christian dissinger

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„Schatz!"

Mit einem besorgten Blick eile ich durch die Flure in dem Krankenhaus, in dem mein Freund liegt, doch entgegen meiner Erwartungen schaut er nicht einmal auf, als ich schließlich völlig abgehetzt sein Zimmer betrete..

„Chris...."

Verwundert greife ich nach seiner Hand - und erst jetzt schaut er auf. "Y/N?"

Er ist noch vollkommen weggetreten von der Narkose, und so setze ich mich ruhig auf seine Bettkante, um ihm einen Kuss auf die Fingerknöchel zu drücken.

„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, aber die Jungs haben mir erst Bescheid gesagt, als du schon operiert wurdest..." „Jetzt bist du ja da", krächzt er, bevor er den Kopf in den Nacken legt und sich mir auch schon entgegen reckt.

Ich verstehe sofort, was er will, und so drücke ich meine Lippen erst einmal sanft auf seine, was ihn trotz seiner Benommenheit direkt zum Lächeln bringt. Ob bei Bewusstsein oder nicht - einen Kuss würde er sich nie entgehen lassen.

Als wir uns schließlich lösen, schlüpfe ich aus meinen Schuhen und dann hinein in seine Arme. Wir liegen nicht zum ersten Mal gemeinsam in einem dieser Betten - denn wir verdanken diesem Krankenhaus unsere Beziehung.

Vor einigen Jahren, als das mit Christian begonnen hat, war ich noch in der Ausbildung zur Krankenpflegerin und am Tag seiner OP ausgerechnet auf seiner Station eingeteilt. Chris war vor seiner OP ein wahres Nervenbündel, sodass ich jede freie Minute bei ihm verbrachte, um ihn von seiner Angst abzulenken. Und statt nach meiner Schicht nach Hause zu gehen, bin ich erneut zu ihm gegangen, damit er nicht alleine aus seiner Narkose aufwachen würde. Anfangs war ich von Nervosität erfüllt gewesen - würde er sich überhaupt freuen oder wäre es komisch? Doch meine Ausdauer hat sich gelohnt. Kaum, dass er mich gesehen hat, hat er angefangen zu lächen und sofort nach meiner Hand gesucht.

„Was machst du noch hier?" 

Seine Stimme war nur ein Krächzen gewesen - doch kaum, dass sich unsere Finger verschränkt hatten, hatte sich ein Lächeln auf seine Lippen gelegt. 

„Ich konnte dich doch nicht alleine lassen." Sanft  strich ich ihm durch die Haare.

„Du siehst müde aus..."

„Hab den ganzen Tag gearbeitet, aber das geht schon. Ein bisschen kann ich noch bei dir bleiben, ich hab ja morgen frei." „Leg dich doch einfach zu mir." Einen Moment lang hatte ich gezögert, doch dann habe ich es einfach riskiert und war zum ersten Mal in die Arme geschlüpft, die von diesem Augenblick an mein Zuhause geworden waren.

„Woran denkst du?" Mittlerweile ist seine Stimme schon kräftiger geworden, und glücklich schmiege ich mich an ihn.

„Wie das mit uns angefangen hat."

Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, während Christian zu strahlen beginnt.

„Achja, die wundervolle Sonderbehandlung damals... Ich bin froh, dass du die ganze Zeit bei mir warst... Und das du auch jetzt hier bist..."

Damit meint er nicht im Ansatz seine Krankenhausangst, die hat er schließlich schon vor langer Zeit überwunden... Sondern eher sein Olympia- Aus, was ich live im Fernsehen mit anschauen musste.

"Ich bin ja jetzt hier Liebling..."

Ich löse mich vorsichtig aus seinen Armen, um ihn an mich zu ziehen und während er sich all den Frust von der Seele redet, der sich in ihm aufgestaut hat, bin ich einfach nur für ihn da. Immer wieder gebe ich ihm kleine Küsse auf die Wange oder die Stirn, um ihn in seinen Worten zu stärken, bis alles seine Seele verlassen hat. Stattdessen dreht er mein Gesicht nun ganz zu sich, bevor er mich mit einer Intensität küsst, als gäbe es kein Morgen mehr.

"Danke für alles, mein Engel."

"Für dich immer gerne, mein Schatz."

Wir verschränken unsere Finger, sodass unsere Verlobungsringe aneinander liegen, bevor ich meine Lippen sanft auf seine Stirn drücke.

„Schlaf jetzt ein bisschen und werd schnell gesund, du möchtest doch schließlich nicht mit Gips heiraten, oder?"

„Nein, bloß nicht." Er lacht und kuschelt sich noch enger an mich, bevor er leise ein „Bleibst du?" nuschelt, was mich etwas zum Lachen bringt. „Du solltest mittlerweile wissen, dass du mich nicht mehr los wirst, mein Schatz." „Gut..."

Er gähnt noch einmal und schläft dann ein, und mit einem glücklichen Lächeln schließe ich ebenfalls die Augen. Es ist egal, wo wir sind, solange Christian nur an meiner Seite ist. Mit ihm ist alles perfekt. Für mich ist er perfekt.

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