2. Remain a child forever

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Pov Terushima

„Ey sag mal, hab ich mich verguckt oder hast du gerade mit diesem Typen von der Karasuno geflirtet?" kam es von meinem Teamkollegen Futamata. Ich legte einen Arm locker über die Rückenlehne und drehte mich so zu ihm nach hinten „Ja, wieso?". Er sah mich irgendwie verwirrt an „Ich dachte du stehst auf Weiber?". Ich lachte gefällig „Tu ich ja auch, wieso sollte ich mich auf eins beschränken?". Er grübelte kurz „Aber der? Der war doch jetzt wirklich nicht gerade eine Schönheit.". Ich zog die Augenbraunen zusammen „Ich weiß nicht was du meinst... Ich fand den echt niedlich! Und er hat Sommersprossen, haben in Japan nicht viele und ich find's echt hübsch.". Futamata brummte etwas „Naja, jeder wie er will...". Ich seufzte und drehte mich wieder nach vorn.

Ja, ich hatte wohl mehr den Ruf eines Frauenaufreißers. Wobei ich das gar nicht verstand! Ich meine, ich hatte bisher 3 Beziehungen, aber nur bei zwei davon wurde es wirklich ernst. Mit 14 hatte ich meine erste ‚Freundin'. Wirklich was passiert ist da nicht, wir haben nur Händchen gehalten und uns mal nen Schmatzer gegeben oder so. Sie ist dann leider weggezogen, ich hatte sie wirklich richtig gern und hätte mir vorstellen können, länger mit ihr zusammen zu bleiben. Meine zweite Freundin war eher darauf aus mit mir anzugeben. Da ich davon auch profitierte, ließ ich das zu. Sie war eine Zweitklässlerin und war recht bekannt an der Schule, weil sie künstlerisch ziemlich talentiert war. Aber als sie dann davon prahlte jetzt keine Jungfrau mehr zu sein, weil ich sie entjungfert hatte, wurde mir das zu blöd... Das war doch nichts womit man angeben musste. Außerdem war es auch nicht unbedingt super gut, immerhin war das auch mein erstes Mal. Vor 3 Monaten nutzte mich dann der nächste aus, diesmal war es ein Junge aus dem ersten Jahr. Er wollte eigentlich nur das Eine, aber wenigsten musste er das nicht allen anderen verraten. Wir passten charakterlich nur bedingt gut zusammen, aber immerhin schien er mich zu mögen. Außerdem lief es im Bett dafür umso besser, es war wie zwei Puzzleteile die perfekt zueinander passten. Als sich dann herausstellte, dass er quasi nur mit mir geübt hatte, um seinen Schwarm von einer anderen Schule zu verführen, war es damit auch aus. Ich war super sauer... Man sieht also; Ich hatte zwar ‚Erfolg' in der Dating Welt, aber um welchen Preis?

Jetzt wartete ich sehnsüchtig auf die Nachricht von Yamaguchi von der Karasuno. Er hatte so zurückhaltend und aufrichtig auf mich gewirkt, also genau das, was ich suchte. Ich hatte vor, mich endlich mal so richtig zu verlieben und ich dachte dazu würde er sich sicher perfekt eignen. Ich hatte ihn bereits auf Instagram gesucht und dort fand ich dann auch heraus, dass er wohl auch auf Typen stand, denn er schwärmte offensichtlich für ein paar Schauspieler und Musiker. Generell schien er sehr interessiert an Musik zu sein. Was ich auch noch herausfand, er war ziemlich gut befreundet mit der Brillenschlange aus dem Karasuno Team. Der hingegen wirkte auf mich alles andere als sympathisch. Er verzog immer eine genervte Miene und es sah fast so aus, als wolle er Yamaguchi an einer Leine halten. Das war das Einzige, was ich seltsam an dem Ganzen fand. Warum ließ sich jemand der so weltoffen und lieb ist, Sachen von so einem Miesepeter verbieten? Aber das wollte ich herausfinden.

Pov Tsukishima

Das ging mir schon wieder tierisch auf die Nerven, was wollte Tadashi mit so einem Tunichtgut anfangen? Er ist die liebste und geduldigste Seele, die ich kenne und er sollte an Terushima verschwendet werden? Das würde ich nicht einfach so zulassen. Ich hatte mich mal über ihn schlau gemacht, nachdem wir ihn das erste Mal bei einem Trainingsspiel gesehen hatten und über den sind nur schlechte Sachen bekannt. Die Gerüchteküche läuft quasi auf Hochtouren. Er hatte wohl schon einige ‚Beziehungen' in denen es nur um das Eine ging. Außerdem sah man es ihm doch schon an. Dieses falsche Selbstbewusstsein und generell seine sorglose Art... Was er so auf Social Media postete war auch nicht gerade das, was ich mir für Tadashi erhofft hatte.

Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich so überfürsorglich gegenüber meinem besten Freund bin. Tja, das wusste ich selber nicht so richtig... Ich wusste nur, dass er immer viel zu lieb und naiv war und ich ihn beschützen wollte. Beschützen vor dieser grausamen Welt voller Lügner und Idioten. Seitdem wir an der Karasuno sind, verlor ich stückweit die Kontrolle über ihn. Verdammt, das klingt, als wäre ich ein Psycho... Ich meine damit nur, früher hat er sich eigentlich immer seinen Rat von mir eingeholt. Und jetzt? Jetzt geht er einfach drauf los, teils ohne wirklich nachzudenken. Er schließt neue Freundschaften, was mich fühlen lässt, als würde er mich nicht mehr brauchen. Mit den anderen Erstklässlern versteht er sich prima. Die Einzige die ich da noch erträglich finde ist Yachi. Sie ist eigentlich ziemlich klug, aber auch sehr naiv. Hinata und Kageyama finde ich einfach nur anstrengend... Die beiden teilen sich scheinbar eine Gehirnzelle, denn jemand so blöden hatte ich bisher noch nie getroffen. Es wurde seit kurzem irgendwie anders zwischen uns und ich wollte alles dafür tun, dass es so blieb wie es war.

Ich hatte das Gefühl, dass mein bester Freund manchmal auf Abstand ging, unsere gewohnten Abläufe wurden gestört und er fühlte sich teils sichtlich unwohl, wenn ich ihm zu nahekam. Eine Analyse, was dafür die Ursache sein könnte, hatte ich auch schon aufgestellt. Doch ich war nicht wirklich zu einem Entschluss gekommen. Damals als Kinder waren wir wie Pech und Schwefel, nicht zu trennen. Wenn es Teil des Erwachsenwerdens war, sich zu entfernen, dann wollte ich lieber für immer ein Kind bleiben. Veränderung war mir eh zu wieder. Ich erinnere mich noch gut an die Nacht, in der wir uns eine Burg aus Kissen und Decken gebaut hatten. Wir hatten meine Mutter so lange bezirzt, bis wir die Erlaubnis hatten darin zu schlafen. Es war natürlich ein dummer, kindlicher Einfall, denn eigentlich war ich dafür viel zu groß. Meine Füße schauten bei voll ausgestrecktem Liegen aus unserer Festung heraus. Das war mir aber egal, ich war einfach glücklich in diesem Moment, denn Tadashi war bei mir und wir haben uns bis spät in die Nacht ausgedachte Geschichten erzählt. Bis wir schlussendlich aneinander geschmiegt ins Land der Träume eintauchten.

Dass es jetzt nicht mehr so sein konnte war mir klar, wir waren nicht mehr 10, sondern 16. Es war nicht mehr als ‚normal' zu betrachten, wenn zwei Jungs sich so nahe waren. Und ich wollte nicht, dass irgendwelche Gerüchte aufkommen würden. Auf viel Aufmerksamkeit stand ich noch nie.

feelings² || TsukiYamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt