11. Die Suche beginnt

34 7 1
                                    

Als Erstes hatten sie heute Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Zinta wirkte, als wäre sie jederzeit bereit sich zu duellieren, während sie auf die Tafel schrieb, war ihr Zauberstab wie immer in der Halterung an ihrem Bein. Die meisten Hexen und Zauberer hatte eine Vorliebe, wo sie ihre Zauberstäbe aufbewahrten, so wusste man auch immer gerade wo er war. Augusta hatte ihren am liebsten im Ärmel, wo er mit Magie so angemacht war, dass sie ihn jederzeit in die Hand gleiten lassen konnte, Charlotte trug ihren manchmal in den hochgesteckten Haaren, Dalia in der Innenseite ihres Mantels und Regulus hatte seinen immer in der hinteren Hosentasche.

Im Kopf ging Augusta ihre Informationen durch, während Professor Zinta die Aufgabe, wie man sich gegen Vampire wehren kann, erklärte. Es gab das Tagebuch, das sich im Besitz von Lucius Malfoy befindet, dann gab es das Diadem, das sich in Hogwarts befinden musste, es gab keinen Grund, wieso er es sonst bei Neve genau dann geholt hatte. Sie wusste vom Kelch und dem Medaillon, aber einer fehlte ihr noch. Dann war da noch die Frage, wo waren die Horkruxe? Wenn einer bei Malfoy war, vielleicht waren auch die anderen bei Todessern versteckt? Ihr fielen mehrere Namen aus ihrer Zeit ein, aber viele davon waren nur ein paar Jahre älter als sie und der dunkle Lord war wohl nicht dumm genug, einem 20-Jährigen so etwas anzuvertrauen. Sie ging in ihrem Kopf ein paar Familiennamen durch, die ihm schon länger zu folgen schienen: Nott, Avery, Mulciber, Lestrange, Rosier, Carrow und dann kamen noch viele der Reinblüter-Anhänger (wie Malfoy) dazu. Am liebsten hätte sie ihren Kopf auf die Tischplatte geschlagen, es war zum Verzweifeln. Sie blickte zu Regulus hinüber, am liebsten hätte sie ihn nach Rat gefragt, aber das würde wohl nicht gut funktionieren, zumindest nicht jetzt. Einerseits war er ein Reinblut aus einer noblen Familie, andererseits. . . Sie beobachtete ihn von der Seite. Auch er schien der Professorin nicht richtig zuzuhören, während er irgendwo ins Nichts starrte, die Brauen zusammengezogen. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, woran er gerade so angestrengt dachte, es war untypisch für ihn, so abwesend zu sein.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre nächsten Schritte. Zuerst musste sie herausfinden, wo das Diadem versteckt war, das wäre wohl das Einfachste. Über Artus und Rabastan konnte sie vielleicht herausfinden, ob eine ihrer Familien etwas hatte und dann galt es, die anderen Horkruxe zu identifizieren. Vielleicht könnte sie etwas mehr über die Nachfahren der Gründer von Hogwarts herausfinden. Möglicherweise gab es da ungeklärte Tode oder verschollene Objekte. Als sie damals ihr Gespräch mit Dumbledore geführt hatte, das nun mehrere Jahre in der Zukunft lag, hatte er ihr erzählt, dass man mächtige Objekte als Kanister für die Seele brauchte. Es schränkte zwar die möglichen Objekte ein, aber auch von diesen gab es noch mehr als genug. Jetzt, wo Augusta genauer darüber nachdachte, überlegte sie, ob Dumbledore so großzügig mit den Informationen gewesen war, weil er sie auf die Horkruxe ansetzen wollte. Sie traute es dem alten Mann zu, mit seinen bunten Roben und der freundlichen, weisen Art hatte er ein verbreitetes Selbstbild, aber er hatte Grindelwald besiegt und war nicht umsonst der einzige Zauberer, von dem der dunkle Lord Angst hatte.

"Miss Knox", rief Professor Zinta und holte sie aus den Gedanken. "Sie sind keine Person, die gerne aufpasst, nicht? Was für einen Zauberspruch würden Sie verwenden, wenn ein Vampir Sie angreift?"
"Contrenos", antwortete Augusta ohne zu überlegen. Sie sah, dass mehrere möglichen Sprüche schon auf der Tafel standen, die wohl von den Schülern gesagt wurden.
Professor Zinta drehte sich nicht um, um den Spruch zu den anderen auf die Tafel zu schreiben. Sie schien einen Moment zu überlegen, was sie sagen sollte und Augusta überlegte, woher sie diesen Spruch hatte, aus einem Hogwarts-Schulbuch sicherlich nicht.
"Dieser Spruch kann Ihnen durchaus helfen, jedoch würde ich davon absehen, denn er gilt als instabil." Sie drehte sich zu den anderen Schülern. "Der Contrenos lässt alle Sinne augenblicklich taub werden, aber er lässt nicht kontrollieren, wie lange sie betäubt sind und oft kommen einige der Sinne auch gar nicht mehr zurück. Denken Sie daran, bei Verteidigung geht es nicht darum, dem Gegner permanenten Schaden zuzufügen." Sie blickte wieder zu Augusta.
"Wieso nicht?", fragte diese. Sie verstand, wieso Dumbledore so einen großen Wert darauf legte, das die Schüler sich gegen dunkle Mächte verteidigen konnten und dass er schwarze Magie streng verbot (vor allem mit seiner Vorgeschichte mit Grindelwald) aber mit dem Krieg da draußen musste man manchmal zu härteren Mitteln greifen, um sich zu Verteidigen. "Wenn man jemand angreift, muss man damit rechnen, dass sich diese Person mit allen Mitteln wehrt."
"Durchaus, aber bei Verteidigung geht es darum, sich und andere Personen zu schützen und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Manchmal ist es unumgänglich, den Gegner ernsthaft zu verletzen, aber es sollte nicht das Ziel von Verteidigung sein, denn dann ist es keine Verteidigung mehr. Sie wissen nie, in was für eine Situation Sie geraten und Sie wissen nie, was Sie einmal bereuen werden. Auge um Auge, macht einen blind." Mit diesen Worten wandte sie sich einem anderen Schüler zu. "Mr Berger, was für einen Spruch würden Sie gegen einen Vampir verwenden?"
Augusta lehnte sich genervt in ihrem Stuhl zurück.

Sie starrte die starrte die Übungspuppe vor sich an, während Jane halbherzig einen der in der ersten Stunde genannten Flüche nach ihr warf.

"Können wir nicht einfach einen Knoblauch nach einem Vampir werfen?", fragte Charlotte. Sie waren zu dritt in einer Gruppe um zu üben, wie man sich gegen einen Vampir verteidigte.
"Okay, du bist dran", sagte Jane zu Augusta und stellte sich neben ihre beste Freundin. Alle drei hatten nicht wirklich Lust auf diese Übung.
Augusta blickte zu der Puppe und dann, wo Professor Zinta war. Sie hob den Zauberstab. "Wisst ihr, welchen Zauber ich bei einem Vampir anwenden würde?", fragte sie.
Jane hob neugierig die Augenbrauen.

Es zischte leise, als der Zauber durch die Luft flog und der Puppe den Kopf von der Schulter schlug, als wäre es ein warmes Messer in Butter.
"Das bringt ein Vampir sicher um", meinte Charlotte anerkennend. Augusta hob den Zauberstab und wollte die Puppe wieder flicken, doch der Kopf kam nicht zurück. Sie drehte sich um und erkannte, ihn unter Professor Zintas Fuss.

Ihre dunklen Augen funkelten gefährlich. "Ich gehe davon aus, das war keiner der aufgelisteten Zaubersprüche, Miss Knox."
Augusta sah zu Boden, von der pochenden Vene an dem Hals der Professorin erkannte sie, dass sie es sich mit ihr wohl endgültig verspielt hatte. "Ich habe genug von Ihnen", fuhr die Professorin fort. "Sie passen nicht auf und tun nicht, was man Ihnen sagt." Ein paar andere Schüler drehten sich zu ihr um.

Augusta wusste, dass Professor Zinta sauer auf sie war, vor allem wenn man die Menge an Nachsitzen betrachtete, die sie aufbekommen hatte. Aber erst beim Frühstück zwei Tage später konnte sie sehen, wie wütend die Hexe wirklich war.
Der Brief, den die Eule ihr fast in den Haferbrei warf, war von ihren Eltern.

Augusta warf einen Blick zu den Jungen neben sich, doch die hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen selbst einen Brief zu lesen.
Man hatte man ihre Eltern über ihr Verhalten und sogar angeboten, sie auf ein Gespräch nach Hogwarts einzuladen. Ihre Eltern waren besorgt und unsicher, was das nun für ihre Tochter bedeutete. Augusta wusste, dass es mehr eine versuchte Drohung von Professor Zinta war, denn bringen würde es nicht viel unter anderem, weil Augusta volljährig und in ihrem letzten Jahr war und da war ein Gespräch mit den Eltern nicht mehr so einschüchternd.
Seufzend faltete sie den Brief zusammen. Eltern formte sie mit den Lippen zu Regulus, der kurz von dem Brief in Rabastans Hand aufsah, um an seinem schwarzen Kaffee zu nippen. Augusta wusste nicht, was an dem Brief so wichtig war, aber es brauchte sie auch nicht zu interessieren.

"Du hast so Glück, keine Geschwister zu haben", meinte Dalia, als sie sich in Zauberkunst neben Augusta fallen ließ. "Vor allem keine Jüngeren, die klauen dir alles und deine Eltern lassen ihnen alles durchgehen, weil du als Ältere vernünftig und erwachsen sein musst", äffte sie die letzten Worte.
"Was hat dir Leonora gestohlen?", fragte Augusta ohne von ihrem Brief aufzusehen, den sie gerade schrieb, bevor die Stunde anfing.
"Die Hälfte meiner Haarprodukte, eingeschlossen meiner Bürste! Sie hat ihre Eigene zu Hause vergessen, wer vergisst so etwas?", rief sie und fluchte noch etwas weiter über ihre 11-jährige Schwester, bevor sie einen Blick auf Augustas Pergament warf. "Wem schreibst du?"
Augusta faltete den Brief schnell zusammen, damit Dalia ihn nicht lesen konnte. "Nur meinen Eltern, wegen des Vorfalles mit Zinta." Sie hatte ihren Eltern geschrieben, dass sie alles regeln würde und sie nicht zu kommen brauchen, was sicher eine Erleichterung für sie war, nicht extra herkommen zu müssen.

"Ach ja, ich soll dir ausrichten, dass Dumbeldore dich freitags nach dem Abendessen in seinem Büro erwartete."
"Dumbledore?", fragte Augusta. "Was ist mit Slughorn?" Es konnte nichts Gutes verheißen, dass man sie gleich zum Schulleiter schickte. Das konnte doch unmöglich wegen dem Vorfall in Verteidigung gegen die dunklen Künste sein, der verwendete Spruch mochte brutal wirken aber er war einfach abzublocken und verlor schnell Wirkung über Entfernung.

Dalia zuckte mit den Schultern und tunkte ihre Feder in das Tintenfass, als Flitwick seinen Bücherstapel erklommen hatte. "Slughorn hat gesagt, Dumbledore, mehr weiß ich auch nicht."
Augusta schüttelte den Kopf. "Ich weiß immer noch nicht, wieso man dich zum Vertrauensschüler gemacht hat, abgesehen von deinen guten Noten." Als sie sich zurücklehnte, konnte sie gerade noch ein paar Worte von dem Gespräch der Slytherin-Jungen hinter sich verstehen.
"Der Apparierschutz geht nur bis zum Waldrand, so weit müssen wir also nicht", sagte Barty.

Who wants to live Forever? | Regulus BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt