⋆ ☾✩ 𝐶ℎ𝑎𝑝𝑡𝑒𝑟 01

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Still lag die Lichtung dar

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Still lag die Lichtung dar.

Dunkelheit schwebte zwischen den Stämmen des Waldes am Rande, kreierte ein Spiel aus Schatten, das nur von dem sanften Mondlicht durchbrochen wurde. Kleine Blüten leuchteten weiß, strahlten das glänzende, weiche Licht des Mondes wieder. Friedlich, wie ein in Watte gepackter Gedanke an den Liebsten. Warm und wohlig und sanft.

Während Blut auf das weiche Gras sickerte und es purpur färbte.

Wunden klafften an meinen Armen und Beinen, an meinem Bauch. Meine Energie war versiegt, unterbrochen durch die Kraft der Eberesche, die erbarmungslos alle Magie stoppte bis ich nichts weiter war, als ein annähernd menschliches Wesen. Schwach und schutzlos und voller Schmerz, der meine Sinne täuschte.

Ich taumelte über die Wiese. Weiches Gras und Mitternachtsblumen knickten unter jedem meiner Schritte. Taten es meinem Herz gleich, das in Hybern brach als sich Kanno opferte um mich und das kleine Menschlein in meinen Armen zu retten. Tränen machten meine Wangen taub, erhitzten dünne Streifen, während der Rest leblos kalt blieb.

»Bitte, du musst durchhalten«, flüsterte ich. Meine Stimme rau und heiser als ich auf die Baumreihe zu wankte. Der rettende Schutz, so nah, dass ich die Hand nur ausstrecken musste um ihn zu erreichen. Doch meine Beine versagten den Dienst und ich brach keuchend zusammen. Sternensprenkel stoben auf, wirbelten um uns wie glitzernder Staub.

Schwer atmend machte ich einen neuen Versuch. Klopfte auf meine Beine um neues Leben in ihnen zu entfachen. Ohne weiter drüber nachzudenken, brach ich den Pfeil aus meinem Bein ab, biss auf das bitter schmeckende Holz und riss die Spitze aus meinem Muskel.

Der Schmerz durchfuhr mich wie ein gewaltiges Donnergrollen, das es vermag Welten auseinanderzureißen.

Tränen schossen aus meinen Augen, der Stock brach unter der Kraft meiner Zähne und für einen Moment befürchtete ich, sie würden genauso brechen so fest wie ich sie aufeinander biss.

Mein Schrei war gedämpft, doch laut genug dass Vögel aus dem Blätterdach über uns stoben. Vor lauter Schmerz sah ich nichts weiter als Schwärze und war gewillt mich von ihr wegtragen zu lassen an einen weit entfernten Ort. Einen friedlichen, voller Sternenlicht und warmen Schatten die in der Nacht glitzerten, so wie meine schönsten Träume, die mich in den gefährlichen Stunden in Hybern am leben gehalten hatten wenn ich nichts als schreien und aufgeben wollte.

Streitkräfte, gefolgt von dem klirren ihrer Waffen näherte sich. Aus leeren Augen sah ich über die Lichtung wie sie sich entschlossen näherten. Muskelbepackte Körper, umhüllt mit schweren Rüstungen. Als ob das für diese Krieger nötig wäre, als ob sie etwas anderes als ihre Magie brauchten um ein ganzes Heer auszuschalten und nichts als Tot zurück zulassen. Geübte Kämpfer mit Techniken die im großen Krieg verfeinert wurden und eine Kaltherzigkeit, von dem König von Hybern geschürt, die jetzt erneut Jagt auf mich machten.

Ein fast lautloses Wimmern brachte mich zurück, weg von den beiden Soldaten und meinem Versagens. Mein Blick fiel auf den hageren Jungen in meinen zitternden Armen. Wenn schon nicht für mich selbst, dann würde ich für ihn kämpfen und jedes Stück aufbringen, das dafür nötig war, egal was es kostete. Ich wickelte meinen zerrissenen Umhang um den Jungen, hoffte dadurch die Gerüche des Sterblichen mit meinem eigenen zu verschleiern, wenn es schon die Magie nicht konnte.

Winzige Lichtpunkte stoben aus der saftigen Wiese, die von schweren Stiefeln platt getreten wurde. Sie näherten sich, folgten zielstrebig den kleineren von mir selbst wie eine gelegte Spur aus Brotkrumen, speziell von mir für meine Verfolger ausgelegt.

Ein Feuer blitzte in meinen Augen auf. Ich griff über meine Schulter, spürte das starre Holz aus meinem Schulterblatt ragen und zitterte, als meine Finger es berührten. Ich sah auf. Direkt in das skrupellose Gesicht des Kriegers. Ein leichter Blauschimmer bedeckte seine von Narben übersäte Haut, die im sanften Mondschein schimmerten. Widerlich gewöhnlicher Fae, der auf seine ganz eigene Weise erhaben wirkte.

Entschlossener packte ich den Pfeil, ächzte unter dem stechenden Schmerz der mir durch Mark und Bein fuhr und erneut mein Bewusstsein rauben wollte. Ich machte einen Schritt nach vorne, raus aus der Dunkelheit in den sanften Mondschein und schien einzig dadurch Kraft zu schöpfen. Angetrieben von Angst und Entschlossenheit, das Kind zu retten.

Mit einem lauten Schrei, der von einer anderen Person stammen musste, riss ich die Spitze aus meinem Körper. Hörte Knochen knarzen, als das – mein – purpurnes Blut auf den Boden spritzte. Mit der selben Bewegung holte ich aus und Stach den Pfeil in das Auge meines Angreifers. Mit schwindender Kraft durchbrach ich Fleisch und Sehnen, stockte am Knochen doch stieß noch härter zu bis er wimmernd in sich zusammen sackte und sein ausholendes Schwert mit ihm zu Boden fiel.

Ich griff nach der anderen Spitze, riss schimmerndes Gras und Erde mit aus um sie ihm entgegen zu schleudern. Dann stürzte ich mich in die erwartungsvollen Arme des anderen Kriegers. Ungeschickt, mit den Sinnen fern ab von hier und jetzt, stach ich wieder und wieder zu, schrie mein ganzes Leid in die stille Nacht hinaus bis meine Stimme nur noch einem heiseren Krächzen glich. Tränen mischten sich mit Staub und Blut, bedeckten zuerst meine ausholenden Hände, dann das reglose Gesicht unter mir bis ich völlig außer Atem zusammensackte.

Meine Nägel gruben sich in den Boden und ich zog mich zurück in den Schatten, flehte die große Mutter an, meinen letzten Atem an das Menschlein zu geben und wickelte den Stoff fester um ihn. Dann breitete ich meine Hände über dem kleinen Körper aus, betete und hoffte mit jedem Atemzug, der meine Lungen schluchzend füllte, sie würde ihn verschonen und zurückholen im Austausch gegen mein eigenes Leben.

Kleine Lichtpunkte tanzten um meine Finger, warfen zitternde Schatten in alle Richtungen als die letzte Energie aus mir heraus strömte. Ich war keine Heilerin. Niemand der jemandem das Leben zurückgeben konnte, doch hoffte, mit bloßer Willenskraft diese Mächte in mir erwecken zu können.

»Atme. Atme. Atme.«, heiser murmelte ich die Worte wie einen Zauberspruch. Wieder und wieder zwang ich meine Magie aus mir heraus und hinein in den kleinen Körper zu strömen.

In der Geborgenheit der Nacht versiegten meine verbleibenden Kräfte langsam. Lichtpunkte verblassten wie die schimmernden Sterne am Himmel. Wiegten mich in ihrer wohligen, dunklen Wärme, während sich der Mond in der purpurnen Lache spiegelte.

Eine warme Decke aus Schatten schmiegte sich um meinen reglosen Körper und ich hieß sie willkommen. Ließ mich von ihnen wärmen und wiegen, lauschte ihren Stimmen die leise in mein Ohr murmelten. Versprachen mir Dinge, die ich nicht verstehen konnte, auf so sanfte Art, wie ich es nie zuvor vernommen hatte.

Zitternd öffneten sich meine Lider noch einmal. Hellbraun, fast golden, blitzte es mir entgegen, dann ein flirren. Unwillkürlich streckte ich meine Hand aus um den Schatten aufzuhalten, am fliehen zu hindern.

In der Dunkelheit meiner Gedanken erklang ein Lied, mischte sich zu den schattenhaften Stimmen die mir ins Ohr säuselten. Rau und dunkel wiegte mich die Stimme in einer unbekannten Wärme und linderten meine verzehrenden Schmerzen, meine Ängste und meine Einsamkeit.

 Rau und dunkel wiegte mich die Stimme in einer unbekannten Wärme und linderten meine verzehrenden Schmerzen, meine Ängste und meine Einsamkeit

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☾✩ 𝖠 𝖼𝗈𝗎𝗋𝗍 𝗈𝖿 𝒔𝒉𝒂𝒅𝒐𝒘𝒔 𝖺𝗇𝖽 𝒔𝒕𝒂𝒓𝒅𝒖𝒔𝒕Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt