Kapitel 5 - Ein misslungenes Experiment

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Louis atmete tief durch, bevor er sich seine Kleidung auszog und sich notgedrungen zu Harry gesellte. Er drehte kommentarlos das Wasser auf und stellte sich darunter. Louis war nicht verwundert darüber, dass Harry so lange duschte, schließlich hatte er unzählige (neun) Pflegeprodukte, die allesamt die gleiche Aufmerksamkeit von ihm bekamen. „Harry, können wir darüber reden?", fragte Louis kaum hörbar mit Blick zu den vor ihm befindlichen Fliesen.

Er erhielt keinerlei Reaktion, weshalb Louis ihn ein weiteres Mal ansprach. Wenn er etwas hasste, dann war es, ignoriert zu werden. Louis lief einen Schritt in Harry's Richtung und schnipste mit dem Finger vor seinem Gesicht. „Harry? Hallo? Hey? Ich bin hier", sagte Louis und winkte mit seiner Hand vor Harry's Gesicht. „Harry, schweige, wenn du mir verzeihst", sagte Louis. Harry schwieg. „Gut, dann können wir endlich zur Tagesordnung zurückkehren", sagte Louis und entfernte sich wieder von Harry.

Louis pfiff ein fröhliches Lied, während er sich zum dritten Mal Duschbad auf der Haut verrieb. Eigentlich hätte ihm einmal gereicht, aber er wollte aus ihm unerklärlichen Gründen länger Zeit in der Dusche verbringen als nötig. „Hey Harry, sind deine Eltern eigentlich Chemiker? Du siehst ein bisschen wie ein misslungenes Experiment aus", sagte Louis grinsend und wollte damit tatsächlich zur Tagesordnung übergehen, doch der Versuch schlug offensichtlich fehl, als Harry plötzlich mit wütendem Blick auf ihn zukam.

Louis ging einen Schritt zurück, bis sein Rücken  bereits die Fliesen berührte, doch Harry stoppte noch immer nicht in seiner Bewegung. Zwischen ihren Körpern war so wenig Platz, dass Louis sich wunderte, dass sie sich nicht berührten. Harry sagte nichts, was Louis zunehmend beunruhigte. „Sorry", flüsterte Louis und spürte plötzlich Harry's Hand an seiner Kehle. „Scheiße, Harry, lass mich los", hauchte Louis und begann unter seinem Griff zu zappeln. „Halt dich von mir fern, Tomlinson", fuhr Harry ihn an, den Griff noch immer fest um Louis' Kehle, so dass dieser gerade noch atmen konnte.

Als der Griff sich langsam löste, baute Louis sich vor ihm auf. „Was ist eigentlich dein beschissenes Problem? Ich habe einen Fehler gemacht, für den ich mich jetzt mehrfach entschuldigt habe. Aber du spielst dich weiter wie die Prinzessin auf der Erbse auf", sagte Louis mit erhobener Stimme. „Du bist mein scheiß Problem", schrie Harry, was einen kalten Schauer über Louis' Rücken jagte. Als er ihn dazu noch nach hinten schubste, hatte Louis Sorge, dass Harry's Sicherungen nun völlig durchgebrannt sind.

„Reiß dich jetzt zusammen, Styles. Nur, weil du als Kind zu nah an einer Wand geschaukelt hast, kannst du nicht mit den Menschen umspringen, wie es dir passt", schrie Louis jetzt ebenso. Es war nicht sonderlich zielführend, dessen war er sich bewusst, doch er wollte sich von Harry auch nicht auf der Nase herumtanzen lassen. „Ich springe mit den Menschen rum, wie es mir passt?", fragte Harry. Louis wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Harry's Blick verriet, dass er sie nicht hören wollte. „Ich wollte nett sein. Ich habe dich sogar bei mir duschen lassen. Und was tust du? Überleg dir mal, wer sich hier wie das Arschloch verhält", sagte Harry, verließ die Dusche und ließ Louis stehen.

Louis hasste es nicht nur, ignoriert zu werden, sondern er hasste es auch, nicht das letzte Wort haben zu können. Und Harry tat binnen fünf Minuten beides. Hektisch trocknete er sich ab und zog sich seine Kleidung über, um erneut die Verfolgung aufnehmen zu können. Er konnte und wollte die Sache zwischen ihnen nicht ungeklärt lassen, denn er wollte nicht mit schlechtem Gewissen einschlafen.

Ohne zu Klopfen riss er die Tür zu Harry's Zimmer nur wenig später auf. „Und du hörst mir jetzt zu", rief er laut und stürmte auf Harry, der bereits gemütlich mit einem Buch im Bett lag, zu. „Du hattest deinen Spaß, hast mich angegriffen und stehen gelassen. Aber es reicht jetzt", schrie Louis ihn schon beinahe an. Harry richtete sich auf und lief langsam auf Louis zu, der währenddessen einige Schritte zurücklief, bis er mit dem Rücken an der Wand stand.

Louis atmete tief durch, bevor er Harry in die Augen sah. Sie sahen wütend aus und Louis vermutete, dass in Kürze Blitze in ihnen auftauchen würden. Er brach den Blickkontakt dennoch nicht ab, bis Harry's Augen zunehmend dunkler wurden. Moment. Louis sah noch einmal genauer hin, doch tatsächlich wurden sie dunkler.  Zwischen ihre Körper passte kein Blatt Papier mehr und etwas an dieser Situation ließ Louis unruhig werden.

„Ich sollte jetzt gehen", sagte Louis, der ein für diese Situation äußerst unangebrachtes Ziehen in seiner Leistengegend verspürte. Er duckte sich ab und wollte gerade an Harry vorbeilaufen, doch dieser zog ihn zurück gegen die Wand und stellte seine Hände neben seinem Kopf ab. Harry's Mund war leicht geöffnet, was Louis die Frage in den Kopf schießen ließ, ob er ihn töten oder flachlegen wolle. Für einen Moment hoffte er auf letzteres, zumindest war sein Körper davon überzeugt, dass er genau das wollte. Verdammter Körper, dachte Louis sich.

Harry ließ sein Blick nach unten gleiten. Vermutlich hatte er die entstehende Beule in Louis' Hose entdeckt, denn ein süffisantes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Darauf stehst du also?", fragte er. „Nein, ich habe Erektionsprobleme", sagte Louis ernst und gab damit die in seinem Kopf einzig logische Antwort. Harry beugte sich etwas zu Louis, bis sein Mund beinahe Louis' Ohr berührte. „Ich steh auch drauf", flüsterte Harry und biss leicht in Louis' Ohrläppchen, während er seinen Körper gegen den von Louis presste. Erschrocken riss Louis die Augen auf, als er Harry's Erektion an seiner spürte.

„Verfluchte Scheiße", hauchte Louis, der Harry seinen Hals entgegenstreckte. Er kam der Aufforderung sofort nach, biss sanft hinein. „Zieh dich aus", sagte Harry und ließ von Louis ab, um sich seine Kleidung selbst auszuziehen. Louis zögerte nicht lang, zog sich sofort seine Kleidung aus und ging wieder auf Harry zu, der bereits splitterfasernackt inmitten des Zimmers stand. „Ich mag dich nicht, Tomlinson", sagte Harry ernst. Louis kniff die Augenbrauen zusammen und sah fragend zu Harry. „Du sendest mir gerade widersprüchliche Signale", erwiderte er trocken.

Harry ging auf Louis zu und packte mit beiden Händen an seinen Hintern, um ihn umzudrehen. „Vergiss es", sagte Louis jedoch und duckte sich gekonnt ab, um sich hinter Harry zu positionieren. „Nur über meine Leiche", sagte Harry und zog Louis wieder vor sich. „Gut, das war witzig. Wir hatten alle viel Spaß. Ich würde dann jetzt wieder gehen", sagte Louis und wollte gerade nach seinen Sachen greifen, doch Harry hielt ihn auf. „Ich denke nicht", sagte er leise. „Hast du das überhaupt schon mal gemacht?", fragte Louis. „Sex?", fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sex mit einem Mann", erwiderte Louis.

Er zog Louis hinter sich her, um ihn bäuchlings auf das Bett zu schubsen. Er spürte Harry's Hände auf seinem Hintern, an seiner Taille und an seinem Nacken. Sie waren überall. „Ich weiß, was ich tue", flüsterte Harry, bevor er Louis Hüfte anhob und sich hinter ihm positionierte. Harry kramte gerade in der Schublade seines Nachttisches, was Louis Zeit gab, darüber nachzudenken, wie das gerade passieren konnte. Viel wichtiger war jedoch die Fragen, warum das gerade passierte. Ja, Louis konnte nicht abstreiten, dass Harry sehr attraktiv war und sein Körper trug definitiv seinen Teil dazu bei. Aber er war ein Arschloch. Binnen kürzester Zeit hat Louis eine derart große Abneigung gegen ihn und seinen Charakter entwickelt, dass er es nicht verstand, warum Louis nun kurz davor stand, von Harry flachgelegt zu werden.

„Wenn du jetzt nicht sofort herkommst, überlege ich es mir anders", sagte Louis genervt, als Harry die Durchsuchung des Nachttisches abgeschlossen hatte und sich stattdessen seinem Kleiderschrank widmete. „Ich kann mit ausreichend Schwung auch auf das Gleitgel verzichten", sagte Harry emotionslos. „Okay, such lieber weiter", bestätigte Louis. „Und du hörst lieber auf zu reden, sonst überlege ich es mir anders", sagte Harry, der in diesem Moment offenbar fündig wurde und zu Louis zurückkam. „Irgendwelche Einwände?", fragte Harry, bevor Louis Harry's Körper an seinem spürte.

„Abgesehen von deiner Persönlichkeit und deiner gesamten Existenz? Nein", sagte Louis. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und Louis fragte sich, ob Harry tatsächlich auf Männer stand oder sich gerade an ihm ausprobieren wollte. Louis' letzter Erzfeind war ein ähnlich großes Arschloch wie Harry. Als er ihn während einer Veranstaltung betrunken seine Meinung in einem zehnminütigen Monolog darlegte, fragte dieser lediglich, ob Louis nicht bei ihm schlafen wolle. Es schien ein Ding zu sein, mit seinem Erzfeind Sex zu haben, denn es wiederholte sich nach dieser Nacht ständig. Louis würde lügen, wenn ihn das nicht vollständig anturnen würde.

„Heute noch?", fragte Louis ungeduldig und hörte kurz darauf das Geräusch des sich öffnenden Gleitgel - Fläschchens.

Cambridge Apostles | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt