Am nächsten Morgen wartete ich ungeduldig auf Sebastian, der einfach nicht auftauchte. Ich saß in der großen Halle beim Frühstück und langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Was war letzte Nacht noch geschehen? Nachdem er die Schuld auf sich genommen hatte, konnte ich in Ruhe aus der Bibliothek spazieren ohne gesehen zu werden. Ich rechnete ihm hoch an, was er für mich getan hatte.
Normalerweise trafen wir uns immer zum Frühstück. Wurde er vielleicht sogar rausgeschmissen? Konnte das sein?
Nervös stocherte ich in meinem Rührei herum. An Essen war nicht zu denken.„Hey!".
Hoffnungsvoll sah ich auf, wurde aber direkt wieder enttäuscht. Vor mir stand Garreth.
„Hi", grüßte ich zurück und bemühte mich, freundlich zu sein.
Schien so, als hätte ich ihm die Sache mit Seb immer noch nicht verziehen. Es würde wohl doch etwas mehr Zeit brauchen, als ich dachte. Natürlich war mir klar, dass Garreth in einigen Punkten Recht hatte: Sebastian war nicht einfach. Und zugegeben trug er auch Schuld an dem, was passiert war. Trotzdem bekam ich das Bild nicht aus dem Kopf, wie Garreth auf ihn einschlug. Mein Herz hatte schon in der ersten Sekunde eine Seite gewählt, dagegen war ich machtlos.
Dennoch war ich entschlossen, mich zu bemühen und es zu versuchen. Zu versuchen, mich mit Garreth Weasley wieder anzufreunden. Denn er gab sich auch große Mühe.„Wieso sitzt du hier so alleine?", wollte er wissen und nahm ohne zu zögern Platz.
Genau dort, wo eigentlich Sebastian immer saß. Irgendwie störte mich das.
Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern.„Streit mit Sallow?".
„Nein, alles bestens."
Ich kam nicht umhin, seine Enttäuschung zu bemerken.
„Ich hab ein Vorschlag für dich", eröffnete er mir geheimnisvoll, „Sehr bald fängt wieder das Quidditchturnier an. Das ist hier eine große Sache. Natty und ich machen auch mit. Jeder in seinem Team, versteht sich. Ich habe überlegt, dass du auch einsteigen könntest. Bei Slytherin. Es macht ziemlich viel Spaß und ich hab bereits mit Imelda gesprochen, vielleicht kennst du sie. Obwohl sie eine Slytherin ist, komme ich ziemlich gut mit ihr klar. Sie wäre einverstanden, sich deine Flugkünste anzusehen. Du weißt, dass sie Captain eurer Mannschaft ist?".
„Ähh", stammelte ich.
„Natürlich würden Natty, du und ich gegeneinander spielen", redete er weiter, „Aber ich denke, es könnte auch witzig sein. Plus ich hab den Eindruck, du brauchst ein wenig... Ablenkung. Was meinst du?".
Ich war überfordert. Klar, Garreth meinte es nur gut. Aber er hatte mit Imelda gesprochen bevor er mich überhaupt gefragt hatte?
Ich empfand seine Handlungen für etwas übergriffig und fühlte mich unwohl. Das ging alles zu schnell.„Du vergisst, dass ich noch nie Quidditch gespielt habe", versuchte ich mich rauszureden, „Wie soll ich es bitte in so kurzer Zeit ins Team schaffen?".
Er klatschte in die Hände.
„Und da komme ich ins Spiel", verkündete er, „Beziehungsweise Natty und ich. Wir würden dir gerne helfen. Dich ein wenig ins Spiel einführen. Fliegen kannst du, das weiß ich. Das ist die halbe Miete."
Noch immer wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Also zögerte ich.
„Es ist leicht zu lernen. Komm schon, das wird Spaß machen. Außerdem hast du Ehrgeiz, ich glaube du hast großes Potenzial", nickte er mir anerkennend zu, „Lass dich einfach mal drauf ein. Und wenn's dir nicht gefällt, kannst du immer noch aussteigen."
Ich musste grinsen.
„Du willst mich also mit meinem ‚großen' Potenzial dazu überreden, gegen deine eigene Mannschaft anzutreten? Ist das nicht kontraproduktiv für dich und das Team von Gryffindor?".
Theatralisch legte er sich die rechte Hand auf's Herz.
„Was man nicht alles tut für seine Freunde."
„Na schön", stimmte ich schließlich zu.
„Sofort runter von meinem Platz, Weasley, oder ich kann für nichts garantieren", ertönte Sebastians Stimme wie aus dem Nichts.
Wo kam er denn so plötzlich her?
Garreth lenkte seinen Blick von ihm zurück zu mir. Mahnend sah ich zurück. Er sollte bloß kein neues Drama anfangen.„Ich bin sowieso gerade fertig", meinte Garreth achselzuckend und stand auf.
Er schien meine stumme Bitte verstanden zu haben und ich war ihm dankbar dafür.
Für kurze Zeit tauschten die beiden vernichtende Blicke aus, dann verschwand er am Gryffindor-Tisch.
Sebastian setzte sich.„Wo warst du denn??", sprudelte es aus mir heraus, „Ich dachte schon, sie hätten-".
„Hätten was?".
Unbekümmert schnappte er sich ein Brötchen vom Tisch.
„Mich rausgeschmissen? Ich hab dir schon mal gesagt, so einfach geht das bei mir nicht. Wegen Anne und allem. Mein Onkel bezahlt zudem viel Geld, damit hier über meine ‚Eskapaden' hinweggesehen wird. Er tut alles, um mich von ihm und Anne fernzuhalten. Sagen wir also, ich hab ein paar Freifahrtscheine", erklärte er.
„Dass du die Schuld auf dich genommen hast... das- das war wirklich-".
„Schon gut", er goss sich ein Glas Wasser ein und auch meines füllte er ungefragt nach, „Hab überraschenderweise keine große Strafe bekommen. Nur einige Male Nachsitzen, hab mit Schlimmerem gerechnet. Black scheint mit den Gedanken woanders zu sein."
Wie vorherige Nacht warf er mir den gleichen, seltsamen Blick zu.
Ich wusste wie so oft nichts mit ihm anzufangen und setzte mein Glas an die Lippen, um stattdessen etwas zu trinken.„Erzähl mir von Fig und davon, was passiert ist, bevor du nach Hogwarts kamst."
Diese Worte kamen so plötzlich, dass ich mich beinahe an meinem eigenen Getränk verschluckte. Eins war klar, er redete nicht um den heißen Brei herum. Seine Stimme wirkte, als ließe er keine Ausreden zu. Es fühlte sich an, als würde Sebastian etwas einfordern, weil er sich für mich in der Bibliothek geopfert hatte.
„Was?", murmelte ich etwas unbeholfen.
„Wann wirst du mir endlich etwas von dir anvertrauen?", wollte er wissen, „Ich habe dir von Anne erzählt. Denkst du nicht, du könntest mir etwas zurückgeben?".
Nun, er hatte Recht. Dennoch überraschte mich, wie stumpf er an die Sache ranging.
Unsicher nickte ich.„Gut, aber nicht hier."
„In Ordnung, dann später. Was wollte dieser Weasley eigentlich schon wieder von dir?".
Ironisch grinste ich ihn an und griff nun auch nach einem Brötchen.
„Vor dir sitzt der neue Champion der Slytherin-Mannschaft."
„Du willst Quidditch spielen?!".
„Ja. Hältst du das für eine blöde Idee?", zweifelnd sah ich ihn an.
Sebastian überlegte kurz.
„Mhm. Nein... Nein, ich halte das sogar für eine großartige Idee. Und weißt du was? Ich sollte vielleicht auch zurück ins Team kommen."
„Du hast schon mal gespielt?".
„Ich bitte dich", schnaubte er empört, „Ich war der Beste der Besten. Letztes Jahr ist es irgendwie langweilig geworden und ich bin ausgestiegen. Aber mit dir-", mit dem Zeigefinger deutete er in meine Richtung, „Kommt ein neuer Wind ins Team."
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Sebastian Sallow: Souls don't meet by accident
RomanceSebastian Sallow und Emilia Evans können verschiedener nicht sein. Durch gemeinsame Erlebnisse entwickelt sich jedoch eine unerwartete Freundschaft. Für beide ist schnell klar, dass sie, trotz der Unterschiede (oder vielleicht auch gerade deshalb) e...