Kapitel 5

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Als ich zum Abendessen in der großen Halle ankam, war ich beinahe die Letzte. Alle anderen waren bereits am Essen. Die langen Tische waren mit allen möglichen Speisen bedeckt, die man sich vorstellen konnte. Ich liebte Zauberei!
Zielstrebig ging ich auf die Slytherins zu. Sebastian saß an unserem gewohnten Platz und stocherte mit der Gabel in seinem Essen rum. Aber er würdigte mich keines Blickes. Ich blieb vor der Bank ihm gegenüber stehen. Unsicher räusperte ich mich. Wenigstens ansehen könnte er mich. Aber auch das ignorierte er gekonnt. Arschloch! Ein wenig hilflos versuchte ich, seinen Blick aufzufangen, aber Sebastian gab mir nicht die geringste Chance dazu.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Garreth Weasley trat neben mich.

„Du kannst gerne mit an unserem Tisch sitzen", bot er mir freundlich an.

Sein gutmütiger Blick sorgte dafür, dass ich mich sofort besser fühlte.
Mir gegenüber nahm ich ein verächtliches Schnauben wahr. Sebastian machte keinen Hehl aus seinem Unmut, aber noch immer blickte er nicht hoch. Ich war verunsichert und egal welche Entscheidung ich gleich treffen würde, es fühlte sich alles falsch an. Schätze, ich sollte lieber dorthin gehen, wo ich willkommen war.
Seufzend wandte ich mich Garreth zu und nickte dankbar.

„Sehr schön", freute er sich, „Komm!".

Diesmal legte er seine Hand an meinen Rücken und drehte mich sanft von Sebastian weg.
Ein letztes Mal warf ich einen Blick zurück und rechnete nicht damit, was nun geschah: Ich sah ihm direkt in die Augen. Ich hielt den Atem an und ein Schauder durchlief meine Körper. Seine braunen Augen funkelten wütend und er sah aus, als wolle er gleich einen Mord begehen. Er war selber Schuld, dass ich woanders zu Abend aß. Mir war klar, dass nach unserem Streit nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war, aber ein einfaches „Hey" hätte es schon gereicht. Hätte er wenigstens den Anstand besessen, mich anzusehen. Aber das hatte er nicht. Mein Unbehagen schien ihm nichts ausgemacht zu haben.
Schnell unterbrach ich den Augenkontakt und wandte mich endgültig ab.
Garreth führte mich zum Griffindor Tisch, an dem mich Natty fröhlich empfing. Wir nahmen Platz.

„Wie war dein erster Ausflug nach Hogsmeade?", fragte sie interessiert und wir fingen an zu essen.

„Super! Ich würde jeder Zeit wieder gehen."

Garreth, der neben mir saß, strahlte bei meiner Antwort.

„Nächstes Mal nehmt ihr mich gefälligst mit", forderte Natty.

„Klar", erwiderte mein Sitznachbar, „Ich brauch eh neue Scherzartikel!".

„Schon wieder?", rief ich überrascht, „Wir waren vor wenigen Stunden erst dort!".

„Was soll ich sagen? Die Kunst der Streiche erfordert viele... Materialien!".

Natty und ich fingen an zu kichern.

„Also steht es fest? Beim nächsten Termin gehen wir drei!".

Natty schien bei dieser Verkündung voller Tatendrang und ich war froh, auch in einem anderen Haus Freunde gefunden zu haben. Gleichzeitig musste ich an Sebastian denken und fing an, mich schlecht zu fühlen, da ich schon wieder Ausflüge ohne ihn plante. Moment mal! Wieso fühlte ich mich schlecht? Er war derjenige, der sich daneben benommen hatte. Und zwar gewaltig! Also Schluss damit!

„Ist es in Orndung, wenn Poppy mitkommt?".

Auf keinen Fall wollte ich sie ausschließen.

„Natürlich!", antwortete Natty.

„Deine Freunde sind unsere Freunde", ergänzte Garreth, „Naja, bis auf Sallow."

Wieder fingen wir an zu lachen.

Sebastian Sallow: Souls don't meet by accidentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt