Skye
Wir hatten es mittlerweile Abend. Servan hatte den ganzen Tag mit mir verbracht, was total süß von ihm war. Die meiste Zeit hatten wir allerdings nach Yara gesucht.
Überall, wo wir es für möglich hielten, dass Yara dort sein konnte hatten wir gesucht.
Teilweise hatten wir sogar das Grundstück verlassen, obwohl uns Klara, die Haushälterin, versicherte, dass Yara sich nicht bei ihr abgemeldet hatte. Immer, wenn Minderjährige das Grundstück des Heims verlassen wollten, mussten sie sich abmelden, sonst gab es einen Monat Ausgangsverbot, wenn sie erwischt wurden.
Ich machte mir große Sorgen um meine Schwester, besonders nach Luces' Drohung.
Ich hoffte, dass Yara ihm nicht in die Arme gelaufen war. Das würde... unschön enden.
Auch Luces war uns nur einmal über den Weg gelaufen, aber er hatte uns nur mit einem eisigen Blick bedacht. Er mochte es gar nicht, wenn nicht alles so lief, wie er es wollte. WIRKLICH nicht. Er tat viel dafür, dass alles nach seiner Pfeife tanzte und so bekam er früher oder später auch das, was er wollte. Genau das machte mir Angst.Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Das kann doch nicht wahr sein! Sechs Jahre hatten ich und Yara es erfolgreich geschafft, Luces aus dem Weg zu gehen, aber jetzt...! Nein!
„Skye", Servan tippte mich an der Schulter an, „komm, wir gehen in den Gemeinschaftsraum, vielleicht taucht Yara noch auf, bevor wir essen gehen."
Ich nickte nur und ließ mich von Servan durch die Gänge ziehen.Am Gemeinschaftsraum angekommen zogen wir den Vorhang beiseite und sahen uns ersteinmal um.
Kein Luces. Zum Glück.
Keine Yara. Meine Laune sank wieder.Wir gingen auf die kleine Bar, die auf der linken Seite war, zu. Naja, es gab dort keinerlei alkoholische Getränke und auch keinen, der uns bediente, aber wir waren auch nur hier, weil wir unseren Durst stillen wollten. Servan stellte sich hinter die Bar und fragte gekünstelt vornehm: „Sie wünschen?" Ich lächelte schwach. „Eine Apfelschorle, bitte."
„Et avec ça?" (Noch etwas?)
Ich runzelte die Stirn, weil er die Sprache gewechselt hatte. Ich konnte zwar Französisch relativ gut sprechen, doch das war irgendwie unerwartet gewesen.
„Euh... C'est tout, monsieur. Merci."
(Das ist alles, mein Herr. Danke)
Froh, dass mir die passende Antwort auf Französisch eingefallen war, lächelte ich. Richtig.Ich setzte mich auf einen Barhocker und sah Servan dabei zu, wie er ein Glas mit Apfelschorle und ein weiteres mit Wasser füllte. Er fuhr sich einmal durch seine hellbraunen Haare, bevor er mir meine Apfelschorle herüberschob. Er selbst nahm sich sein Glas und kam hinter der Bar hervor. Während er einen Schluck von seinem Wasser nahm, gab er mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte.
Servan steuerte auf eine Ansammlung von Sesseln und Sofas zu, die rund um einen Tisch standen.
Drei Jungen und zwei Mädchen saßen schon dort.
Einer der Jungen, groß gewachsen, dunkle Haare, dunkle Augen, flirtete gerade mit einem der Mädchen, unterbrach sich aber freundlicherweise als er uns kommen sah und stand auf.
Er schlug bei Servan ein und klopfte ihm auf die Schulter.
Vor mir blieb er stehen und musterte mich von oben bis unten, was mir unangenehm war, weil mich das viel zu sehr an die Situation heute morgen erinnerte.„Hey", sagte der Junge und steckte seine Hände in die Hosentaschen, „ich bin Matt."
Stumm schaute ich ihn an.Servan räusperte sich. „Das ist Skye."
Ich lächelte leicht.
„Kommt, setzt euch ruhig zu uns.", lud Matt uns ein.Servan setzte sich auf einen der Sessel und begrüßte seine Freunde.
Unschlüssig blieb ich stehen. Der Blick eines hübschen blonden Mädchens blieb an mir hängen. Sie sah meine Unsicherheit und stand freundlich lächelnd auf. „Hey, ich bin Tamara.", sagte sie und umarmte mich.
Erst stand ich ein wenig steif in ihrer Umarmung da, doch dann entspannte ich mich das erste Mal seit meiner Begegnung mit Luces und erwiederte die Umarmung.
Es tat gut, jemandes Nähe zu spüren..., der nicht Luces hieß.
Tamara löste sich aus der Umarmung und auch ich ließ meine Arme sinken.
„Komm, setz dich ruhig zu mir auf das Sofa."
Ich folgte ihr und nahm zu ihrer Rechten Platz.
Aus Gewohnheit streifte ich meine Schuhe ab und setzte mich in den Schneidersitz.
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Gegen das System (pausiert)
Science Fiction2408. Ein Jahr der Veränderungen für Skye. Negative Veränderungen. Dass sie mehr oder weniger unfreiwillig an DEM Spiel teilnimmt, ist noch längst nicht alles. Die Frage ist nur, für wen es ein Spiel ist? Für jene, die denken, dass es eines ist oder...