❝erschüttert❞

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Wir treffen uns.
Du sagst, ich kann kommen wann immer ich will.
Ich weiß nicht, wann ich kommen will oder wann ich kommen soll.
Ich weiß, ich kann bis 19 Uhr bei dir bleiben.
Ich würde früh kommen, um viel Zeit mit dir zu haben.
So viel wie möglich.
Aber ich will nicht, dass du weißt, dass ich viel Zeit mit dir haben will.
Ich sollte es ganz cool angehen und zu einer Uhrzeit kommen, die dir nicht zeigt, dass ich viel Zeit mit dir haben will.
Aber ich weiß, dass ich es im Nachhinein bereuen würde, weil ich viel Zeit mit dir haben will.

...

Du erzählst mir, was deine Lieblingsserie ist.
Einen Tag später habe ich mir schon etliche Folgen davon angesehen.
Denn ich will sehen, was du siehst, verstehen, was du daran magst, dich verstehen.
Ich schaue es und mag es direkt.
Auch wenn ich weiß, dass wir es nicht aus dem gleichen Grund mögen.
Du magst es, weil du es magst.
Und ich mag es ...weil du es magst.
Mhm...wenn man es so betrachtet, mögen wir es vielleicht doch aus dem gleichen Grund.

...

Wenn ich bei dir bin, will ich dich ganz fest ansehen.
Ich will mir jedes Detail einprägen.
Jeden Aspekt deines Gesichts.
Doch egal, wie fest ich dich ansehe, wie sehr ich mich bemühe, dieses Bild im Kopf abzuspeichern...
...Wenn ich nicht mehr bei dir bin, habe ich trotzdem das Gefühl, dich nicht fest genug angesehen zu haben.
Denn, wenn es nach mir ginge, würde ich dich immer ansehen.
Doch das Bild in meiner Erinnerung, egal wie detailliert, wird immer nur ein blasser Abstrich dessen sein, was du bist.
Und dessen, was du für mich bist.

...

Wenn du neben mir sitzt, fühlt sich jede Bewegung, jeder Atemzug an, wie etwas, was die Welt aus ihren Fugen reißen kann.
Du bewegst nur einen einzigen Finger und der ganze Raum wird erschüttert.
Du überschlägst deine Beine und alles um mich herum explodiert.
Du nimmst einen tiefen Atemzug und das Universum fügt sich neu.
Ich weiß nicht warum.
Ich weiß nur, dass ich dir nicht in die Augen schauen kann.
Denn würde ich das tun, würde sich nicht nur der Raum um uns herum auflösen, sondern ich mich mit ihm.

❝in our hands❞ || poetryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt