lukas mertens

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»Ich muss hier ausbrechen, wenn du das hier liest bin ich schon auf und davon«

Mit einem tiefen Atemzug schaue ich mich in meiner neuen Heimat um, bevor ich mich auf den Weg zu dem Hostel mache, in dem ich die Nacht verbringen werde.

Wilhelmshaven also...

Zuhause habe ich es nicht mehr ausgehalten und meine Sachen gepackt, raus aus der Wohnung, weg von meinem Freund und meiner Familie, weg von allem, was mich gehalten hat.

Zwischen uns lief es sowieso schon lange nicht mehr gut und so ist es mir nicht schwer gefallen, endlich zu gehen.

Mein Plan war gut. Ich habe gewartet, während er arbeiten war... und dann bin ich gegangen. Ich habe mich einfach in einen Zug gesetzt und bin vor meinem alten Leben... Ja, beinahe geflohen. Nichts hat mich mehr gehalten.

Wenn er nach Hause kommt, wird er nur noch einen Zettel finden, während ich schon in meinem neuen Leben stehe.

Endlich.

"He!" Reißt mich plötzlich eine Stimme aus meinen Gedanken und erst jetzt realisiere ich, dass ich scheinbar in jemanden hinein gelaufen bin.

"Oh, äh... Sorry." Entschuldige ich mich verlegen, was dem Mann vor mir ein kleines Lächeln entlockt.

"Kann ich dir irgendwie helfen? Du siehst... etwas verloren aus."

"Ich bin auch nicht von hier." Gestehe ich. "Heute ist mein erster Tag hier."

"Wie lange bleibst du?" Seine Neugierde wirkt ehrlich, was mich jetzt ebenfalls zum Lächeln bringt.

"Solange ich bleiben möchte. Das hier wird mein Neuanfang."

"Flüchtest du vor irgendwas?" Sein Blick bleibt an meinem blauen Schlüsselbein hängen und schnell schiebe ich meine Jacke zurück darüber, bevor ich leicht den Kopf schüttele.

"Ich wurde nicht geschlagen, falls du das meinst. Ich habe mich nur so furchtbar eingeengt gefühlt, nicht mehr glücklich und da mich dort eh niemand vermisst... Ja, bin ich jetzt hier."

"Also bleibst du erstmal?"

"Ja, mir gefällt es hier."

"Soll ich dir die Gegend zeigen? Weißt du schon, wo du die Nacht verbringst?"

„Ich wollte in eine Jugendherberge gehen, und ja, das wäre lieb."

„Also... Falls das jetzt nicht zu aufdringlich rüberkommt... Dann kannst du auch gerne mit zu mir kommen, nur wenn du willst natürlich." Seine Wangen färben sich rot und erst jetzt fällt mir auf, wie hübsch er doch eigentlich ist.

„Normalerweise würde ich sowas nicht machen, aber... es ist ein Neuanfang, also... Warum nicht? Ich bin übrigens Y/n, mit wem habe ich die Ehre?"

„Ich bin Lukas." Er zwinkert mir zu und hält mir dann auffordernd eine Hand hin, die ich lächelnd ergreife und mich von ihm mitziehen lasse.

Lukas nimmt seinen Job, mir die Umgebung zu zeigen, wirklich ernst. Wir laufen den gesamten Tag durch die Stadt und er zeigt mir die schönsten Punkte, die besten Cafés und alles, was seiner Meinung nach wirklich sehenswert ist - und ich genieße die Zeit mit ihm unfassbar. Meinem Handy, welches nahezu pausenlos klingelt, schenke ich keinerlei Beachtung. Und mit jeder Minute, die ich mit Lukas verbringe, geht es mir besser.

Ich fühle mich so viel freier, als ich mich in den letzten Jahren je gefühlt habe - und Lukas scheint es zu spüren.

Er passt sich meiner Ausgelassenen Stimmung mehr und mehr an und so können wir beide nicht mehr aufhören zu Grinsen, während wir Hand in Hand durch die Stadt schlendern, die nun wohl erst einmal mein Zuhause sein wird.

Meine Sachen liegen schon längst bei ihm in der Wohnung und als wir Abends nebeneinander in seinem King-Size Bett liegen, schaue ich ihn glücklich an. "Danke für diesen wunderschönen Tag. Ich habe mich das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder richtig... Frei gefühlt."

Lukas lächelt und zieht mich sanft in seine Arme hinein, in denen ich mich sofort wie zuhause fühle.

"Bleib..." Seine Stimme ist leise, nicht mehr als ein Hauch in der Nacht - und doch verstehe ich ihn. Als ich leicht nicke, schwindet die Anspannung aus seinem Körper und mit einem leichten Lächeln lege ich nun den Kopf auf seine Brust.

Es ist noch zu früh, um zu sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe - aber das Kribbeln im Bauch kann ich schon jetzt nicht mehr bestreiten, Lukas wird auf jeden Fall ein Teil von meinem neuen Leben werden. Wie groß - das wird die Zeit zeigen.

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