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Sina

Als Nova gerade beim Duschen in dem gemeinschaftlichen Badezimmer war, rutschte ich heraus. Riley konnte man nicht trauen und Nova war definitiv überfordert. Ich stand also in dieser Duschkabine und lies das heiße wasser über meinen Körper prasseln. Es war zwar erst der zweite tag hier, aber mir war langweilig ohne Ende. Ich war der Meinung, dieser Ort könnte ein wenig Probleme vertragen.

Als ich fertig mit dem duschen war, ging ich aus der Kabine. Ich war nackt und außer mir war nur eine Kabine belegt. Ich streckte meinen nassen Körper als die andere Kabine plötzlich aufging. Heraus kam unser Mitbewohner. Er sah mich kurz an bevor er knallrot wurde und weg sah. Er trug keinen Binder, nur eine nasse Boxershort. Sie war hellblau. "Sind das Avocados auf deiner Unterwäsche?" lachte ich laut los. Ich konnte die Gefühlslage von Nova und Riley nun wirklich nicht mehr verstehen.

"Ja?! Und?!" quietsche Alex nervös los und trocknete sich schnell ab, zog sich um und rannte aus dem Badezimmer. Ich lachte und trocknete mich ebenfalls ab, bevor ich mich anzog, mir einen Kaffee schnappte und in den Innenhof lief. Kurz nachdem ich mir meine erste Zigarette des Tages angezündet hatte, dackelte ein braunhaariges Mädchen auf mich zu und schrie mich an, ob es mir spaß machte so mit ihren Gefühlen zu spielen. Böser Fehler allgemein aber besonders bevor ich meinen ersten Kaffee intus hatte.

Was hatte Riley da nur angestellt. Ich atmete tief durch und ignorierte sie, während ich in Ruhe meinen Kaffee trank. Das Mädchen schlug mir den Kaffee aus der Hand und kreischte mich weiter an. Wenn ich vorher genervt aussah, jetzt war mein Blick kalt. Ich schnippte meine Zigarette weg, packte sie am Hals und schubste sie auf den Boden. Normalerweise hatten wir nicht besonders viel Kraft aber man sollte mir vor dem ersten Kaffee und der ersten Zigarette nicht auf die Nerven gehen.

Ich setzte mich auf ihren Bauch, ihre Handgelenke unter meinen Knien und würgte sie. Ihr Gesicht lief rot an während sie langsam keine Luft mehr bekam. "Was fällt dir eigentlich ein andere Leute am Morgen zu belästigen? Wenn du auf Rileys Spiele reingefallen bist, ist das verdammt nochmal nicht mein Problem. Dir hätte vorher schon klar sein müssen dass du rein gar nichts besonderes für sie bist." zischte ich während meine Hände um ihren Hals immer fester zudrückten.

Plötzlich find ich an zu lachen, ihr Gesicht nahm langsam einen lilanen Farbton an. "Oder hat deine Mama dir erzählt du wärst was besonderes? Spoileralarm. Sie hat gelogen. Du bist wertlos. Und wag es nie wieder mich anzusprechen verstanden?" grummelte ich, doch antworten konnte sie nicht. Ihre Augen schlossen sich und ich spürte wie ihr Körper unter mir kraftlos wurde.  Plötzlich zogen mich zwei männliche Pfleger von ihr herunter und nahmen mich mit in die Anstalt.

Ich ließ mich ohne Gegenwehr mitschleppen bemerkte erst dann, dass mich jeder im Hof geschockt anstarrte. Jeder außer unser Mitbewohner. Sein Blick hatte mehr etwas von Interesse und Faszination. Doch es spielte keine Rolle für mich. Drinnen wurde ich in ein anderes Zimmer gebracht. Es war ein kleiner fensterloser Raum, in dem nur ein Bett stand. Eine Seite des Raumes bestand zwar aus einem Fenster, jedoch ging es nicht nach draußen sondern zeigte in das Büro der Mitarbeiter.

Ein junges Mädchen betrat den Raum. Sie hatte bunte Haare, ein paar Piercings und trug Privatkleidung. "Hey ich bin Sarah. Du bist neu hier oder? Willst du mir sagen was da grade los war?" fing sie an zu reden doch ich ignorierte sie. "Hör mal. Das ist mein erster Tag nach meinem Urlaub und ich hab echt keine Lust auf eine anstrengende Schicht. Wenn du mitmachst kannst du hier bald wieder raus." seufzte das Mädchen. Sie arbeitete hier also. Ich muss sagen, ich fand sie und ihre Art ganz in Ordnung. "Sie hat mich vor meinem ersten Kaffee angeschrien und meinen Kaffee auf den Boden geworfen wegen etwas das Riley wohl gemacht hat." grummelte ich genervt.

Sarah nickte verständnisvoll. "Ja gut das hätte ich nicht anders gemacht." sagte sie wodurch sie einen überraschten Blick von mir kassierte. Sie fing an zu lachen und ohne Grund musste ich plötzlich mitlachen. "Also du musst die Nacht leider hier verbringen aber morgen darfst du gern wieder in dein Zimmer. Sascha ist im Moment auf der Krankenstation, wird aber durchkommen." erklärte sie mir und verließ den Raum. Ich legte mich ins Bett und schlief den ganzen Tag. Mittags und Abends wurde mir Essen gebracht, doch ich ignorierte es.

Der Tag verging schnell und am nächsten Morgen durfte ich mit einem Kaffee zurück auf den Innenhof. Ich bemerkte wie sich die anderen von mir fern hielten, was mich zum grinsen brachte. Es war ein berauschendes Gefühl wenn andere Angst vor einem hatten. Trotzdem bemerkte ich einen Blick der nicht ängstlich war. Ohne hinsehen zu müssen, wusste ich dass dieser Blick zu unserem Mitbewohner gehörte. Er sah wieder so fasziniert aus. Ich rollte mit den Augen und ignorierte ihn.

Nach dem Frühstück stand wieder Gruppentherapie an. Ich saß in meinem Stuhl, gegenüber des Psychologen. Die Stühle auf beiden Seiten neben mir waren leer. Keiner wollte neben mir sitzen und mir war das nur recht. Leider hatte ich die Rechnung ohne das komische Wesen aus unserem Zimmer gemacht denn der setzte sich einfach ohne zu fragen direkt neben mich. Ich beschloss ihn weiterhin zu ignorieren. Der Psychologe begann die Stunde damit uns zu fragen wer anwesend war.

Von meinem Mitbewohner kam der Name Mikey, während ich meinen Namen, Sina, nannte. Der Psychologe wollte dass wir dieses mal von unserer schlimmsten Erinnerung erzählten. Das was uns am meisten traumatisiert hatte. Als er meinen Namen aufrief sagte ich jedoch kein Wort. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn emotionslos an. Er wurde schnell nervös und versuchte mit kleinen Witzen irgendeine Emotion in mir auszulösen doch ich starrte ihn weiter wortlos an.

Das machte ihn nur noch nervöser und er beschloss jemand anderen aufzurufen. Nach einer Weile rief er Mikey auf, doch der bekam das nicht mal mit sondern starrte mich die gesamte Zeit grinsend an. "Mach doch ein Foto dann musst du mir nicht so auf die Pelle rücken." sagte ich mit kalter Stimme und sah ihn genauso kalt an. Aber seine Reaktion überraschte mich. Normalerweise wurden Leute wütend durch mich oder ängstlich. Er grinste einfach weiter vor sich hin.

Als die Stunde endete sprang ich auf um zum rauchen zu gehen. "Hey! Sina warte!" hörte ich Mikey hinter mir rufen, doch ich wollte sicher nicht mit ihm reden. Ihn ignorierend lief ich mit schnellen Schritten Richtung Innenhof.

Chaotic MindedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt