Kapitel 8

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Es war ein wunderschöner Tag als Poppy und ich uns auf den Weg zum Tiergehege machten.

„Du musst unbedingt den neuen Hippogreif sehen. Er ist wunderschön", schwärmte sie.

Lachend versuchte ich Schritt zu halten. Als wir am Zaun ankamen, schien das majestätische Wesen uns zu bemerken und kam vorsichtig auf uns zu.

„Er kennt mich bereits. Dich wird er auch mögen", versicherte sie mir, „Hippogreife sind zunächst misstrauisch gegenüber Fremden, besonders Seidenschnabel hier."

Das Tier blickte mich durch seine scharfen Augen an und ich hatte großen Respekt vor ihm.

„Wow", staunte ich.

Seine weißen Federn glänzten in der Sonne. Sie sahen so rein aus.
Unsicher streckte ich meine Hand aus und konnte ein leichtes Zittern nicht unterdrücken.
Was, wenn er nun zuschnappen würde? Wenn er mich als Gefahr betrachten würde?

„Entspann dich, Emilia", riet Poppy und klopfte mir auf die Schulter.

Ich atmete einmal tief durch. Der Hippogreif kam näher. Schritt für Schritt. Und er ließ mich nicht aus den Augen.
Nun war er ganz nah. Ich versuchte, ihn nicht anzustarren, da manche Tiere dies als Bedrohung verstehen konnten, aber es viel mir nicht leicht.

„Keine plötzlichen Bewegungen", flüsterte Poppy, um Seidenschnabel nicht zu erschrecken.

Schließlich senkte er den Kopf und ließ mich seine Federn berühren, die weicher Seide glichen. Ich hatte noch nie etwas so Weiches und Sanftes berührt. Er schien mich akzeptiert zu haben.

„Sehr schön", freute sich meine Freundin und auch ich strahlte über's ganze Gesicht.

Vorsichtig strich ich über sein Gefieder.

„Du hattest Recht. Er ist wunderschön. Hippogreife sind wirklich faszinierende Tiere."

„Und wie! Leider nutzen das viele aus."

Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht.

„Seidenschnabel hier hat viel durchgemacht. Man hat ihn aus den Fängen der Wilderer gerettet."

„Armes Tier", murmelte ich traurig und zog meine Hand langsam wieder zurück.

„Und es gibt noch so viele, die wir retten müssen. Niemals könnte ich sie diesen Monstern überlassen!".

Mit festem Blick sah ich sie an.

„Ich auch nicht", stimmte ich überzeugt zu, „Ich will helfen."

Poppy lächelte und nahm dankend meine Hand.

Zwei Stunden später machten Poppy, Natty, Garreth und ich uns auf den Weg nach Hogsmeade, wie wir es einst vor hatten. Poppy hatte sich unglaublich gefreut, als ich ihr anbot, uns zu begleiten. Wir verstanden uns gut untereinander. Wir vier könnten eine tolle Gruppe abgeben, währe da nicht die unangenehme Stille zwischen Garreth und mir. Seit seiner Auseinandersetzung mit Sebastian hatten wir nicht miteinander geredet, was ich ein wenig schade fand. Denn eigentlich hatte ich ihn immer für sehr freundlich gehalten. Aber nun hatte ich eine Seite von ihm kennengelernt, die ich nie erwartet hätte. Er hatte hässliche Sachen zu Sebastian gesagt, aber das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, dass er sich so leicht würde provozieren lassen. Zumal er auf mich eigentlich immer recht ausgeglichen und ruhig gewirkt hatte.

„Ich will unbedingt in den Scherzartikelladen", verkündete Natty, „Du brauchst doch bestimmt auch etwas, Garreth?".

„Mhm", stimmte er knapp zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Sebastian Sallow: Souls don't meet by accidentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt