22. I'm not fine

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Pov Tsukishima

Ihr fragt euch jetzt sicher dasselbe wie ich; Hat Tsukishima endlich gecheckt, dass er in Yamaguchi verliebt ist? Und ich kann euch beruhigen, das hat er, das habe ich. Das einzige Problem ist, dass ich nicht früh genug ausgeschlafen hatte. Ich hatte meine Chance versäumt, immerhin waren Terushima und Tadashi jetzt ein Paar. Wie er selbst gesagt hat, dieses ständige hin und her tut ihm nicht gut, also wollte ich ihn endlich in Ruhe lassen. Wenigstens wusste ich jetzt, warum es mir scheiße ging. Alle Symptome, die ich hatte, weil Yams mich ignorierte, passten nun zu meiner Diagnose. Liebeskummer. Sowas hatte ich nun wirklich noch nie. Ich wusste echt nicht damit umzugehen... Und da ich nicht wusste, wo ich mir Hilfe suchen sollte, fraß ich es einfach in mich hinein. Bis zu dem Punkt, ab dem ich nicht mal mehr genug Kraft hatte morgens aufzustehen. Ich log meine Eltern an und meinte ich sei krank. Mir war klar, dass das nicht so weiter gehen konnte, also sprang ich über meinen Schatten und googelte.

>>Was hilft gegen Liebeskummer?<<

Die häufigste Antwort auf diese Frage war Ablenkung. Da Akiteru mich eh mal wieder damit belästigt hatte, ob ich vorbeikommen wollte in seiner eigenen Wohnung, gab ich diesmal nach. Wir konnten es quasi beide nicht fassen, dass ich ihn besuchen würde. Naja, ich machte mich jedenfalls auf den Weg zu ihm, seine Wohnung lag weiter in der Stadt, also fuhr ich mit dem Bus. Ich hörte wie immer Musik und sah genervt aus dem Fenster. Ich dachte, wenn er mich jetzt nerven würde, dann müsste ich sicher nicht mehr an Yams denken. Aber als ich dann bei ihm war, kam sogar eine Frage nach ihm „Und wie geht's Tadashi so?". Ich seufzte und meinte emotionslos „Wir... sind nicht mehr befreundet...". Akiteru blinzelte mich verwirrt an „Wie jetzt?.. Ach warte mal! Habt ihr's endlich gecheckt??". Nun war ich der, der nicht mehr durchblickte „Wie? Was gecheckt?". Nun lächelte er hoffnungsvoll „Na, dass ich perfekt füreinander seid?? Seid ihr jetzt etwa ein Paar?". Autsch. Das hatte sowas von gesessen. In mir zog sich alles zusammen und es war als würde in diesem Moment die Welt untergehen. Ich war ja sonst wirklich kein emotionaler Typ, aber nun konnte auch ich es nicht mehr verbergen, wie verletzt ich wirklich war. Meine Unterlippe begann zu beben und meine Augen wurden glasig. Mein Bruder sah mich besorgt an und legte seine Hand auf meine Schulter „Fuck, was ist los Kei?!". Er hatte mich wahrscheinlich nicht mehr heulen sehen, seit ich mir als Kind den Arm gebrochen hatte. Als Akiteru mir dann leicht über die Schulter streichelte, brach es aus mir raus und die ganze aufgestaute Trauer kam aus mir herausgeschossen. „Ich hab's verkackt!" gab ich verzweifelt von mir. Man konnte es unter den Schluchzern sicher kaum verstehen. Mein großer Bruder nahm mich nun erstmal in den Arm. „Ich weiß, ich war damals nicht für dich da, aber jetzt bin ich's!" kam es von ihm, ebenfalls mit zittriger Stimme.

Wir saßen da noch eine Weile so. Als ich mich dann etwas ausgeheult hatte, konnte ich ihm erzählen, was passiert war. Es war keineswegs so geplant gewesen, aber endlich hatte ich jemandem erzählt, wie beschissen es mir eigentlich ging. Akiteru musste das Ganze dann auch erstmal kurz verarbeiten. „Und du bist sicher, dass du ihm nichts von deinen Gefühlen sagen willst?" fragte mein Gegenüber vorsichtig. Ich seufzte „Ich will nur, dass Tadashi glücklich ist und er hat immer total happy mit seinem jetzigen Freund gewirkt, also will ich ihm das nicht versauen.". Er nickte etwas und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Er wirkte so richtig fassungslos, also sah ich ihn fragend an „Warum verwundert dich das alles so sehr?". Akiteru lächelte verzweifelt „Weißt du, ich dachte irgendwie schon immer, dass ihr Zwei mal zusammenkommt. Ich hab auch schon immer geahnt, dass ihr euch liebt, hätte ich euch doch nur auf die richtige Spur gebracht, dann-" – „Wow wow wow! Jetzt such die Schuld nicht bei dir! Ich war einfach blöd...". Er wuschelte mir durch die Haare „Du bist genauso wenig schuld. Bei sowas hat niemand die alleinige Schuld! Es ist einfach alles sehr unglücklich gelaufen...". Ich brummte etwas und mein Bruder wollte mich wohl aufmuntern „Wollen wir was Leckeres bestellen und ein paar Filme gucken?". Normalerweise hätte ich dazu nie nein gesagt, aber nun beichtete ich ihm auch noch, dass ich zurzeit nichts essen konnte. Er war empört, einerseits von den Umständen an sich, andererseits davon, dass Mama und Papa nichts mitbekamen.

Dieses Treffen zwischen Akiteru und Mir war der Anfang einer heilenden Geschwisterbeziehung. Wir trafen uns nun regelmäßig, denn irgendwie war er der einzige, mit dem ich reden konnte. Sicher, das Volleyball Team hatte auch mitbekommen, dass etwas nicht stimmte zwischen Yams und mir, aber keiner traute sich mich zu fragen. Ich machte nur langsam Schritte in Richtung Besserung. Ich nehme an es lag daran, dass ich Tadashi immer noch tagtäglich sah. Jetzt verstand ich, wie schwierig es ihm gefallen sein musste über mich hinwegzukommen. Wenn es ihm auch nur ansatzweise so ging, wie mir jetzt, dann kein Wunder, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.

Besonders schlimm fühlten sich inzwischen die Tage an, an denen ich alleine zu Hause war. Ich wusste nicht recht, an was ich überhaupt denken sollte, denn alles brachte mich auf Umwegen zu Tadashi. Nun war es schon spät am Abend und ich versuchte zu lernen, sonst war ich immer so gut darin gewesen, weil ich es echt drauf hatte mich zu konzentrieren, aber jetzt? Ich konnte nicht mal eine Minute bei der Sache bleiben, also gab ich auf. Ich trabte nach unten und zögerte kurz vor der Küche, doch da ich keinen Appetit hatte, holte ich mir aber keinen Snack. Dann schlürfte ich zur Terrasse. Ich schob die Tür auf und setzte mich nach draußen. Es war schon stockduster und als ich nach oben in den Himmel sah, wurde ich schmerzlich an Yams und mein Hobby erinnert. Ich zog die Beine an meinen Oberkörper heran und umschlang sie mit meinen Armen. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, hörte ich allerdings die Klingel. Wer sollte das denn sein? Es war schließlich fast 23:00 Uhr.


feelings² || TsukiYamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt