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Princess

Protokoll: 06:45 Uhr
,, Nancy!! Wo bleibst du??!" schrie meine beste Freundin mir durch das Telefon ins Ohr.
Durch die laute Musik, die in mein Ohr dröhnte gelang es mir kaum sie auch nur annähernd zu verstehen.
Nur einzelne abgehackte Worte gelangten durch die Leitung.
Sofort verließ ich die Tanzfläche und verkroch mich in irgendeine Ecke.
Eves Stimme war kaum zu hören dazu kam noch die Tatsache, dass ich angetrunken und nicht bei vollem Bewusstsein war.
,, Du kommst zu spät zur Arbeit! Jetzt schwing schon deinen Arsch hier rüber und hör auf dich von anderen Männern lecken zu lassen!" hörte ich ihre wütende Stimme.
,, Mach ich doch gar nicht" schmollte ich und schaute auf die Uhr.
Scheiße.
Sie hatte Recht.
Ich habe gleich Frühschicht und das obwohl ich alles andere als nüchtern bin.

Ach scheiß drauf.
Ich gebe einen feuchten Fick darauf, was diese ganzen Leute von mir hielten.

Natürlich sehen die ganzen Leute nur meinen Körper...meine Reizbarkeit.
Aber mir gefielen die Augen und die Aufmerksamkeit der Leute.
Wenn sie mich anstarrten, als wäre ich die Sonne, um die sich alle drehten.
Ich genoß das Schauspiel. Das Stück was ich vorführte, war ein Gemisch aus Erotischem Verlangen und Reiner Hingabe.
Sie sollten mich anschauen.
,, Jaja schon klar. Jetzt beeil dich." sagte Eve, ehe sie auflegte.
Gott dieses Mädchen...

———

,, Du bist spät dran, Nanc" machte Kent die Bemerkung und warf sich ein Tuch über die Schulter.
,, Erzähl mir was neues" gab ich nur zurück und versuchte mir in der letzten Minute noch eine Schürze um die Hüfte zu binden.
Ich ging hinter die Theke und tastete sofort nach einem Tablett.
,, Willst du dich nicht vorher umziehen?" fragte mein Kollege neben mir.
Wir wissen doch beide das du mich einfach nur nicht in diesem Kleid sehen kannst, weil du sonst gleich hier sofort vor mir abspritzen würdest.
Aber deine Selbstbeherrschung hielt sich in einen ausreichenden Rahmen, Kent.
Ich stellte einige Gläser Bier auf das schwarze Tablett, während ich bemerkte wie Kent ganz offensichtlich zu mir rüber schielte.
,, Ist er hier?" fragte ich stumpf und füllte drei weitere Gläser mit Wildberry Lillet.
,, Was glaubst du denn?" sagte er nur, was meine Frage schon völlig beantwortete.

Genervt atmete ich aus und wühlte durch mein braunes Haar.
,, Hattest du wenigstens Spaß?" fragte er mich und reichte mir die restlichen Flaschen Wodka und deutete an, sie in die anderen Gläser zu füllen.
,, Was glaubst du denn?" antwortete ich und benutzte mit Absicht seine Worte von vorhin.

,, Bedien die Leute da drüben, Nance. Heute kannst du eine Stunde früher gehen" sagte Kent und drückte mir das Tablet in die Hand.
Meine Beine fühlten sich weich an..etwas wackelig.
Es lag mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Müdigkeit und dem Alkohol.
Sofort stieg mir der Geruch von starkem Wodka in die Nase und spürte die Blicke der anderen.
Mit meiner knappen Kleidung war ich ein Geschenk oder eher gesagt eine leichte Beute für alle anderen um mich herum.
Als ich gerade um die Ecke bog, spürte ich sofort einen intensiven Blick auf mir liegen.
Doch dies stempelte ich als ein hungriges Wimmern eines verlorenen Mannes ab.
Ich hielt vor einen Tisch an, an dem zwei Sturz betrunkene Männer saßen und stellte zwei Flaschen Bier dort ab.
Sie konnten nur noch vor sich hin Glucksen und warfen mir einen Zehner zu.
,, Danke, Süße~" lallte er und öffnete die Flasche mit einem Öffner.
Sei nett zu deinem Publikum.
Lass diese Wichser einfach reden und zieh einfach deine übliche hübsche Show ab.
Redete ich mir ein.
Dennoch empfand ich es als widerwärtig, das diese alten Säcke sich an einer zwanzigjährige ergötzten.
Doch sie waren nunmal ein Viertel meiner Zuschauer.

Etwas brannte sich unter meine Haut. Ein brennen. Etwas was von purer Lust angetrieben wurde.
Jemand beobachtete mich. Und es gefiel mir.
Doch diese positiv auswirkende Gefühl machte eine gewisse Person schnell zu Nichte, allein durch seine bloße Existenz.
Die bleichen blonden Locken und die geschwungenen Wimpern, gehörten nur der Person, die ich so sehr verabscheute.
Im Gegensatz zu anderen fiel es mir nicht schwer ihn zu hassen.
Denn für andere schien er wie ein Engel. Ein Prinz auf einen weißen Pferd.
Derjenige, der hundertprozentig in den Himmel kommen würde.
Doch seine äußerliche Fassade war nichts als ein scheinheiliger Bluff.

,, Nanc~du hier? Was für ein Zufall" sagte er und kam mir ungeheuerlich nah.
Doch ich wich ihm weder zurück, noch zuckte ich zusammen.
Ich würde lieber sterben, als mich ihm erkenntlich zu zeigen.
Eine lästige Haarsträhne fiel mir ins Gesicht. Sofort steckte ich sie mir hinters Ohr und runzelte die Stirn.
,, Ich arbeite hier. Jeden Tag." betonte ich.
,, Fahr mal nen Gang runter, Kleine. Warum den direkt so aggressiv?"
Mein Groll gegen ihn wurde wahrlich Tag für Tag etwas größer.

Ich konnte nicht in Worte fassen wie sehr ich ihn hasste.
,, Verschwinde endlich" sagte ich knapp.
,, Ich habe Georgie getroffen" sagte er noch bevor ich mich umdrehen konnte.
Ich zuckte bei dem Namen meines Bruders zusammen und riss meine Augen gebannt auf.
Meiner Finger verkrampften sich und der Alkohol in meinen Magen mischte sich mit Übelkeit und Hass.
Eine Menge Hass.
,, Wie hast du ihn gefunden?" fragte ich ihn und stellte das Tablet neben mir auf einem Tisch.

,, Ich musste ihn weder finden, noch suchen. Er hatte sich von selbst bei mir gemeldet. Kann es sein das du als große Schwester allmählich versagst?" raunte er und seine Zähne blitzten vor Helligkeit förmlich auf.
Für einen Moment lang hielt ich inne und versuchte meinen Atem zu bewahren.
Am liebsten hätte ich ihm eine geklatscht, oder beinahe noch schlimmeres.
Doch es würde mich meinen Job kosten, wenn ich ein solches Risiko eingehen würde.
,, Nance? Kommst du?" hörte ich Kent aus der Küche rufen.
Zum ersten Mal freute ich mich darüber Kents Stimme zu hören.

Innerlich stellte ich mir gerade vor, wie ich Kent dankbar die Füße küsste und ihn einen Thron aus Gold baute.

,, Wir können später darüber reden, wenn du mich jetzt entschuldigen würdest." entschuldigte ich mich ironisch und wollte mich gerade umdrehen, als er mich grob an der Schulter packte und zurück zerrte.
,, Ich bestehe darauf jetzt zu reden." knurrte er wie ein wildes Tier.
Abschaum.
,, Ich arbeite gerade." fauchte ich und versuchte mich zu lösen.
Das Trällern der Betrunkenen Männer dröhnte in meinen Ohren und meine Beine hielten mich kaum noch auf gleich zu stürzen und endlich zu schlafen.
Wie schön wäre es...endlich die Augen schließen zu können.

Ich starrte meinen allzu gehassten Feind aka Exfreund an und stellte mir vor ihn zu erstechen.

,, Das ist mir egal-„

,, Wärst du so lieb die junge Dame da loszulassen, du notgeiler Wichser?" hörte ich auf einmal eine mir fremde tiefe Stimme.

Behind you: You are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt