8. Zurück in der verbotenen Abteilung

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Das 'Mitternachstreffen' war eigentlich gar nicht um Mitternacht, sondern um zwei Uhr morgens.
Augusta schlüpfte aus ihrem Bett in ihre Pantoffeln und hüllte sich in ihren Morgenmantel. Die anderen Mädchen in ihrem Schlafsaal schliefen tief und fest und auch der Gemeinschaftsraum war leer. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und die letzte Glut ließ Augusta gespenstige Schatten an die Wand werfen, während sie sich auf das Sofa davor fallen ließ. Sie hatten diese Uhrzeit gewählt, um sicherzugehen, dass sie alleine im Gemeinschaftsraum waren, nur die Portrait leisteten ihnen Gesellschaft.

Augusta ließ ihren Kopf in den Nacken fallen und blickte zum Bild von Augusta Gaunt. Eine hochgewachsene Frau mit strengem Blick und einer schönen Smaragd-Kette, die im Licht der Glut funkelte.
Augusta hatte sich einmal über ihre Namensvetterin informiert, Augusta Gaunt hatte nicht nur als erste Frau den Orden des Merlins, sondern gleich den Orden des Merlins erste Klasse erhalten in 1608. Das waren 400 Jahre, nachdem diese Auszeichnung erfunden worden war und nur von Männern erhalten wurde. Sie war eine direkte Nachfahrin von Slytherin und schien alles in allem eine beeindruckende Frau gewesen zu sein.

Sie musste nicht lange auf Regulus warten, schon kam er vom Schlafsaal der Jungen her geschlurft, in seinem Arm ein paar Süßigkeiten. Er warf ihr einen Schokofrosch zu, bevor er sich auf das Sofa sinken ließ. Er trug wie Augusta sein Pyjama, bestehend aus einem langärmeligen T-Shirt und lockeren Hosen, und den Morgenmantel darüber, seine Pantoffeln ließ er auf dem Boden, als er die Füße hochnahm und sie so hinsetzte, dass er Augusta sah.
"Du bist früh hier", meinte Augusta, die ihre Beine ausgestreckt hatte und ihre Zehen an der Glut wärmte. Aus ihrer Morgenmanteltasche holte sie den Zauberstab, auch wenn sie (höchstwahrscheinlich) alleine waren, so konnte man sich nie ganz sicher sein, wer nicht alles versuchte mitzuhören.
"Ich konnte nicht wirklich schlafen, ich hatte zu viele Gedanken", erwiderte er. Seine dunklen Locken waren zerzaust, was durchaus einen eigenen Charme hatte.
"Was für Gedanken?", fragte Augusta, während sie dem Schokofrosch ein Bein abbiss.
"Gedanken halt", er zuckte mit den Schultern. "Carl macht momentan viel Stress, er will dieses Jahr unbedingt den Quidditch-Pokal gewinnen." Augusta hörte zu, als Regulus sich weiter über den Team-Kapitän aufregte. Nur für eine Sekunde wanderten ihre Gedanken zu Augusta Gaunt. Sie musste eine Vorfahrin von Merope Gaunt gewesen sein, die das Medaillon von Slytherin verkauft hatte.

Sie konzentrierte sich wieder auf Regulus. Die Horkrux-Sache konnte für eine Nacht warten. "Hört sich anstrengend an. Ich würde nicht einmal in das Team kommen, wenn man mich auf den Knien anfleht, viel zu viel Drama."
Regulus musste sich ein Lächeln verkneifen. "Wenn wir eine Person anflehen müssen, ins Team zu kommen, die Angst vor den Bällen hat und die von Madam Hooch gezwungen werden musste, in den Besenflugstunden überhaupt auf den Besen zu sitzen, können wir das Team gleich auflösen."
Augusta zuckte mit den Schultern. "Vielleicht überkomme ich irgendwann meine Höhenangst und die Angst vor schnell fliegenden Bällen und werde professionelle Quidditch-Spielerin." Amüsiert zupfte sie den Rest des Frosches auseinander. Sie konnte es kaum glauben, wie sehr sie ihre zweisame Zeit mit Regulus vermisst hatte. Es war für beide einen Moment, wo sie einfach nur sie selbst sein konnten, keiner musste eine Maske tragen. Regulus musste nicht der Erbe des noblen Hauses Black sein, der perfekte Sohn und Schüler und sie musste nicht Augusta sein.

Regulus öffnete ein Pack Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen. Er nahm eine Handvoll und reichte die Packung hinüber. "Erzählst du mir, was momentan bei dir läuft?"
Augusta runzelte die Stirn. "Was meinst du?"
"Ich weiß nicht, du verhaltest dich irgendwie anders."
Augusta sah auf die bunten Bohnen vor sich, aber, ohne eine zu nehmen. "Anders? Wie anders?", fragte sie, doch Regulus zuckte nur mit den Schultern.
"Du wirkst irgendwie weniger involviert bei unseren Freunden und manchmal recht geistesabwesend."
Sie überlegte, während sie in die rote Glut starrte. Irgendwann gegen morgen würden Hauselfen kommen und das Feuer erneuern. "Findest du, die Ansichten von ihnen sind extremer geworden?", fragte sie schließlich nach einer Zeit.

Who wants to live Forever? | Regulus BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt