7 - im Hause Ashworth

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Cedrics Eltern waren für ein Wochenende in Norddeutschland um sich neue Pferde anzusehen und Fohlen zu kaufen. Die Mutter der beiden bat mich, immer wieder ein Auge auf Moritz zu haben, denn so ganz vertraute sie ihrem ältesten Sohn nicht. Eigentlich wollte sie Moritz auch mitnehmen, aber da der Junge unbedingt hierbleiben wollte, blieb er eben hier, auch wenn das Cedric gar nicht passte.

Überhaupt hatte Cedric nun ziemlich schlechte Laune, als ihm seine Freundin auch noch offenbarte, dass sie dieses Wochenende ebenfalls mit ihren Eltern unterwegs sei. Er wollte nicht mal mit mir ausreiten, deshalb wunderte ich mich, als ich am Samstag Abend eine SMS von ihm bekam

Kannst du bitte vorbei kommen, Moritz nervt!

Cedric

Grinsend sah ich auf mein Handy, ich hatte ihm meine Nummer für Notfälle gegeben, in der Hoffnung so an seine zu kommen.

Bin schon unterwegs :)

Antwortete ich ihm, meinen Eltern hatte ich die Situation schon erklärt, also radelte ich los. Dort angekommen, klingelte ich und Moritz machte die Tür auf. „Endlich bist du da.", strahlte er. Er zog mich mit ins Wohnzimmer, das einfach gigantisch war und doch ziemlich gemütlich, mit einem riesigen Fernseher, einem bequem aussehenden Sofa und lauter Kuschelkissen. Zugegeben, ich erschrak ein bisschen als ich dort Anna und Dylan sitzen sah, nicht nur weil ich dachte, ich könnte mit Cedric alleine sein, nein sie saßen auch ziemlich nah beieinander, sie hätte mich ruhig mal darüber informieren können. „So sieht also dein Notfall aus?", fragte ich trocken. „Ja, wir drei wollen Keinohrhasen schauen, Moritz möchte aber lieber Rapunzel - neu verföhnt anschauen.", lachte er mir freundlich zu. Seine Laune hatte sich anscheinend wieder verbessert, während meine ziemlich gesunken war.

„Ich bin auch für Rapunzel.", sagte ich patzig. Moritz war ganz aus dem Häuschen, scheinbar zählte meine Stimme wohl doppelt. Eigentlich war es mir egal was wir schauten, obwohl ich nicht wusste, ob Keinohrhasen so ganz altersgerecht für Moritz war. Cedric sah mich enttäuscht an, „das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet." Ich lies mich mit ein bisschen Abstand zu ihm auf das Sofa fallen. „Ich habe dir meine Nummer für einen Notfall gegeben." Oder für den Fall, dass du mich sehen willst, alleine.

Moritz kletterte auf meinen Schoß und schaltete den Film an. Es dauerte nicht lange, da fiel Cedrics Kopf an meine Schulter, er war eingeschlafen. Hilfesuchend blickte ich zu Anna, die mich angrinste. Kurz darauf war Moritz ebenfalls eingeschlafen. Wahnsinn musste ich spannend für die beiden Jungs sein. Der Film war etwa zur Hälfte vorbei, da waren die anderen beiden auch eingeschlafen. Das war schon ein bisschen deprimierend und leider kam ich nicht an mein Handy, dass ich ein Selfie von Cedric und mir hätte machen können. War bestimmt das erste und das letzte Mal, dass er auf meiner Schulter lag.

Sanft schob ich Cedric auf die Seite, schaltete den Fernseher aus und trug Moritz nach oben. Zumindest ging ich davon aus, dass oben sein Zimmer war, Kinderzimmer waren doch immer oben. Im halbdunkeln fand ich sein Zimmer, an seiner Türe stand in großen Buchstaben „Moritz" geschrieben.

Leise öffnete ich die Türe und betrat das Zimmer, ziemlich ordentlich für ein Kinderzimmer, bestimmt hatte er sein Personal dafür. Bevor es ganz dunkel war, legte ich Moritz in sein Bett und deckte ihn zu. Er war so friedlich, wenn er schlief. Nach ein paar Minuten, als ich mir ganz sicher war, dass er nicht wieder aufwachen würde, verließ ich leise sein Zimmer und Schlich die Treppe nach unten. Anna und Dylan lagen noch immer Arm in Arm schlafend nebeneinander. Irgendwie süß die beiden. Ich ging die letzte Stufe herunter, als Cedric plötzlich vor mir auftauchte, mit Mühe und Not konnte ich einen Aufschrei unterdrücken. Er grinste mich frech an und zog mich mit nach oben in sein Zimmer. Mein Herz begann so schnell zu klopfen, dass ich schon befürchtete, es würde mir aus der Brust springen.

„Willkommen in meinem Reich!", lachte er und lies sich auf sein Bett fallen. Erwartete er jetzt, dass ich mich neben ihn setzte? Mit einer Fernbedienung brachte er seinen Schrank zum Leuchten. „Du hast wirklich einen Schrank der leuchtet? Und dabei die Farben wechselt?" Mit dem bisschen Licht, dass nun in seinem Zimmer war, konnte ich ein riesiges Bild von Prinz und ihm erkennen. Der Schrank war plötzlich total uninteressant. Auf dem Bild war Cedric noch relativ jung, es war ein großer M Oxer, über dem sich Prinz noch ein bisschen übersprang.

„Das war auf meiner ersten deutschen Jugendmeisterschaft, Prinz hatte ziemlich Respekt vor dem Sprung, aber er hat all seinen Mut zusammen gefasst und ist los gesprungen.", erinnerte sich Cedric, der sich neben mich gestellt hatte. „Braves Pony!", lobte ich Prinz. „Irgendwann wird er Moritz über alles Tragen." Ein bisschen Traurigkeit lag in meiner Stimme, denn wenn Moritz ihn einmal reiten würde, konnte ich ihn nicht mehr reiten, so war das auch mit den Ashworth ausgemacht.

Wieder legte er seinen Arm um mich, einerseits wollte ich mich losreißen, um mich meinen Gefühlen zu widersetzen, andererseits wünschte ich mir nicht genau das seit zwei Jahren? Doch ich befreite mich von ihm, „ich glaube, ich bin ziemlich müde, ich sollte schlafen gehen.", erklärte ich ihm. Er nickte und zeigte mir das Gästezimmer und das Bad.

Mitten in der Nacht begann es zu donnern und zu blitzen. Spitze, dass war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, denn ich hatte schreckliche Angst vor Gewittern. Nach einigen Minuten hielt ich es nicht mehr aus und stand auf, so leise wie möglich Schlich ich die Treppe nach unten, um zu sehen ob Anna und Dylan vielleicht auch aufgewacht waren, doch unten angekommen, waren die beiden verschwunden. Bestimmt waren sie zu Anna oder Dylan gefahren, damit sie ihre Ruhe hatten.

Es blieb mir nichts anderes übrig als bei Cedric zu klopfen, oder vor Angst zu sterben. Cedrics Türe war bereits geöffnet und Licht brannte. Je näher ich kam, desto klarer konnte ich die Stimmen der beiden hören, Cedric redete beruhigend auf Moritz ein.

„Ähm ... Darf ich mich vielleicht zu euch legen?", fragte ich ein bisschen schüchtern. „Nala, komm bitte schnell her.", weinte Moritz, dem ziemlich viele Tränen übers Gesicht liefen.

„Hast du etwa auch Angst? Gerade habe ich Moritz verboten, dich zu wecken." Cedric sah ein bisschen verwundert aus, er konnte sich eben nicht vorstellen, wie es war Angst zu haben.

Ich ging zu Cedrics Bett, setzte mich und nahm Moritz in den Arm, „wenn wir zu dritt sind, brauchst du keine Angst zu haben.", beruhigte ich ihn, während ich sanft über seinen Kopf Strich. Er hatte Schluckauf, so sehr regte sich der kleine auf. Nach und nach beruhigte er sich und schlief wieder ein. „Wie hast du das gemacht?", fragte Cedric ernsthaft erstaunt und musterte mich durch seine schönen braunen Augen.

„Weiß ich selbst nicht.", flüsterte ich grinsend zurück.

Cedric und ich unterhielten uns noch eine Zeitlang im Flüsterton, bis mein Kopf ganz schwer wurde, „ich glaube, ich sollte wieder gehen." Obwohl ich das gar nicht wollte, doch Cedric schüttelte den Kopf, „auf keinen Fall, du hast doch Angst, das Gewitter ist noch nicht vorbei." Erneut legte er seinen Arm um mich. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und musste feststellen, dass er perfekt dort hinpasste. „Danke.", flüsterte ich noch, bevor mir die Augen zu fielen und ich einschlief.

Verliebt in einen SpringreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt