früh am nächsten morgen. Blinzelnd griff ich nach meinem Handy und sah auf die Uhr. Die Helligkeit des Displays blendete mich so grell, dass ich erst die Helligkeit hinunterschalten musste um auch nur irgendetwas zu erkennen. 7:23Uhr sagte mein Wecker und ich stöhnte. 

Erneut klopfte es an meiner Tür, noch energischer. "Ja?" ,rief ich endlich mit kratziger Stimme und rieb mir den Schlaf aus den Augen. "Es sind alle aus dem Haus und du schläfst noch" ,tadelte Nikolas grimmig und funkelte mich düster an. Von dem Mann am Esstisch der sich beinahe normal verhalten hatte, war kein Funken mehr übrig. 

"Ich muss nicht zur Schule" ,erwiderte ich brummig, es war zu früh für mich um Nikolas ernst zu nehmen. "Na schön" ,sagte Nikolas finster, "In fünfzehn Minuten bis du unten und fertig, wir werden uns um den Garten kümmern. Keine Sekunde später klar?" 

"Ja- ha" ,sagte ich abfällig und machte keine Anstalt aufzustehen. Ich schloss die Augen, nicht daran denkend seinem Befehl auch nur ansatzweise zu gehorchen. Der Jetlag machte mir zu schaffen und mein Kopf beging langsam zu dröhnen.