Kapitel 12 - Nichts überstürzen

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Verdammt, Liam war viel zu schnell für Louis und der musste schließlich noch am Kiosk anhalten. Er griff nach zwei großen Packungen Eis und zwei Mikrowellen - Burgern. Seinem besten Freund durfte es jetzt an nichts fehlen, weshalb er auch noch ein Sixpack Bier einpackte. Mit dem Einkauf in den Händen lief er schnellen Schrittes in ihr gemeinsames Zimmer, in welchem Liam bereits saß und Élite schaute, exakt die zuvor beschriebene Szene mit der Glasfront. „Die Szene finde ja sogar ich heiß", sagte Liam leise. Louis nickte, stellte den Einkauf ab und setzte sich zu ihm ins Bett, zog ihn fest in seine Arme. „Es tut mir leid, Li", flüsterte er ihm ins Ohr. „Was tut dir leid? Dass du von Anfang an recht hattest und ich einfach nur blind war?", fragte Liam. „Es ist völlig egal, wer recht hatte. Es tut mir leid, weil ich glaube, dass du sie wirklich mochtest", erwiderte Louis.

„Hast du Bier mitgebracht?", fragte Liam, als er die beiden Einkaufstüten begutachtete. Louis nickte. „Und Eis?", fragte Liam weiter. „Und etwas Ordentliches zu essen", sagte Louis und packte die beiden Burger auf einen Teller und stellte sie in die Mikrowelle. „Ich sterbe vor Hunger, wie kann man von solch kleinen Portionen überhaupt satt werden?", fragte Liam. „Keine Ahnung", sagte Louis und reichte ihm einen der Burger, nachdem die Mikrowelle den erlösenden Ton von sich gab. „Amusé-bouche", sagte Louis mit einem Zwinkern. „Halts Maul", erwiderte Liam lachend. „Ich liebe dich auch", sagte Louis und ließ sich neben ihn aufs Bett fallen. „Danke Lou", sagte Liam und hielt ihm seinen Burger zum Anstoßen hin. „Danke, dass du mir glaubst", sagte Louis leise. „Du bist mein bester Freund. Du hast keinen Grund mich anlügen", bestätigte Liam und lehnte seinen Kopf an Louis' Schulter.

Es dauerte einige Tränen und zwei leere Eisbecher, bis Liam's Stimmung deutlich besser wurde. „Weißt du, worauf ich gerade wirklich Bock hätte?", fragte Liam. „Auf belanglosen Sex mit einer Zufallsbekanntschaft?", fragte Louis. „Oh man, leg ihn endlich flach. Das ist ja nicht auszuhalten. Ich rede von einem O'Horan", sagte Liam lachend. Louis nickte wissend und wählte Niall's Nummer, um ihn in ihr gemeinsames Zimmer einzuladen. Als hätte er darauf gewartet, riss Niall fünf Minuten später die Tür auf und platzierte all die verschiedenen Schnapsflaschen auf dem Schreibtisch. „Weißt du, in der Regel klopft man, bevor man ein Zimmer betritt", begrüßte Louis den Neuankömmling. „Weißt du, in der Regel hat man seinen eigenen Schnaps und bestellt ihn nicht via Telefon", erwiderte Niall und nahm sich drei Gläser und machte sich sofort an die Mischungen.

Liam wollte sich ablenken, doch die Ablenkung bestand daraus, dass er nach einem halben Glas in einen komatösen Schlaf fiel. Zurück blieben nur noch Niall und Louis, die ebenfalls ein halbes Glas hinter sich hatten. „Wie läuft es mit Marcus?", fragte Niall hörbar lallend. „Keine Ahnung. Ich glaube, es läuft gut?", fragte Louis. „Du glaubst es? Müsstest du es nicht wissen?", fragte Niall lachend. „Ich erzähl dir jetzt ein Geheimnis", begann Louis und ging auf Niall zu, um seiner Hand auf der Schulter des Erfinders des O'Horan zu legen. „Er lässt sich einfach nicht flachlegen. Ich komm mir vor wie in der Schule. Alles über der Gürtellinie und es ist so scheiße nervig. Ich will doch nur ficken!", sagte Louis unverblümt und konnte die aufgerissenen Augen von Niall sehen.

„Was ist? Er steht doch nicht gerade hinter mir?", scherzte Louis und drehte sich um, blickte direkt in Marcus' Augen. „Fuck. Baby. Was machst du hier? Warum hast du nicht geklopft?", fragte Louis. „Habe ich. Dreimal. Aber das konntest du vermutlich nicht hören, während du dich über unsere Beziehung beschwerst", sagte Marcus ohne jegliche Regung im Gesicht. „Marcus, es tut mir leid. Bitte", sagte Louis flehend und lief auf seinen Freund zu. „Ich wollte nach dir und Liam sehen, wissen, ob es euch gut geht, aber scheinbar geht es dir hervorragend. Natürlich abgesehen davon, dass dein Freund sich nicht von dir ficken lässt", sagte Marcus und verließ augenblicklich das Zimmer.

„Marcus!", rief Louis immer wieder, während er ihm etwas hinterher taumelte. „Nein, Louis. Ich checke es nicht. Ist es so schwer zu verstehen, dass ich mir Zeit lassen wollte? Dass ich nicht einfach ein Name auf einer Liste mit einem Haken dran sein möchte?", fragte Marcus mitten auf dem Gang, auf dem beide zum stehen kamen. „Du sollst doch überhaupt kein Name auf einer Liste werden. Aber ist es so schwer zu verstehen, dass ich Sex mit meinem Freund haben möchte?", fragte Louis und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Deswegen wollte ich auch eigentlich nach dir sehen. Ich habe gehofft, dass Liam schon schläft und wir doch zusammen im Gewächshaus schlafen können", sagte Marcus sichtlich geknickt.

Louis ging einen Schritt auf Marcus zu und legte seine Hände auf dessen Wange ab. „Ich wollt kein Arschloch sein. Natürlich können wir warten", sagte Louis. „Komm mal mit", erwiderte Marcus und griff nach Louis' Hand, zog ihn sanft hinter sich her. Sie liefen den selben Weg wie bei ihrem ersten Date, direkt durch den botanischen Garten zum Gewächshaus. Marcus schloss die Tür auf und betätigte den Lichtschalter, der zahlreiche Lichterketten zum Leuchten brachte. „Wow", sagte Louis, der sich im Kreis drehte, um alles aufnehmen zu können. Marcus griff erneut nach Louis' Hand und zog ihn in einen kleinen, ebenso im Schein der Lichterketten strahlenden Raum. Inmitten des Raumes befand sich ein Berg an Kissen und Decken. „Das sieht fantastisch aus", sagte Louis, der sich von Marcus löste, um sich in den Berg aus Kissen fallen zu lassen.

„Lou, ich hab das noch nie gemacht. Nicht so rum, wie du es machen möchtest. Und ich bin nervös. Deswegen wollte ich nichts überstürzen", stammelte Marcus leise. Louis richtete sich auf und lief auf Marcus zu, um seine Lippen sanft auf dessen Stirn zu pressen. „Entschuldige bitte, dass ich dich unter Druck gesetzt und so böse über dich geredet habe. Es tut mir leid", sagte Louis aufrichtig. „Okay. Aber versprich mir bitte, dass du mit mir redest, wenn dich etwas beschäftigt, ja?", fragte Marcus. „Versprochen", bestätigte Louis und verband ihre Lippen miteinander.

Sie ließen sich gemeinsam auf den Kissenberg fallen und Louis war froh, dass er nur einen halben O'Horan getrunken hat, denn ansonsten wäre dieser Abend vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat. Marcus zog sich langsam das Shirt über den Kopf, ohne den Blickkontakt zu Louis zu unterbrechen. „Bist du dir sicher?", fragte Louis. Marcus nickte und öffnete den obersten Knopf seiner Hose. Louis presste grinsend seine Lippen aufeinander und zog sich ebenso sein Shirt aus. Endlich bekam Louis das, was er wollte, doch das was er wollte, war viel zu schnell beendet.

„Scheiße, Louis, das tut mir leid, es ist einfach so lange her", sagte Marcus, dessen Oberkörper mit seinem Sperma bedeckt war, nachdem sich lediglich Louis' Spitze in ihm befand. Seufzend krabbelte er von Marcus' Körper herunter und zog ihn seine Arme. „Schon okay, das kann passieren", sagte Louis entgegen seiner Gedanken, die sich ausschließlich darum drehten, ob es unhöflich wäre, sich jetzt einen runterzuholen. „Wollen wir es gleich nochmal probieren?", schlug Marcus vor. „Wenn du möchtest", bestätigte Louis, denn wie wahrscheinlich war es, dass es zweimal hintereinander passierte. Doch genau dieser unwahrscheinliche Fall trat eine halbe Stunde später erneut ein. „Hey, wir sollten schlafen gehen", sagte Louis leise. „Es tut mir leid", flüsterte Marcus. „Muss es nicht, Sonnenschein", sagte Louis und presste seine Lippen auf die seines Freundes.

Doch Marcus wollte es nicht auf sich sitzen lassen. Eine weitere halbe Stunde später nahmen sie erneut die selbe Position ein und Louis bereitete ihn vor. Er stülpte sich ein Kondom über und drang langsam in Marcus ein, was diesmal deutlich besser klappte. „Alles okay?", fragte Louis, als er sich vollständig in Marcus befand. „Ja, aber kann ich das Tempo bestimmen?", fragte er, woraufhin Louis nickte und ihre Körper mit Schwung umdrehte, dass Marcus nun auf Louis saß. Sein gewünschtes Tempo war langsam, sehr langsam. Vielleicht etwas zu langsam für Louis' Geschmack. Jedes Mal, wenn er versuchte, das Tempo etwas zu erhöhen, bremste Marcus ihn ein. Es brauchte nur wenige Stöße (auch wenn Louis es so nicht nennen würde), bis Marcus seinen Höhepunkt erreichte und Louis noch weit von seinem entfernt war.

Er krabbelte von Louis' Körper runter und kuschelte sich an ihn. „Das war sehr schön", sagte Marcus zufrieden. „Ja, stimmt", sagte Louis leise. „War das Tempo okay? Ich mag es etwas sanfter. Ich verstehe immer nicht, wie manche Menschen es übertreiben müssen und sich sogar an die Kehle gehen", sagte Blümchensex - Marcus, wie Louis ihn in seinen Gedanken gerade nannte. „Ja, also, es wird sich sicher noch bei uns einpegeln", sagte Louis unbefriedigt. „Mit ein bisschen Übung halte ich auch länger durch, wir schaffen das schon", sagte Marcus zuversichtlich. „Bestimmt", kommentierte Louis und schloss seinen Arm um den Körper seines Freundes und schloss die Augen. Verdammt, wieso musste er gerade jetzt an Harry denken.

Cambridge Apostles | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt