> Kapitel 5 <

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Ich ging aus dem Badezimmer und lief ins Wohnzimmer. Eine drückende Hitze herrschte hier und ließ jeden leicht ins Schwitzen kommen. Ich erkannte die Brüder Nic und Tim durch die Terrassentür draußen auf der großen Wiese. Offenbar übten sie eine Kampftechnik, den Nic sprang in die Höhe und trat mit ausgestrecktem Bein nach dem Kopf seines Bruders, welcher diese Attacke mit seinem Arm abblockte und einen Gegenangriff startete. Würde ich diese Bewegung machen, würde ich vermutlich auf meinem Hintern landen und ziemlich doof aussehen. Es war nicht leicht dieses neue Leben zu akzeptieren und die Tatsache, dass der Alpha, Thomas, mein Vater war, erleichterte diese Situation nicht besonders. Ich hätte nie daran gedacht, dass dieser alte grimmige Mann mit mir verwandt sein könnte. Aber da sieht man mal was das Leben einem für Überraschungen offen hält. Er hatte versprochen mir bald alles zu erzählen, aber er musste erst ein paar Erledigungen machen, da in dieser Nacht Vollmond war. Ich platzte vor Neugier, musste diese Tatsache aber akzeptieren. Es war komisch seinem leiblichen Vater gegenüberzustehen. Ich hatte mir diese erste Begegnung anders vorgestellt. Irgendwie emotionsvoller. Ich spürte keinerlei Verbindung zu ihm. Für mich war er einfach nur ein fremder Mann. Komisch wie man sich gedanklich immer alles anders vorstellte als es dann war. Ich hatte mir tausend Varianten überlegt, die ich meinem Vater beim ersten Treffen sagen wollte, aber in der Realität brachte man keine davon rüber. Nic und Tim hatten ihre Übungen beendet und kamen verschwitzt und außer Puste durch die Terrassentüre, wobei sie einen ganzen Schwall an heißer Luft rein ließen. ,,Das Wetter ist abartig!", keuchte Tim, holte aus dem Kühlschrank zwei Flaschen Cola und warf seinem Bruder eine hin . ,,Möchtest du auch etwas?", fragte er mich. ,,Wasser, wenn ihr habt!", antwortete ich daraufhin und nahm dankend eine kalte Flasche entgegen. Sie hockten sich beide auf die Couch und blickten mich fragend an. Ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Ich hatte so viele Fragen, die alle beantwortet werden wollten. ,,Quetsch uns ruhig aus, Kleine. Immerhin gehörst du nun zur Familie!", sagte Nic, welcher meinen Drang nach Antworten offenbar bemerkt hatte. Ich nickte und setzte mich auf den Boden vor ihnen.  Nic lehnte sich nach vorne und wuschelte sich durch seine braunen Haare. ,,Wie lange bist du schon ein Werwolf?", fragte einer der Beiden als ich kein Wort raus brachte. ,,Ich habe von unserer Existenz vor einem Monat erfahren. Zu Vollmond. Ich war wegen meinem Geburtstag in dieser Disco unten in der Stadt. Ich glaube sie heißt the Clan oder so!" Mir fiel erst jetzt auf wie ironisch dieser Name war. Sie nickten beide verständnisvoll: ,,Diese Disco ist ein Treffpunkt aller Wölfe, wir suchen uns dort potentielle Frauen für Nachwuchs!", ich verstand nicht richtig. Frauen für Nachwuchs? Tim bemerkte mein verdutztes Gesicht und fing an zu lachen. ,,Es ist Brauch das jedes Mitglied für Nachwuchs und somit neue Jungwölfe sorgt. So bleibt das Rudel bestehen. Und da es keine weiblichen Werwölfe gibt...äh ich meine gab, nutzen wir dafür die Menschen!". ,,Als Brutstationen!", murmelte ich leise.  ,,Noch mehr Fragen?", schmunzelnde Nic und stützte mit dem Arm seinen Kopf. Seine braunen Haare hingen wild in alle Richtungen und erst jetzt bemerkte ich, dass seine Augen eine schöne hellgraue Farbe hatten. ,,Ähm ja, ich schieße einfach mal los: Gibt es noch mehr Mitglieder in diesem Rudel oder seid ihr zwei und Thomas die Einzigen?" , ich wusste nicht recht wie ich ihn nennen sollte. Es gab  diese Varianten: ,,"mein Vater", ,,mein leiblicher Vater", ,,mein Erzeuger" oder einfach nur ,,Thomas". Und das Letzte klang mir am Vernünftigsten.   ,,Wie läuft das zu Vollmond ab, geht ihr zusammen laufen? Muss ich nun auch hier her ziehen, das wäre nämlich echt scheiße weil ich gerade erst in das Haus meiner Mutter gezogen bin. Darf ich weiterhin zur Schule gehen? Ich habe dieses Jahr Abschluss und muss nur noch ca. ein Monat hin. Ach man..Ich bin echt total planlos..!", ich war verzweifelt. Die beiden lachten lautstark, was mich leicht bedrückte. Machten sie sich etwa lustig über mich? Enttäuscht stand ich auf und lief an die Küchentheke. Die Wasserflasche stellte ich ohne große Beachtung ab. ,,Hey nicht wegrennen!", rief Nic und sprang auf. Er lief mir hinterher und packte mich behutsam am Arm. ,,Wir wissen, dass das alles nicht so einfach für dich ist. Wir sind damit groß geworden. Unser Vater hat uns alles  von klein auf gelernt und uns auf die Verwandlung vorbereitet, du hattest das nicht! Du brauchst keine Angst haben, wir werden dir helfen und auf dich aufpassen! Du gehörst nun zu unserem Rudel!". Diese Worte waren echt lieb. Sie beruhigten mich ein bisschen und ich war echt froh,  dass es die beiden gab. Sie hatten so viel Verständnis für mich.  ,,Also hör zu. Du musst selbstverständlich nicht hier her ziehen. Es ist zwar normalerweise üblich, aber kein Muss bei uns", er erhob die Hände und deutete auf die Villa, ,, Du kannst, aber du musst nicht. Du darfst selbstverständlich zur Schule gehen. Es gibt noch mehr Mitglieder, aber die wirst du heute Abend kennen lernen. Und keine Sorge, sie haben auch Verständnis. Wir sind mit dir insgesamt zu siebt. Zu Vollmond treffen wir uns alle und gehen zusammen irgendwo hin, was der Alpha entscheidet. Das kann ein Abendessen im Restaurant, eine Bowlingrunde, ein Discobesuch und und und sein. Danach geht  es in den Wald um zusammen laufen. Den Rest wirst du nach und nach erfahren. Wenn du Fragen hast frag einfach. Das ist in Ordnung!". ,,Danke das ist echt lieb von euch!", murmelte ich, strich ihm über den Arm und warf seinem Bruder auf der Couch einen dankbaren Blick zu. Dieser neigte  den Kopf, was ich als „Kein Ding" deutet  und dann hoch in sein Zimmer verschwand. ,,Gerne doch!", lächelte Nic und schob mir einen hellroten saftig wirkenden Apfel  über die Theke zu. Ich hatte echt wahnsinnigen Hunger. Es würde meinen Drang nicht vollends beenden, aber wenigstens etwas lindern.  Erfreut biss ich in das saftige Obst und genoss das Gefühl von Frische in meinem Mund. Es verbreitete sich in meinen ganzen Körper und ließ ihn kribbeln. Als Werwolf nahm man selbst das Essen von Obst viel genauer wahr. Ist doch echt verrückt. Ein hohes Piepsen riss mich aus meiner Gefühlsexplosion und ich blickte fragend zu Nic, welcher sein Handy aus der Hosentasche wühlte und es sich ans Ohr hob. ,,Ja...ja es ist alles ok!", die Art und Weise wie er durch das Wohnzimmer stiefelte ließ mich kichern. ,,Ja ok, alles klar! Dann bis später!", er legte auf und warf das Handy hinter sich auf die Couch. ,,Wer war das?", murmelte ich und biss erneut in meinen Apfel. ,,Thomas. Er sagte, dass wir uns heute Abend um  21 Uhr in der Disco the CLAN treffen!" Ich spürte wie sich eine Gänsehaut auf meinem Körper verbreitete. Welch Déjà-vu. Genau einen Vollmond später würde ich zum Ursprungsort meiner ersten Verwandlung zurück kehren. Ein ziehen in meiner Brust ließ mich erstaunen. Ich spürte einen starken Drang, ein Verlangen und ohne die Bestätigung zu haben wusste ich nach was. Ich hoffte insgeheim ihn wieder zu sehen. Kilian.

&gt; Bloodline &lt; a werwolf storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt