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Nova

Nun ist es soweit. Heute wurde ich offiziell von der U-Haft in eine Psychatrie gebracht. Ich wollte das nicht aber es war besser als in ein Gefängnis zu müssen. Sina hatte übertrieben und dann wurden wir erwischt. Dabei hatte sie nur das richtige getan. Sie hätte ihn zwar nicht beinahe umbringen müssen, jedoch wollte sie diesem Perversen nur eine Lektion erteilen. Man sollte nunmal nicht Nachts vor einem Fenster stehen und ein Mädchen beim Umziehen beobachten. Leider verstand das Gericht die Situation als versuchten Todschlag, da dieser Mann nun auf der Intensivstation lag.

Sina, eine meiner vielen Persönlichkeiten, ist oft leider ein wenig zu aggressiv und brachte uns nicht zum ersten Mal in Schwierigkeiten. Aber dieses mal ging sie entschieden zu weit. Denn jetzt gerade saß ich in diesem Polizeiauto auf dem Weg zu einer geschlossenen Psychatrie. Dort angekommen wurde ich relativ unsanft in einen Untersuchungsraum gebracht. Ich wurde am ganzen Körper untersucht, ob ich etwas mit hinein schmuggeln wollte. Ich empfand diese Tortur als ziemlich unnötig, da ich vorher eine Woche in Untersuchungshaft saß.

Nachdem sie sich sicher waren, dass ich sauber war, musste ich mir noch eine weiße Jogginghose und ein weißes Shirt anziehen, da dies hier Vorschrift war. Danach brachte mich eine Schwester in mein Zimmer. Sie schien freundlich zu sein. Ihre grünen Augen beobachteten mich mit einem sanften Blick als wir in meinem Zimmer ankamen. Sie war noch relativ jung. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem ordentlichen Dutt gebunden. Auch ihre Stimme war sanft und warm, während sie mir die Regeln erklärte. Duschzeiten, Essenszeiten und alles weitere. Ich würde mir dieses Zimmer mit einer weiteren Person teilen, die die selbe Krankheit hatte wie ich. Mir wurde erklärt dass diese Person zwar biologisch weiblich ist, sich aber als nichtbinär identifiziert und aus diesem Grund bitte mit Er angesprochen werden möchte. Momentan sei er wohl bei einem Psychologen im Gespräch, sollte aber bald wieder da sein.

Danach ließ sie mich alleine in diesem Zimmer. Ich sah mir die eine Seite des Zimmers genau an. Dort stand ein Bett, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank. An der Wand hingen einige Bilder von, ich vermute meinem Mitbewohner, und einigen verschiedenen Menschen. Auf dem Bett lagen ein paar Plüschtiere, unter anderem ein riesiger Hai der in etwa so groß war wie von meiner Hüfte bis zum Kopf. Ich war 1,60m groß. Auf seinem Schreibtisch sah ich einige Romane liegen. Ich seufzte tief und setzte mich auf das andere Bett und starrte die Bilder gegenüber an.

Er lächelte auf den meisten Bildern. Dieses Lächeln brachte mein Herz zum rasen. Er schien sehr süß und lieb zu sein. Ich fragte mich warum er hier war und wie der Mensch auf diesen Bildern war. Gleichzeitig spürte ich wie jemand anderes in mir anfing, interessiert zu sein. Das gefiel mir nicht. Riley hatte eine tendenz dazu, anderen das Herz zu brechen. Einfach nur aus Spaß. Leider wusste ich auch, dass ich sie nicht stoppen konnte, wenn sie sich einmal ein neues Opfer zum spielen ausgesucht hat.

Während ich die Bilder betrachtete, bemerkte ich dass er wunderschöne braune Augen besaß. Und ähnlich wie ich, hatte er bereits viele Haarfarben. Von blond, blau und grün bis schwarz war einiges dabei. Sogar schwarz mit einem roten Pony. Seine Frisur sah leicht wie ein Emoschnitt aus. Ich fragte mich, welche Farbe er momentan in den Haaren hatte. Ich war zurzeit bei einem roten ansatz, pinker mitte und lilanen Spitzen. Meine Haare reichten mir mittlerweile bis zur Brust.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war aber plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die Person, die auf den Bildern war, stürmte mit einem wütenden Blick in den Raum, die Schwester von vorhin direkt hinterher. "Ich werde mein Zimmer nicht teilen! Sie soll gehen!" brüllte dieser Mensch wütend, ohne mich ein einziges mal angesehen zu haben. Die Schwester versuchte beruhigend auf ihn einzureden, doch es schien nicht zu helfen. "Hallo.. ich bin No-" sagte ich vorsichtig während ich aufstand, doch er unterbrach mich schreiend. "Es ist mir so egal wer du bist! Ich will mein Zimmer nicht mit einer Fremden.. teilen.." als sein Blick auf mich fiel, wurden seine Augen groß, seine Stimme leiser und er schien ein wenig verwirrt zu sein.

Die Schwester verabschiedete sich wieder und meinte ich soll einfach schreiend aus dem Raum rennen wenn etwas war. Sie schloss die Tür und damit war ich allein mit diesem Menschen. Ich starrte ihn verunsichert an, da ich es nicht leiden konnte wenn jemand in meiner Gegenwart aus Wut schreit. Er starrte mich verwirrt an und irgendetwas an seinem Blick verursachte ein starkes Bauchkribbeln in mir. Es schien fast als würde er mich wollen? Aber das bildete ich mir sicher nur ein. Ich atmete tief durch. "Also nochmal. Ich bin Nova. Es tut mir leid dass du jetzt mit mir leben musst aber ich will genauso wenig hier sein, wie du mich hier haben möchtest. Und wir können beide nichts daran ändern also ignorier mich doch einfach." sagte ich ruhig und so freundlich wie möglich.

Plötzlich fing er an zu lächeln, so wie auf den Bildern. Ich merkte dass ich leicht rot wurde und beschloss mich einfach in mein Bett zu legen, mit dem Rücken zu ihm damit ich ihn nicht ansehen musste. "Mein Name ist Alex. Und du bist echt knuffig. Tut mir leid dass ich vorhin so ausgerastet bin. Ich tue mir nur schwer mit Veränderungen. Aber ich denke diese Veränderung gefällt mir.." hörte ich ihn sagen. Meine Gesichtsfarbe hatte mittlerweile sicher ein kräftiges Tomatenrot erreicht jedoch ignorierte ich ihn weiterhin, um ihn nicht wissen zu lassen, wie verunsichert ich im Moment war. Ich spürte plötzlich wie sich die Matratze hinter mir senkte. Auf einmal legte er einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Ich quietsche auf, traute mich aber nicht mich zu bewegen. Mein Herz raste, mein Gesicht war definitiv tiefrot und sein Atem an meinem Hals zu spüren machte die Situation definitiv nicht einfacher für mich.

Ich hörte wie er kicherte. "Du bist wirklich süß." flüsterte er mir ins Ohr, wodurch ein Schauer über meinen Körper fuhr und eine Gänsehaut hinterließ. Ich drehte mich um, um ihn von meinem Bett zu werfen, doch bemerkte erst dann wie nah er mir war. Seine Nase nur Zentimeter von meiner entfernt. Ein sanftes Lächeln auf den Lippen und sein Arm lag immernoch an meiner Hüfte. Ich roch sein Parfüm und mein Kopf fing an sich zu drehen. Ich spürte den Drang ihn zu Küssen. Er merkte es vermutlich, denn er begann sich langsam meinem Gesicht zu nähern. Ich bekam Panik, da mir das alles definitiv zu schnell ging. Mit einem erneuten aufquietschen, drückte ich ihn schließlich von mir weg, was zur Folge hatte dass er von meinem Bett fiel.

Er sah mich überrascht an, dann wechselte sein Blick zu genervt. Er stand wortlos auf und legte sich mit dem Rücken zu mir in sein eigenes Bett. Ich sah ihn geschockt an und wusste nicht so recht, was jetzt genau passiert ist. Plötzlich ging das Licht aus, es war wohl Schlafenszeit. Ich drehte mich wieder mit dem Gesicht zur Wand und starrte diese eine ganze Weile lang an. Nach einiger Zeit wurde ich so müde, dass mir schließlich die Augen zufielen und ich endlich nach diesem langen und ereignisreichen Tag einschlief.

Chaotic MindedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt