Als die Stunde endlich vorbei war schnappte ich mir mein Buch und folgte den anderen Schülern Richtung Ausgang. Dabei wanderten meine Augen zurück zum Pult, um plötzlich festzustellen, dass Professor Black mich beobachtete. Meine Schritte verlangsamten sich und erneut spürte ich dieses ungute Gefühl im Magen. Dennoch konnte ich meinen Blick nicht lösen. Es war, als würde er mich durch seine durchdringenden Augen gefangen halten. Ich hielt den Atem an. Was wollte er nur von mir? Hatte er ein Problem mit mir? Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Schließlich kannte ich ihn nicht. Aber... Kannte er mich?
Plötzlich wurde ich aus den Gedanken gerissen, als ich im Augenwinkel eine andere Person wahrnahm, mit der ich gerade im Begriff war, zusammenzustoßen. Sofort kam ich wieder in der Realität an und schaffte es in der letzten Sekunde noch auszuweichen. Verwundert sah ich in Sebastians Augen.„Was machst du denn noch hier?".
„Was wohl? Auf dich warten", meinte er und legte den Kopf schief.
Wie bitte? Dieser Typ schien hier etwas falsch verstanden zu haben. Wir waren keine Freunde. Noch vor kurzer Zeit hatte er mich als Ausrede benutzt. Außerdem schien er Ärger magisch anzuziehen und das konnte mir auch gestohlen bleiben. Misstrauisch musterte ich ihn und setzte dann meinen Weg fort, den anderen Schülern hinterher. Gut gelaunt folgte er mir. Unauffällig wanderte mein Blick zu ihm. Manchmal kam es mir so vor, als würde er eine riesige Show abziehen. Und manchmal, wie vorhin, als er mir seine Hilfe angeboten hatte, wirkte er aufrichtig. Schwer zu sagen, ob seine Art aufgesetzt war. Wer war er wirklich? Und vor allem: Was wollte er von mir? Was erhoffte er sich davon, so dermaßen an mir zu kleben? Wir kannten uns seit ungefähr 2 Stunden. Oder ging es etwa nur mir so? Plötzlich fiel mir Professor Black wieder ein. Auch er schien bereits vor meiner Ankunft von mir zu wissen. So wirkte es jedenfalls. Konnte es sein, dass auch Sebastian wusste, wer ich war? Dennoch konnte ich mir keinen Reim darauf machen. An mir war nichts Besonderes, also wieso sollten sie beide schon von mir gehört haben, bevor ich Hogwarts überhaupt betreten hatte?
Die Schüler strömten in eine riesige Halle. Der Steinboden war mit langen Tischen und Bänken bedeckt und die Mauern waren so hoch, wie ich es noch nie in einem Saal gesehen hatte. Staunend blickte ich mich um.„Da du auch zu Slytherin gehörst, bist du nun wohl eine von uns!", strahlte Sebastian mich an, „Komm! Unser Tisch ist auf der linken Seite!".
Etwas zu enthusiastisch legte er seine Hände auf meine Schultern und dirigierte mich durch die umherlaufenden Schüler hindurch. Ich war zu irritiert von seiner plötzlichen Berührung und Vertrautheit, sodass ich es einfach geschehen ließ. Wir kamen am Ende eines Tisches an, an dem bereits unzählige Schüler und Schülerinnen in einer grünen Schuluniform saßen. -Meiner Schuluniform. Nervös zog ich meine grüne Weste zurecht, die ich über einem schneeweißen Hemd trug. Das waren also die Schüler aus meinem Haus: Slytherin. Zu diesen Leuten würde ich gehören. Mit wackeligen Beinen stieg ich über die Bank und setzte mich. Sebastian tat es mir gleich. Ich sah mich gerade einmal 2 Sekunden um, als auf einmal ein Junge mit roten Haaren vor mir auftauchte. Lässig stützte er sich mit den Händen auf den Tisch und grinste mich an.
„Du musst Emilia sein. Willkommen in Hogwarts."
„Danke."
Ungewollt nahm ich wahr, wie Sebastian sich neben mir anspannte. Er richtete sich auf.
„Ich weiß zwar nicht, was der da dir erzählt hat", mit einem nicht deutbarem Gesichtsausdruck zeigte er auf meinen Sitznachbarn, „Aber wir in Gryffindor nehmen es nicht so genau mit den Häusern. Es sei denn, es geht um Wettkämpfe. Damit meine ich, wir sind aufgeschlossen gegenüber jedem."
Freundlich zwinkerte er mir zu. Neben mir vernahm ich ein verächtliches Lachen.
„Wie wär's wenn du wieder dahin zurückkehrst, wo du hergekommen bist, Garreth? An den Verlierertisch."
Das Lächeln des rothaarigen Typen verblasste.
„Nicht deine Sache, Sallow."
In Sebastians Augen schlich sich ein streitlustiges Funkeln.
„Schon traurig, dass du so verzweifelt zu sein scheinst, dass du bei den Neuzugängen eines anderen Hauses nach Freunden suchst. Obwohl, ich verstehe das! Ehrlich! Du brauchst jemanden, der dich noch nicht kennt... Lass mich dir die Mühe ersparen: Hier will dich auch keiner."
Ich musste schlucken. Das war wart. Aber Garreth ließ sich nichts anmerken.
„Ich habe meine Freunde in Gryffindor. Ich pflege bessere Freundschaften, als du es je könntest", konterte er und noch immer umspielte ein unbeeindrucktes Lächeln seine Lippen, „Nicht, dass du auch nur zu einem Minimum diesbezüglich fähig wärst."
Dann wandte er sich wieder mir zu.
„Was ich sagen wollte: Hör nicht auf diesen Idioten. Wir können hier alle Freunde sein."
Er warf Sebastian einen kurzen Blick zu.
„Naja... Nicht alle. Aber die meisten. Ich wünsche dir alles Gute für dein erstes Jahr hier. Falls du irgendetwas brauchst, wende dich gerne an mich."
Garreth klang aufrichtig. Dankbar erwiderte ich sein Lächeln, bis er schließlich den Tisch wieder verließ.
„Komm ja nicht wieder, Weasley", knurrte Sebastian.
Als wir wieder unter uns waren sah ich ihn an.
„Was ist denn los mit dir?".
Nicht, dass es mich groß interessierte, aber dennoch überraschte mich seine plötzliche Feindseligkeit.
„Ich hasse diesen Typen", gestand er und verschränkte die Arme.
Ein paar Sekunden verstrichen, ohne dass jemand etwas sagte. Mit einmal löste ein freudiges Lächeln seine finstere Mine ab.
„Aber egal", rief er und nahm seine gewohnte, lässige Haltung wieder ein, „Hast du eigentlich schon von den Ausflügen nach Hogsmeade gehört?".
Während ich ihn betrachtete, versuchte ich irgendwie, in seinem Gesicht zu lesen. Aber es war mir unmöglich und ich fragte mich, wie es Sebastian so leicht fallen konnte, umzuschalten und seine Stimmung zu ändern? Was davon war echt? Und was war es nicht? Konnte ich ihm vertrauen?
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Sebastian Sallow: Souls don't meet by accident
RomanceSebastian Sallow und Emilia Evans können verschiedener nicht sein. Durch gemeinsame Erlebnisse entwickelt sich jedoch eine unerwartete Freundschaft. Für beide ist schnell klar, dass sie, trotz der Unterschiede (oder vielleicht auch gerade deshalb) e...