Kapitel 9 - Wunderschöne blaue Augen

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Es war vielmehr als eine Erwärmung. Nach zwanzig Minuten ließ Louis sich erschöpft auf die Matratze fallen. „Schon kaputt?", fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen. „Überhaupt nicht", sagte Louis und sprang auf. Rückblickend betrachtet eine furchtbare Idee, denn ihm wurde augenblicklich schwarz vor Augen und er sank erneut, deutlich unfreiwilliger zu Boden. Harry beugte sich zu ihm und fing Louis im letzten Moment auf, legte ihn sanft auf den Boden. „Alles okay?", fragte er. Louis nickte mit geschlossenen Augen. „Brauchst du Wasser?", fragte Harry und reichte ihm seine Trinkflasche. „Ich will nicht aus der gleichen Flasche trinken wie du", sagte Louis und drehte angewidert sein Gesicht weg. „Werd nicht albern", sagte Harry und fixierte Louis' Kinn, um ihm die Flasche an den Mund zu halten.

„So ist brav", sagte Harry leise lachend, als er sah, wie Louis trank. „Jetzt bekomm ich bestimmt Herpes. Kriegen reiche Leute überhaupt Herpes?", fragte Louis und sah Harry fragend an. Etwas an seinem Blick irritierte ihn, denn er lächelte. Es war jedoch kein arrogantes oder triumphierendes Lächeln, vielmehr würde Louis es schon fast als sympathisches Lächeln bezeichnen. Offenbar war Harry derjenige, der anhänglich wurde, nur weil sie - wie er es so schön sagte - einmal gevögelt haben. Louis hingegen war noch immer äußerst abgeneigt, dessen war er sich immer noch sehr bewusst. Ja, vielleicht war Harry ein bisschen weniger schlimm als erwartet, doch dass er ihn mögen würde, soweit würde Louis nun wirklich nicht gehen.

„Hast du gerade einen Schlaganfall?", fragte Harry, der Louis' Gedankengänge mit diesen Worten unterbrach. Oh nein, er mochte ihn unter keinen Umständen, wirklich überhaupt nicht. Louis richtete sich kommentarlos auf und sah Harry erwartungsvoll an. „Können wir weitermachen?", fragte er. „Bist du dir sicher? Wir können eine Pause machen", bot Harry jedoch stattdessen an. „Nein, ich möchte weitermachen", widersprach Louis.

Hätte er gewusst, dass es sich bei dem nächsten Übungsteil um einen Bodenkampf handeln würde, hätte Louis sich vorher einen anderen Partner ausgesucht, der kein ständiges Ziehen in seiner Leistengegend verursachte, denn die Kämpfe endeten meist damit, dass einer (zu Louis' Schande war es meistens Harry) auf dem Schoß des anderen saß und seine Hände fixierte. „Was machst du nach dem Training?", fragte Harry, nachdem er die fünfte Runde in Folge gewann. „Schlafen", antwortete Louis und ging geschickt mit seinen Beinen vor und drehte dadurch ihre Körper, bis nun Harry unter ihm saß und sich auf die Unterlippe biss.

„Hör auf, mich anzusexen", fuhr Louis ihn leise an. „Ansexen? Was soll das sein?", fragte Harry und drehte sie wieder zur Ursprungsposition. „Du weißt genau, was das sein soll. Hör auf damit", sagte Louis und zappelte wild unter Harry's Gewicht. Erfolglos, denn Harry machte sich bewusst schwerer. Den Fakt, dass Harry seine Mitte gegen die von Louis presste, versuchte dieser zu ignorieren. „Können wir mit den Albernheiten aufhören und du kommst heute Abend einfach zu mir?", fragte Harry direkt, doch Louis schüttelte sofort den Kopf und stieß Harry mit ausreichend Schwung von sich.

Louis nutzte seine Chance und krabbelte schnell wieder auf Harry's Körper. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst", fragte Louis entsetzt, als er Harry's Erektion an seinem Hintern spürte, doch Harry zuckte nur mit den Schultern. „Ich find dich heiß, find dich damit ab", sagte er gelassen und drückte seine Hüften nach oben. „Okay", sagte Louis. „Was okay?", fragte Harry. „Okay zu heute Abend", sagte Louis und war dankbar über den Schlusston der aktuellen Übung, den der Trainer gab, denn viel länger hätte er seinen Körper definitiv nicht unter Kontrolle gehabt.

Das restliche Training zog sich etwas zu lange für Louis' Gesundheitszustand und er ließ sich erleichtert auf den Boden fallen, als es endlich beendet wurde. Er liebte es zu boxen, doch nicht, wenn er am Vortag zwei O'Horan's getrunken hatte. Die Teammitglieder rannten allesamt unter die Dusche, doch Louis gönnte sich noch eine etwas längere Auszeit auf dem Boden und schloss für einen Moment die Augen, bis es an seinem Körper rüttelte. „Los, du musst duschen, wir sind die letzten, die noch da sind", sagte Harry und zog ihn auf die Beine. Louis, dem der Powernap erstaunlich gut bekommen zu sein schien, sprang Harry beinahe entgegen.

„Warst du noch nicht duschen?", fragte Louis irritiert, als Harry sich ebenso seine Kleidung auszog. Er schüttelte den Kopf und ging splitterfasernackt auf Louis zu, stellte seine Hände neben Louis' Kopf ab, als dieser sich gerade mit dem Rücken an die Fliesen lehnte. Unbewusst leckte Louis sich über die Lippen, denn Harry's Körper hatte eine unaussprechliche Wirkung auf ihn. So sehr er sich dagegen zu wehren versuchte, brauchte es doch nur einen Blick an seinen Körper herab um Louis schwach werden zu lassen.

Er drückte sich mit seinem Körper von der Wand ab, sodass er sich nur wenige Millimeter von Harry's Gesicht entfernt befand. Hektisch blickte er zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Gerade, als er auch den letzten Abstand zwischen ihnen überbrücken wollte, drückte Harry ihn zurück gegen die Fliesen und biss sanft in Louis' sanfte Haut am Hals. „Was wird das jetzt? Wird das eine regelmäßige Sache?", hauchte Louis. „Kannst du damit aufhören, ständig zu reden?", fragte Harry, griff mit beiden Händen an Louis' Hintern und zog ihn nah an sich.

Liebend gerne hätte Louis weiter mit ihm diskutiert, doch Harry's Schwanz an seinem eigenen zu spüren, nahm ihm die Fähigkeit zu sprechen. „Halt einfach für ein paar Minuten die Klappe, okay?", hauchte Harry ihm ins Ohr. Louis nickte. Wir funktionierte das mit dem Sprechen? Louis konnte es doch vor wenigen Minuten noch, warum fiel es ihm auf einmal so schwer. Er spürte Harry's Finger an seinem Eingang, was so ziemlich alle Fragen schlagartig beantwortet. Mit ausreichend Druck umspielte Harry den Muskelring, bis die Tür zum Trainingsbereich sich öffnete. Harry schloss die Augen und atmete tief durch, ehe er sich von Louis entfernte und unter seinen eigenen Wasserstrahl stellte.

Louis drehte das Wasser kalt auf. Wie lange konnte es schon dauern, eine Erektion loszuwerden? Erstaunlich lange, wie er empfand. „Ihr seid noch hier?", fragte Zayn, der nur mit einem Handtuch um der Taille den Duschbereich betrat. Louis sah ihn über die Schulter an, ließ seinen Körper jedoch zu den Fliesen gerichtet. „Ja, warum bist du wieder da?", fragte Harry. „Hatte mein Duschzeug vergessen", erwiderte er und ging mit einem breiten Grinsen auf Louis zu. „Na, Kumpel. Wie geht's dir?", fragte er. „Ganz langsam finde ich den Weg ins Leben zurück", sagte Louis ehrlicherweise.

Zayn platzierte sich neben Louis und sah ihn grinsend an. „Ist irgendwas?", fragte Louis irritiert. „Ich muss dich das einfach fragen. Du stehst auf Männer, oder?", fragte er. Zayn's Körper, der bis gerade eben Harry komplett aus Louis' Sichtfeld verschwinden ließ, drehte sich zu ihm. Im Hintergrund konnte Louis sehen, wie Harry sich zur Seite beugte, um Louis fragend mit seinem Blick zu fixieren. „Ja, warum?", fragte Louis. „Der junge Mann, mit dem ich gestern unterwegs war, er ist schwul. Und er redet von nichts anderem mehr, als von dem süßen Wuschelkopf mit den wunderschönen blauen Augen", sagte Zayn grinsend.

Louis's Blick glitt zu Harry, der ihn noch immer fragend ansah. Langsam jedoch formte sich der Blick zu etwas für Louis undefinierbaren. „Er heißt Marcus, er ist seit dem Kindergarten mein bester Freund", sagte Zayn zufrieden. „Ich war gestern wirklich in einem den freien Willen ausschließenden Zustand. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass du überhaupt einen Freund dabei hattest", sagte Louis ehrlich. „Willst du ein Bild sehen?", fragte Zayn, woraufhin Louis nickte und Zayn an seiner Tasche verschwand. Harry's Augen wurden in diesem Moment etwas größer und mit zusammengekniffenen Augen fixierte er den Wuschelkopf mit den wunderschönen blauen Augen.

„Was?", fragte Louis schulterzuckend und lief auf Zayn zu, nachdem er das Duschbad vollständig abgespült hat und die Erektion auch endlich verschwunden war. Er drehte das Display zu Louis, der sofort die Augen aufriss. „Und du meinst ernsthaft, dass ich ihn einfach vergessen habe?", fragte Louis, als er sich das Bild genauer ansah. Wow. Er war wunderschön. Auf dem Bild war er mit Zayn abgebildet und auch wenn Louis Zayn als äußerst attraktiv empfand, so war Marcus beinahe noch attraktiver. „Vielleicht kann ich dir seine Nummer geben? Dann könntet ihr euch mal treffen?", fragte Zayn. Louis war jedoch noch immer ganz fixiert auf das geöffnete Bild, dass er gar nicht mitbekam, wie Harry nach draußen ging.

„Was ist denn mit ihm los?", fragte Zayn. „Keine Ahnung, wahrscheinlich irgendwelche Reichen - Probleme. Du kannst mit gern Marcus' Nummer geben, aber ich möchte auch deine haben", sagte Louis zufrieden. „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft", erwiderte Zayn mit einem Grinsen und tippte zunächst seine, anschließend Marcus' Nummer in Louis' Handy ein.

Cambridge Apostles | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt