> Prolog <

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Seit mehreren Tagen zog ein heftiger Regen durchs Land und jedes Lebewesen versteckte sich in seinem Zuhause. Niemand ging bei diesem Wetter raus, was auch verständlich war, denn der starke Wind machte es keinem einfach anständig zu laufen. Amelia saß auf der Couch in ihrer kleinen Hütte und schaute im Fernseher die Nachrichten. Sie zuckte zusammen als es draußen blitzte und zählte daraufhin die Sekunden, bis es donnerte. ,,15..", murmelte sie vor sich hin und schaltete den Fernseher lauter. ,,In Thysiena wütet noch immer das Unwetter, welches sich kein Wissenschaftler erklären kann. Wir bitten jeden Bewohner in seinem Haus zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten. Wie es aussieht dauert das Ganze noch eine Weile an!", sagte die Nachrichtenfrau und deutete auf einem Schaubild die Richtung in die das Unwetter ziehen würde. Amelia schüttelte den Kopf und schaltete den Fernseher ab. Diesen Unsinn wollte sie sich nicht länger anhören. Wieso sollte jemand Angst vor einem kleinen Unwetter haben? Sie lief zu ihrem Fenster und zog den dunkelroten Vorhang auf die Seite. Besorgt sah sie in den Wald, der sich neben ihrem Haus befand, und seufzte. ,,Wo bleibt er nur?", dachte sie und legte die Hand auf ihren runden Bauch. Als sie einen kräftigen Tritt ihres Babys spürte, grinste sie leicht. Sie erinnerte sich zu gerne an den Moment indem sie erfuhr das sie schwanger war, jedoch wusste er es noch nicht und diese Erkenntnis ließ ihr keine Ruhe. Er war der Vater und wusste nicht mal, dass er einer sein würde. Sie lief in die Küche und auf dem Weg durch ihren Flur warf sie einen kleinen Blick in ihren großen Wandspiegel. Ihre langen blonden Haare waren wild durcheinander und unter ihren Augen zeichneten sich deutlich die Augenringe ab. Seit Wochen hatte sie so gut wie gar nicht geschlafen. Sie sorgte sich dafür zu sehr um ihn. Vor acht Monaten war er gegangen und jede Nacht wartete sie sehnsüchtig auf das leise Klopfen an ihrer Holztüre. Sie wollte ihm endlich sagen, dass sie ein Kind erwarten. Würde er sich freuen? Sie schob den Gedanken beiseite und dachte an seine wunderschönen braunen Augen, seine hell brauen Haare und den feinen Zügen seines Gesichts. Sie biss sich auf die Unterlippe. Als sie in der Küche ankam, öffnete sie den Kühlschrank und nahm eine Flasche Wasser heraus. Aus einem ihrer oberen Schränke holte sie ein Glas und schenkte sich ein. Gerade als sie einen Schluck nahm, spürte sie einen fürchterlichen Schmerz in ihrem Unterleib und stöhnte hörbar auf. Eine warme Flüssigkeit lief an ihrem Oberschenkel hinunter. Ihre Fruchtblase war geplatzt! ,,Jetzt schon?", dachte Amelia schockiert und schleppte sich mit Schmerz verzogenem Gesicht in den Flur. Sie stöhnte leicht auf als eine Wehe kam und ihren Körper verkrampfen ließ. Sie griff nach ihrem Handy und wimmerte als sie ihr einfiel, dass keiner, dank diesem Unwetter, einen Netzempfang hatte. Das Baby hatte sich ja echt den besten Moment ausgesucht. Dann packte sie ihre Autoschlüssel und ging raus in den Regen. An Schuhe und eine Jacke dachte sie in diesem Moment überhaupt nicht, sie wusste nur, dass sie um jeden Preis ins Krankenhaus fahren musste. Ihr Auto, ein hellblauer Ford, stand zum Glück nicht weit entfernt. Barfuß lief sie die Treppe runter und wie es selbstverständlich bei einem dramatischen Anfang ist, stolperte sie und knallte schmerzvoll auf ihren Rücken. Ihr blieb die Luft weg und sie blieb wie gelähmt liegen. Der Regen prasselte in ihr wunderschönes bleiches Gesicht und sie schloss die Augen. Es war ihr sehr wohl bewusst, dass sie nicht aufstehen konnte, also probierte sie es auch nicht. Vorsichtig fasste sie sich an ihren Bauch und zitterte. Sie wollte, dass die Kleine gesund auf die Welt kommt und er sie kennen lernen könnte. Dieses Gefühl einer Mutter, selbst das ungeborene Kind mit ihrem Leben schützen zu wollen, konnten viele nicht verstehen . Aber es war ihr Fleisch und Blut. Ein kleines schlagendes Herz in ihrer Gebärmutter. Sie hatten sich alles geteilt! Amelia schnappte schockiert nach Luft als sie keine Bewegung ihres Babys spürte. Hatte der Sturz das Kind getötet? Plötzlich legte sich eine fremde Hand auf ihre und sie öffnete erschrocken die Augen. Es war zu dunkel um genaueres erkennen zu können, aber sie konnte anhand seiner Umrisse erkennen, dass er ein Mann war.. ,,Hilfe..!", schluchzte sie und sah in dem Fremden eine kleine Hoffnung das Kind doch noch im Krankenhaus auf die Welt bringen zu können. Sie wunderte sich in diesem Moment nicht, wo dieser Mann hergekommen war und was er hier suchte. Er nickte und streichelte ihr über die Wange, eine Träne kullerte ihm über die Hand und platschte wie der Regen, auf den Boden. Schockiert sah sie mit an, wie er ein kleines Messer aus seiner Tasche holte und schüttelte den Kopf. ,,Nein...nein! Bitte nicht!", schrie sie doch in dem Moment legte er die Hand auf ihren Mund und stach zu. Sie spürte alles, jeden Schnitt, jeden Tropfen Blut der ihren Körper verließ und wie die Kraft aus ihrem Körper entwich. Es war ein unbeschreiblich schrecklicher Schmerz. Amelia wollte sich wehren, nach ihm schlagen, doch egal wie viel Mühe sie sich gab, ihr Körper bewegte sich keinen Zentimeter. Also gab sie es auf. Sie beendete den Kampf und gab sich ihrem Schicksal hin. Sie würde sterben. Nachdem er merkte das sie langsam bewusstlos wurde, zog er die Hand von ihrem Mund weg und konzentrierte sich vollkommen auf Amelia. Das Letzte was sie mitbekam war wie der Fremde das Baby aus ihr raus zog, die Nabelschnur abtrennte und die Kleine anfing zu schreien. Sie lebte.

&gt; Bloodline &lt; a werwolf storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt