5. Alles andere ist Zeitverschwendung

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"Bist du sicher, dass du nicht zu Madam Pomfrey willst?", fragte Regulus.
"Mir geht es ausgezeichnet", erwiderte Augusta und schlug energisch ihr Buch für Alchemie auf, was fast das Deckblatt von dieser alten Ausgabe davonfliegen ließ. "Wann ist eigentlich das nächste Hogsmeade Wochenende?", fragte sie, um auf ein anderes Thema zu kommen.
Hinter ihnen konnte sie ein lautes Lachen hören, als eine Gruppe Gryffindors in das Klassenzimmer kam.
"Da wir eine ungerade Zahl sind, muss ich mich wohl opfern", erklärte einer der Gruppe laut und ließ sich mit einem breiten Lächeln neben Rhea nieder.
"Ich habe einen Freund, McNamara", sagte diese scharf und rückte mit ihrem Stuhl weg von ihm. Gryffindors waren unaustehlich.
"Ist es Blutmagie?", fragte Regulus und zog Augustas Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Was?"
"Ist es Blutmagie? Geht es dir deshalb so schlecht, Lia?", wiederholte er. Augusta konnte sich noch gut an den Aufenthalt im Krankenflügel erinnern, danach keine witzige Erinnerung.
"Mir geht es gut. . . es ist nur viel Besorgniserregendes los in der Welt. Außerdem springst du auch nicht voller Energie durch die Gänge von Hogwarts." Hatte er auch nie, Regulus, war mehr der ruhige stille Typ, aber man sollte ihn nicht unterschätzen.

Ihre Professorin kam hinein und widerwillig drehte sich Regulus nach vorne, um dem Unterricht zu folgen. Augusta passte nicht wirklich auf, aber der Hamster in ihrem Hirn rannte sich die Pfoten wund. Dumbledore konnte ihr nur so viel über die Horkurxe erzählen, er glaubte, dass es fünf oder sechs waren, was eine extreme Anzahl war. Die meisten Leute, die ihre Seele spalten, taten es einmal, auch weil es immense Auswirkungen auf Körper und Seele haben muss. Es war nicht einfach, Bücher über Horkruxe zu finden, selbst Bücher über dunkle Magie hatten nur wenige Sätze, wie schlimme Horkruxe und ihre Erschaffung waren.

Die Slytherin starrte auf das leere Notizblatt vor sich. Sie war sich ziemlich sicher, einmal etwas über Horkurxe während ihrer Schulzeit gelesen zu haben, aber sie wusste nicht wo. Selbst in ihrer Sammlung von Büchern, die sie sich in den letzten fast 20 Jahren aufgebaut hatte, waren nur wenige Erwähnungen von dieser Magie gewesen. Sie musste einen Seufzer unterdrücken, als sie sich erinnerte, dass diese Sammlung nun nicht mehr (oder noch nicht) existierte.
Dumbledore konnte ihr nicht genau sagen, was die Horkruxe waren, er hatte bloß etwas von vermutlich historisch bedeutenden Gegenständen in Verbindung zu Hogwarts gesagt und dass es mächtige Gegenstände sein mussten. Nur den ersten Horkruxe kannte sie und sie wusste sogar, in wessen Besitz er sich befand: Das Tagebuch von Tom Riddle war bei Lucius Malfoy, dem Ehemann von Regulus Cousine.

Sie sah hinüber zu ihrem besten Freund. Seine grauen Augen waren auf ihre Lehrerin geheftet, aber zwischen seinen Brauen war eine kleine Sorgenfalte, die Augusta nicht deuten konnte.
Sie wusste, wo sie mit der Suche anfangen musste, aber zuvor brauchte sie noch etwas. Horkruxe waren nicht einfach zu zerstören, nur durch Basiliskengift, damit behandelte koboldgefertigte Waffen und Dämonsfeuer konnte das zustande bringen. Dämonsfeuer wäre theoretisch am einfachsten, aber es war unkontrollierbar und Augusta hatte wirklich nicht vor, in einem Feuer zu sterben. Also brauchte sie etwas anderes.

"Wir sind erst gerade in Hogwarts angekommen, was läuft falsch bei dir?", zischte Dalia wütend, als Augusta wieder in den Schlafsaal kam.
"Es waren knappe drei Stunden, komm wieder runter", erwiderte die andere Slytherin und hing ihren Mantel in den Schrank, bevor auch den karierten Pullover über den Kopf zog, worunter sie das weiße Hemd der Schuluniform trug. Aber Dalia sah sie immer noch sauer an, während Augusta die Krawatte umband, so dass ihr Outfit für das Abendessen wieder die Schuluniform war. "Du kannst unseren Deal jederzeit auflösen und mach es lieber jetzt, denn das wird nicht mein letzter Ausflug gewesen sein", bot sie ihr an, vorauf Dalia nur die Augen verdrehte.
"Und in den UTZs eine schlechte Note in Verwandlung zu schreiben?", sie schnaubte auf. "Wofür brauchtest du überhaupt ein Alibi, wo warst du überhaupt?"
Normalerweise hätte Augusta nichts gesagt oder gelogen, aber dieses Mal konnte sie die Wahrheit sagen, zumindest etwas. "Hogsmeade, ich brauche ein paar Dinge."
"Ich musste mich in der ersten Schulwoche drei Stunden lange in der Bibliothek verstecken, damit mich niemand ohne dich sieht und du gehst nach Hogsmeade?", rief Dalia. "Wir haben in zwei Wochen wieder Hogsmeade-Wochenende."
"Es gibt Dinge, die man sich in Amerika nicht kaufen kann, Dalia", antwortete Augusta genervt.
"Kaufen ist gut, du hast ja nie Geld. Du kommst aus einer wohlhabenden Familie, aber jedes Mal, wenn wir auf ein Butterbier ausgehen oder bei Zonkos vorbeischauen, musst du die Sickel zusammenkratzen."
"Als würde deine Familie von der Hand im Mund leben", zischte Augusta gerade, als Charlotte die Tür öffnete. Sie sah nur kurz zwischen den Mädchen, die mitten im Schlafsaal standen und sich wütend ansahen, hin und her, bevor sie die Tür wieder wortlos schloss, ohne reinzukommen. "Ich habe nicht vor, mich auf dem Geld meiner Familie auszuruhen und außerdem erwartet meine Familie von mir, dass ich etwas wie eine Arbeitsmoral habe. Also ja, ich bin oft pleite, weil ich für mein Geld arbeiten muss." Schon seit sie dreizehn war, hatte sie ihr Taschengeld durch kleine und größere Arbeiten in den Sommerferien aufgebessert. Momentan hatte sie zwar Geld, aber ihr nächster Kauf würde teuer werden.

Dalia verdrehte erneut die Augen und Augusta gab es auf und marschierte zur Tür. Charlotte, die dahinter wartete, beachtete sie gar nicht, als sie sich auf den Weg zum Abendessen machte.

Es war erstaunlich, wie schnell ihre alten Lügen ihr über die Lippen kamen, sie musste gar nicht nachdenken. Aber sie merkte auch, dass trotz all ihr Hirn auch wieder siebzehn war und damit auch ihre Emotionen. Nicht, dass sie die je richtig in den Griff bekommen hatte, aber mit dem Alter kriegte man eine andere Perspektive auf Dinge.

"Das ist doch etwas früh", sagte Augusta, als sie mit Regulus in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte.
"Geht so, meistens findet das Auswahltraining in der zweiten oder dritten Woche statt, aber der erste Match ist direkt nach Halloween", meinte er. "Carl will so viel Trainings-Zeit wie möglich.
Regulus würde also den ganzen Samstagnachmittag mit dem Quidditch-Auswahltraining beschäftigt sein als Sucher im Hausteam, also braucht sie keine Erklärung und konnte ihren kleinen Ausflug auf diesen Tag setzen. Sie hatte nie Geheimnisse vor Regulus gehabt, aber die Dinge haben sich geändert.
"Komm mit", meinte Regulus und zog sie am Ärmel nach rechts, wo der Korridor in die Jungenschlafsäle waren.
"Kannst du klopfen, bevor du ein Mädchen hier reinbringst?", herrschte Rabastan Regulus an, als der die Tür zu seinem Schlafsaal aufstieß und die beiden Slytherins eintraten. Er schien sich gerade umzuziehen und hatte nur Hemd und Unterhosen an. Eilig schlüpfte er in seine Pyjama-Hose und warf Augusta einen bösen Blick zu.

"Wieso? Für dich ist das wohl die einzige Chance, von einem Mädchen nackt gesehen zu werden", giftete Augusta belustigt, während Regulus etwas in seinem halb aufgeräumten Koffer wühlte.
"Sagt ja die Richtige, dich würde man nicht mal mit einer Kneifzange anfassen." Er schnappte sich sein Pyjama-Oberteil.
"Dumm, dass du da bist, jetzt müssen Reg und ich uns ein anderes Bett als deines aussuchen, um darin Sex zu haben", erwiderte Augusta und Rabastan verzog angewidert das Gesicht, bevor er im Badezimmer verschwand.
Die Slytherin wandte sich wieder Regulus zu, der nun mit etwas in seiner Hand vor ihr stand. "Ich glaube nicht, dass Rabastans Bett dafür ein guter Ort wäre", sagte er scherzhaft und Augusta schüttelte sich bei der Vorstellung. "Erinnerst du dich an meinen Onkel Alphard Black, der letztes Jahr gestorben ist?"

Augusta sah ihn wieder ernster an. "Auch wenn du nur 12 anstelle der gewünschten 16 Ururgroßeltern hast, so kenne ich den Stammbaum des vornehmen und gar alten Hauses der Blacks nicht auswendig."
Regulus quittierte ihre Bemerkung mit einem schwachen Lächeln. "Er war der Bruder meiner Mutter und als er letztes Jahr gestorben ist, hat er sein Vermögen meinem Bruder vermacht und wurde aus dem Stammbaum gebrannt. Nun haben die Hauselfen sein Haus fertig ausgeräumt und ich habe etwas reingeschaut, was sich zu seinen Lebzeiten angesammelt hat und dabei das entdeckt." Er streckte Augusta das Buch entgegen. Es war in ein dickes schwarzes Leder gebunden und die Seiten waren vergilbt.

Es hatte keinen Titel auf dem Einband und Augusta musste es aufschlagen, um etwas über den Inhalt zu erfahren.
Die Wege der Unsterblichkeit - Die Theorien von Konstanin Leclerc, Nicolas Flamel, Laoiz und weitere Wege zum ewigen Leben
Stirnrunzelnd las sie den Titel, sie mochte sich an das Buch als ein Geschenk von Regulus erinnern. Sie sah auf zu ihrem besten Freund, der ihre Reaktion kritisch beobachtete.
"Alles andere als Unsterblichkeit ist Zeitverschwendung, schon vergessen?", fragte er und erinnerte Augusta an einen Satz, den sie seit der Schulzeit weder gehört noch gesagt hatte. Einen Satz, den sie immer gesagt haben, wenn sie die Grenzen der Magie austesteten.

Who wants to live Forever? | Regulus BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt