Wenn ich später etwas Wert bin, bin ich jetzt etwas wert. Denn Weizen ist Weizen, auch wenn die Menschen anfangs denken, dass es ein Gras ist.
~ Vincent van Gogh
Ich erinnere mich noch ganz genau wie ich als Zehnjähriger den Worten meiner Lehrerin über Van Gogh lauschte. Starry Night, sein Gemälde was mich dazu brachte ihn zu lieben. Von seinen Kunstwerken bis hin zu der Tragik seines Lebens, faszinierte mich alles an ihn. Zu Lebzeiten hat er nie den Rum bekommen, der ihn nach seinem Tod zu Teil wurde. Doch es war schon immer er. Er, der die bunten Farben zu Bildern verarbeitete. Er der sein kurzes Leben in Kunstwerken festhielt und er, der es schaffte, mich von der Kunst faszinieren zu lassen.
Mein Blick ist starr auf das Bild gerichtet, welches Yoongi vor wenigen Minuten angefangen hat zu zeichnen. Es wird ein Ausmalbild für die Kinder, das sehe ich. Zwar nicht übertrieben Talentiert wie Taehyungs Zeichenkünste, dennoch in seiner Art und Weise nicht weniger schön als so manches Kunstwerk.
Allerdings kann ich nicht erkennen, ob es eine tiefere Bedeutung hat oder einfach nur Spaß für die Kinder sein soll. ,,Hast du nichts zu tun?" ertönt seine tiefe Stimme und ich zucke zusammen und tauche den Lappen wieder in den Eimer mit dem Waschwasser. Es fühlt sich an, als ob man mich beim Stehlen erwischt hat, dabei habe ich nur seine Zeichenkünste betrachtet. Es fühlt sich so falsch an, obwohl es doch eigentlich der Bewunderung nahekommt. ,,Ich mag deinen Zeichenstil." Sage ich zögerlich und gucke auf. Wie ein scheues Reh fühle ich mich, jenes was dem bösen Wolf versucht zu erklären, dass Tofu eine gute Alternative, anstatt sich selbst ist. ,,Aha." ,gibt Yoongi gelangweilt von sich und radiert eine Linie weg, nur um sie noch einmal zu zeichnen. ,,Das sind Karikaturen, oder?" ,frage ich, doch offensichtlich war es wieder falsch. Die Abneigung in seinen Augen jagt mir eine Gänsehaut über den Körper und mit einem Mal wird mir ganz mulmig zumute. ,,Du hast etwas zu tun, also putze und geh mir nicht auf die Nerven." Vor Schock weite ich die Augen und mein Herz setzt für einen Moment aus, als er mich mit diesen Augen anguckt.
Augen, die einmal mehr die Abneigung zeigen. Abneigung gegenüber jemanden, den er doch gar nicht kennt.
Du warst vernarrt in ihn Jungkook, seine Musik hast du selbst zum Einschlafen gehört. Früher wolltest du genauso wie er werden. Die Worte des letzten Telefonates mit meiner Mom hallen in meinen Ohren wider. Als Kind sind wir blind und taub. Wir hören nicht mit den Ohren, sondern mit den Herzen und sehen nicht mit den Augen, sondern mit unserer Vorstellungskraft. Traum und Illusion sind für uns dasselbe. Es gibt keinen Unterschied, ob wir schlafen und träumen oder in einem Tagtraum gefangen sind.
Ich schlucke und widme mich wieder meiner Arbeit, die Herr Wendel mir heute Morgen aufgab.
Als ich vor einem Jahr nach Korea ging, schrie alles in mir, die Dunkelheit gewinnen zu lassen. Alles in mir sprach dagegen: Du kannst kein Wort Koreanisch, du bist viel zu introvertiert, du bist ein Versager, der nie in diese Kultur aufgenommen wird.
Doch wir alle leben unter derselben Sonne und sehen den gleichen Mond am Abend. Es gibt keine Unterschiede zwischen uns, nur die Menschlichkeit ist das, was uns voneinander trennt.
Doch offensichtlich gibt es auch Menschen mit anderer Meinung. Irgendwann wird alles besser. Doch wann wird dieses irgendwann sein?
Von Tag zu Tag wird es mehr zur Tortur. Ich versuche es nicht an mich heran zu lassen, doch es tut weh. Ohne Begründung ist man nicht so. Egal was ich tue, sein spöttischer Blick liegt immer auf mir. Ob ich nun mit den Kindern male, spiele oder den Erziehern helfe, es ist immer falsch. Selbst fünf Tage später, als ich gemeinsam mit Lenny, einem Viertklässler, abwasche ist es sein spöttischer Blick, als er die dreckigen Tassen ins Wasser schmeißt und mich nass spritzt.
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Best of me (Yoonkook|Sugakookie)
FanfictionIf a writer falls in Love with you, you can never die. Ich bin einst einem van Gogh begegnet - ein Mensch der sich der Kunst verschrieb und die Freiheit über alles stellte. Ganz im Gegensatz zum jungen Mozart, dessen goldener Käfig ihm genug war, un...