6. Way to curious

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Pov Yamaguchi

„Sag mal Tadashi, hast du eigentlich inzwischen einen Freund oder eine Freundin?" fragte Akiteru. Ich lief augenblicklich rot an. Dass ich auch auf Jungs stehe, ist zwar allen am Tisch bekannt, aber darüber wollte ich doch nicht vor allen hier reden!! Mein Rotwerden fasste der ältere Tsukishima Bruder fälschlicherweise als Zustimmung auf. Er grinste und wackelte mit den Augenbrauen, deshalb musste ich das schnell richtigstellen „N-nein! Äh... Nicht so ganz.". Mist! Das klang ja nur wie ne halbe Verneinung! Ich biss mir innerlich in den Hintern, denn jetzt wurde er erst recht neugierig „Also halb? Bahnt sich etwa was an?". Er stupste mir mit seinem Fuß gegen meinen und schmunzelte. Ich verfiel etwas in Panik, die ganzen Blicke die nun auf mir lagen. Ich wollte am liebsten unsichtbar werden... Mir war in diesem Moment so Vieles unangenehm!

Meine Eltern denken sich bestimmt schon ihren Teil. So nach dem Motto - Warum hat er uns davon nichts erzählt? Vertraut er uns nicht? Was haben wir falsch gemacht? - Warum hatte ich das denn überhaupt gesagt? ‚Nicht so ganz', was soll das heißen? Vielleicht war mein Unterbewusstsein ja doch interessierter an Terushima, als ich angenommen hatte. Sollte ich ihm also eine Chance geben? Dann könnte ich mich ja mal mit ihm treffen.

Als ich allerdings Keis Blick wahrnahm, wurde mir ganz anders. Er sah irgendwie voll sauer aus. Das war doch alles dumm von mir. Ich ließ mich immer wieder hin- und herreißen. Einerseits wollte ich mich in jemand anderen verlieben, damit ich das mit Tsukki vergessen konnte und vielleicht die Chance bestand, wieder normal mit ihm befreundet zu sein. Andererseits wollte ich immer auf ihn hören, wie so ein Schoßhündchen. Ich musste mich doch endlich mal von ihm lostreten. Und war das dann nicht die perfekte Gelegenheit mit Teru?

Ich konnte kein Wort sagen und befand mich in einer Starre. Doch dann zuckte ich zusammen, Kei hatte mit der Faust auf den Tisch gehauen. Ich sah sicher aus wie ein aufgescheuchtes Reh, da schnauzte er seinen Bruder an „Halt doch mal die Fresse Akiteru! Merkst du nicht, wie unangenehm das Tadashi ist!". Kurz herrschte Ruhe, dann sprach Ihr Vater „Red nicht so mit deinem Bruder Kei! Was soll diese vulgäre Art?". Tsukki platzte nun aus sich heraus „Ihr beiden seid doch genauso schlimm! Ihr lasst ihn machen und ihr seht doch auch, dass er mich ständig dumm anmacht, weil ich nicht so bin wie andere! Und tut ihr was dagegen? Nein!!". Er stand auf sah ernst zu meinen Eltern „Es tut mir leid für mein Benehmen, aber ich kann das hier einfach nicht.". Dann war er auf dem Weg nach draußen. Anstatt sich um ihn zu sorgen, hatten Keis Eltern nur damit zu tun, sich bei meinen zu entschuldigen. Akiteru wirkte so richtig verletzt. Ich weiß ja, dass er das nie und nimmer böse gemeint hatte und dann solche Worte von seinem Bruder zu hören, musste hart sein. Ich ballte nun die Hände zu Fäusten und stand ebenfalls auf. Ich rannte Tsukki hinterher, der zog bereits seine Schuhe an „Tsukki, warte doch!". Er sah mich nur spärlich an „Lass mich jetzt in Ruhe Tadashi.. Ich... ich will allein sein.". „Aber das ist doch keine Lösung! Alle anschreien und dann abhauen!" beschwerte ich mich bei ihm. Ich schlüpfte provisorisch in meine Schuhe und Kei seufzte genervt, während er seine Jacke überzog. Ich griff auch schnell nach meiner und folgte ihm nach draußen „Bleib jetzt stehen!!". Wenn er wollte, konnte er verdammt schnell laufen... Ich versuchte dem Tempo standzuhalten, doch ich hatte meine Schuhe nicht richtig angezogen und stolperte über meinen eigenen Fuß. Und schon lag ich auf dem Boden. Das Schlimme daran war nicht, dass ich mich großartig verletzt hatte, eher, dass ich mit voller Breitseite in diese Pfütze gefallen war. Ich stützte mich auf meine Arme auf und gab ein verzweifeltes Seufzen von mir. Meine ganzen Klamotten waren voll mit Dreck und durchnässt natürlich auch.

Ich drückte mich etwas hoch und sah dann meine Hände an, die waren ein wenig aufgeschürft. Anscheinend war ich gerade so aufgepumpt mit Adrenalin, dass es nicht mal wirklich weh tat. Nun bemerkte ich in meinem Sichtfeld zwei Füße vor mir und sah auf „Das machst du doch mit Absicht, jetzt muss ich dir ja helfen...". Ich brummte „Mach ich gar nicht...". Ich griff dann nach Tsukkis Hand und er half mir auf. Da wir bis gerade so schnell gelaufen waren, brauchten wir nun nur noch 3 Minuten bis zu ihm nach Hause. Dort zog ich meine durchgeweichten Schuhe aus und wartete auf meinen besten Freund, der mir wenig später ein Handtuch umlegte. So konnte ich wenigstens nichts volltropfen. Dann wurden mir frische Anziehsachen ausgehändigt und ich konnte mich im Bad umziehen. Meine dreckigen Sachen spülte ich einmal kurz im Waschbecken aus und hängte sie über die Heizung dort. Dann kam ich wieder raus. Jetzt war Tsukki definitiv dazu gezwungen mit mir zu reden. Ich begab mich in sein Zimmer, wo er auf dem Schreibtischstuhl saß und sich die Schläfen massierte. „Kopfschmerzen?" fragte ich leise. Mein Gegenüber brummte nur und ich lehnte mich gegen die Tischplatte des schweren Schreibtischs. „Also... warum bist du so ausgetickt?" gab ich nun vernünftig und ruhig von mir, während ich mir über die frischen Wunden an den Handflächen rieb. Kei musterte mich und zog die Augenbrauen zusammen „Du hast dich ja verletzt...". Schon stand er wieder auf und wollte vom Thema ablenken, weshalb ich ihn am Ärmel zurückzog „Nichts da, du bleibst schön hier! Lenk nicht immer ab, wir reden jetzt darüber!". Er seufzte und rollte genervt mit den Augen „Ich wollte doch nur Salbe holen, damit sich das nicht so Entzündet und schneller heilt... Danach.. rede ich auch mit dir...". Ich brummte und verschränkte die Arme, aber ich ließ ihn machen. In der Minute, die ich wartete, ging ich schon mal sämtliche Sätze und Phrasen durch, die ich sagen könnte und dachte über die möglichen Antworten und Reaktionen nach. Dann kam der Brillenträger auch schon wieder. Ich griff nach der Tube in seiner Hand, doch er ließ sie mich nicht nehmen, weshalb ich ihn verwirrt ansah „Du hast dir beide Hände verletzt, ich mach das.". Ich spürte mein Herz kurz aussetzten, das machte mich nämlich jetzt nervös. Etwas dagegen sagen, konnte ich allerdings nicht, also ließ ich ihn machen. Er nahm jeweils ein wenig von der Salbe auf seinen Finger und verteilte sie sachte auf meinen Wunden. Um noch extra Schutz zu gewähren, verband er meine Handflächen. Ich sah ihm stumm dabei zu und beobachtete Mimik und Gestik. Dann aber setzte er sich wieder seufzend auf seinen Stuhl vor mich und sah zu mir auf. Meine Wangen waren sicher etwas rot und ich lenkte nun auf das eigentliche Thema „Also nochmal, warum bist du so ausgerastet?".


feelings² || TsukiYamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt