Two

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Kentin packte seine Handtücher auf den frischen Stapel mit Unterwäsche. Brauchte er noch etwas?
Es waren nur zwei Nächte, er brauchte nicht seinen ganzen Kleiderschrank. Dennoch ging er akribisch den Stapel mit Kleidung durch, so wie er es beim Militär gelernt hatte.
Er freute sich auf ein paar dienstfreie Tage jenseits der Kaserne, in der man immer die selben dummen Gesichter sah, immer das Selbe machte und Abends mit den Kameraden Bier trank und Karten kloppte.
Vielleicht war es aber trotzdem nicht die schlechteste Idee, in die Armee einzutreten. Er hatte viel gelernt.
Über Ordnung, über Disziplin und vor allem über sich selbst. Den kleinen Außenseiter, den alle herumgeschubst haben in der Oberschule, den gab es nicht mehr. Der Mann, der ihm aus dem Spiegel entgegenlachte, war groß, vielleicht nicht mega-gutaussehend, aber ansehnlich und muskulös. Er gefiel sich so.
Und er gefiel den Damen. Ein Umstand, an den er sich noch nicht gewöhnt hatte und der ihm etwas suspekt war. Denn mit den Jahren bekam er mehr und mehr das Gefühl, dass sein Interesse... mehr „am anderen Ufer" lag.
Aber ausprobiert hatte er das noch nie.
Er war Soldat! Er konnte sich nicht erlauben, das Gerüchte über homoerotische Neigungen oder Beziehungen seinerseits bekannt würden. Die Armee war leider nach wie vor ein äußerst homophobischer Lebensbereich und Schwulenwitze waren an der Tagesordnung.
Nein, das würde er nicht riskieren. Er hatte noch 3 Jahre Dienstzeit vor sich, dann war er 25, dann konnte er machen, was er wollte.
Mit einem Schmunzeln warf er einen Blick auf den Laptop und das geöffnete Chatfenster. Der Typ, der sich Äpfelchen nannte, schien Interesse an ihm zu haben. Er hatte sich geradezu überworfen, als er hörte, das er, Kentin, Soldat war.
Denn dann war er doch sicher auch durchtrainiert und stark. Diese Unterhaltung hatte Kentin und auch den anderen im Chat großen Spaß gemacht.
Bis auf den Typen namens Kirshi vielleicht.
Kentin hatte das Gefühl, da war was zwischen den beiden, denn sie waren die Einzigen aus der Gruppe, die sich persönlich kannten. Aber im Grunde ging es ihn nichts an.
Er hatte nicht vor, eine Liebschaft zu beginnen, die ein Wochenende lief oder sich in bestehende Freundschaften zu drängen. Er wollte die Leute, mit denen er seit einem Jahr regelmäßig chattete und die er mochte, einfach einmal persönlich kennenlernen.
Mit seiner Auswahl zufrieden packte er die Klamotten in seinen Armeesack und machte sich bettfertig. Morgen früh um Fünf würde er die Kaserne verlassen und in sein Wochenende starten.
Freitag, Samstag, Sonntag.
Das gab es selten. Aber in dem Link stand, dass am Freitagabend jemand zugegen sein würde in dem alten Gasthaus und das die Leute als erstes ein gutes Essen erwartete.
Er war gespannt.

Spieluhr [AS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt