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Princess

Ein nerviges Geräusch ertönte, als mir mein Kugelschreiber runter fiel und die dämliche Musik aus den Neunzigern in meine Ohren dröhnte.
Aus lauter Hektik rutschte beinahe mein Handy aus den Händen, ehe ich mich wieder fasste.
,, Hey, hier ist die Mailbox von Alex. Wenn du ein One Night Stand warst, ruf mich nicht an" ein lautes Piepen ertönte nach diesem Satz und ich musste mich zusammenreißen nicht gleich den Verstand zu verlieren.
Bei dem Klang seiner Stimme war mir zum kotzen zu mute...
Dieser arrogante Idiot hatte nichts besseres zutun, als sich zwei Wochen lang nicht zu melden.
Seit diesem Vorfall an meinem Arbeitsplatz hörte ich rein gar nichts mehr von ihm.
Es kam mir so vor, als hätte er sich in Luft aufgelöst, was mir auch lieber gewesen wäre.
Doch sein Verschwinden zu ignorieren schien mir unmöglich. Wenn ihm was zugestoßen sein sollte, hieß es Bankrott für mich und meinen Bruder.
Und so sehr ich Alex auch tot sehen wollte, ich konnte es nicht.

,, Hey Alex, ich bins, Nance. Ich melde mich, weil ich wissen möchte, ob es dir gut geht. Ich weiß das zwischen uns war Bullshit, aber ich bin mir sicher..." ich ließ ein seufzen von mir, während mein Blick zum betrunkenen Obdachlosen am Ende der Bar fiel.
,, ...das wir das klären können." sprach ich erschöpft in die Mailbox.
Wenn er es anhören sollte, werden wir eine ganz schöne Diskussion haben, aber ich werde dies oder jenes riskieren.
Bis jetzt verging kein Tag, an dem er mich nicht nervte, doch nun war er wie vom Erdboden verschluckt.
Ich weiß nicht ob ich mich sorgen oder lieber freuen sollte.
Doch das ist kein Mitleid oder Sorge, sondern eher abgrundtiefer Hass.

Geschmeidig zog ich meine schwarzen mit spitzen verzierten Kniestrümpfe zurecht, um den Mann zwei Tische entfernt von mir zu reizen.
Er machte große Augen, als ich mich kurz darauf bückte, um meinen Kugelschreiber wieder aufzuheben.

Gefällt ihnen die Show, kommen sie gerne wieder und zahlen auch recht gut.
Ich kriege mein Geld und sie einen harte Beule, weshalb er die nächsten fünf Minuten auf die Toilette fliehen wird um sich dort einen runterzuholen und dabei an meine Visage denken.
Der Gedanke das dieser widerwärtige Mann durch mich abspritzen wird ist zwar äußerst eklig, aber was tut man nicht alles für etwas mehr Trinkgeld.
Vielleicht sollte ich mal als Striperin oder Protestuierte anfangen..

,, Hast du die Waren schon in den Kühler gestellt?" fragte mich Kent und wischte die Theke trocken hinter der er stand.
Kent half nicht wirklich die meiste Zeit stand er nur hinter der Theke und polierte an Geschirr rum, was schon längst sauber war.
Entweder das oder er hielt Smalltalk mit mir.
Ich habe noch nie verstanden warum jemand wie er hier arbeitete er sieht gut aus und kommt aus einer guten Familie.
Das jemand wie er im dreckigsten Loch arbeitet was man sich nur vorstellen kann ist total beschissen und unverständlich.
,, Natürlich" sagte ich und richtete mich wieder auf.

Sein Blick blieb misstrauisch an mir haften.
,, Irgendwann ordne ich eine Kleiderordnung an, Nance" sagte er und schaute bescheiden auf meine Beine.
Sollte diese Aussage ein Indikator dafür sein, um mich das nächste mal anständiger zu kleiden?
,, Wieso? Weil ich zu heiß bin?" fragte ich nur verspielt und lehnte mich an die Theke, um ihn nur frech anzugrinsen.
Sofort legte er das Tuch mit dem er schon die ganze Zeit rumfuchtelte zur Seite, um mich ernst anzuschauen.
,, Du guckst nur zu genau hin und schaust zu viele Pornos, das ist alles" sagte ich zufrieden und schaute mich zum Tisch um, wo ich vor noch wenigen Sekunden den alten Mann vergnügte.

Auf dem Tisch lag Geld und der Mann war verschwunden.

,, Du solltest dir wünschen eine heiße Frau sein zu dürfen" sagte ich kleinlaut und grinste, als ich mich auf den Weg machte meine Ausbeute einzusammeln.
Jackpot.
Er würde in Zukunft einer unserer Stammgäste werden.

Wenn ich mich einmal selbst exposen darf: Geld ist für mich das was am meisten zählt.
Ohne Geld bin ich hungrig.
Ohne Geld friere ich und bin krank.
Ohne Geld kann ich nicht schlafen.
Geld ermöglicht einem alles und die Summe ist das einflussreichste was einem ausmacht.
Und ich währe eine fucking Lügnerin wenn ich von mir behaupten würde ich würde mich nicht selbst verkaufen für eine etwas höhere Summe.
Wer weiß vielleicht verkaufe ich bald meine ein oder andere Niere.

Ich brauche und liebe Geld, aber ich auch nur aus dem Grund, weil ich eine Person dadurch retten muss die mir alles bedeutet.

Vielleicht bin ich durch meine kranke Denkweise eine Hure oder eine gierige Schlange, aber wenn man in Not ist, ist einem all das egal.

,, Nance! Komm mal bitte ich brauche deine Hilfe!" hörte ich Eves Stimme aus der Küche.
Ich seufze laut und steckte mir das Geld in meine Tasche.
Eve sieht diese Ansichten etwas anders.
Doch nicht im positiven Sinne, sondern im Gegenteil.
Sie ist noch viel schlimmer als ich.
Sie lebt nach dem Motto: Leben oder leben lassen.
Man lebt nur einmal im Leben und das wollte sie unter keinen Umständen vergeuden.

,, Ich habe Kleider für heute gekauft und du sagst mir jetzt welches ich heute anziehen soll" befahl sie mir, ohne das ich irgendwas darauf erwidern konnte.
Eve ist das was man als Schlampe bezeichnet.
Sie ist Gott verdammt sexy, hat einen großen Arsch und einen großen Mund.

Sie zerrte mich also in die große Abstellkammer und zeigte mir ein rotes eng anliegendes  Kleid, was ihre prallen Brüste perfekt betonte
,, Du siehst wirklich toll aus, Eve" sagte ich und lächelte sie an.
Irgendwie tut es mir weh zu sehen, wie sie jede Nacht in irgendeinen Club verschwindet und sich selbst verkauft nur um etwas dazuzuverdienen.
Klar. Ich mache auch ständig Männer auf mich aufmerksam, aber ich ficke nicht mit ihnen für Geld, so wie sie ist tut.

Geschmeichelt wird sie rot und grinst wie ein kleines Kind vor sich hin.
Wir sind zwei kaputte Seelen in einer Abstellkammer voller Kartons und Besen.
,, Wirst du irgendwann damit aufhören Eve?" fragte ich sie und lehnte mich an die Wand.
Verlegen spielte sie mit ihren Fingern rum.
,, Sobald ich mich verliebe...Schätze ich"

Nur will kein Mann mit keiner Frau  zusammen sein, die einen dermaßen hohen Bodycount hat.
,, Zieh das rote Kleid an" sagte ich nur und lächelte.
,, Meinst du?" fragte sie aufgeregt, als bräuchte sie die Bestätigung ihrer Mutter.
Ich nickte und sah ihr zu wie sie aus der Abstellkammer verschwand.

Sie hat dieses beschissene Leben nicht verdient.
Sie hat ein Herz aus Gold und sieht aus wie ein Engel.
Doch leider macht diese Stadt sie völlig kaputt.

Laut atmete ich aus, ehe es in meiner Tasche vibrierte.
Ich rutschte langsam die Wand etwas runter, bis ich nur noch auf den kalten Boden hockte.
Vorsichtig zückte ich mein Handy und nahm war das mir eine SMS geschrieben wurde.
Welcher Mensch schreibt bitte heutzutage noch über SMS?
Es war eine Unbekannte Nummer, die ich noch nie gesehen habe.
Als ich die Nachricht sah, wusste ich nicht genau ob ich lachen, weinen oder Angst haben sollte.

Unbekannt: Ich würde zu gerne wissen, ob zu passend zu den Spitzen Strümpfen passende Unterwäsche trägst.

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Behind you: You are mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt