"In alten Gemäuern, wo Schatten regieren, die Dämonen zur Mitternachtsstunde marschieren. Sie feiern in Hallen, so düster und kalt, mit Flüstern und Lachen, und Echo verhallt. "-Vers "Dämonen Lachen" aus dem Buch Ars Goetia
Ungläubig blickte der Dämon auf seine Brust herab, in der nun das geworfene Messer fest steckte.Ein verächtliches Lächeln bildete sich schon bald auf seinen spröden Lippen ab.
"Du weißt, dass mich dieses kleine Spielzeug nicht töten kann, nicht wahr?"
Asmodeus Stimme erklang zwar im ersten Moment überraschend ruhig, doch jeder hier Anwesende konnte bereits die unterschwellige Wut aus seinen Worten mehr als deutlich heraus hören.
Mit einem Ruck zog er schließlich die gewetzte Klinge aus seinem Fleisch heraus. Augenblicklich sickerte pechschwarzes Blut durch das fein gewebte Leinenhemd und fraß sich sogar problemlos durch den festen Stoff der aufgetragenen Weste.
Bemüht gleichmütig schnappte sich der verwundete Höllenfürst rasch eine unbenutzte Serviette und putzte das Utensil so sauber, dass es schon bald wieder, angesichts des fahlen Saallichts, gefährlich glänzte.
"Natürlich, du kleines Dummerchen", erwiderte Abbadon, deren zuckersüßer Tonfall mehr denn je an klebrige Honigstränge erinnerte. "Trotzdem hoffe ich, das es weh getan hat."
Entrüstet plusterte sich Asmodeus zu seiner vollen Größe auf, bevor er das gesäuberte Messer grob zur Seite legte und sich mit zwei Armen auf dem dunklen Holztisch abstützte.
Seine plumpen Wangen glichen nun der Farbe von reifen Tomaten im Hochsommer, während unverhohlener Hass in verkniffenen Augen aufflackerte.
"Solch ein provokatives Verhalten dulde ich keinesfalls in meinem eigenen Haus! Nicht nur hast du ein Ratsmitglied böswillig angegriffen, sondern auch meine Gastfreundschaft mit Füßen getreten! Ich erwarte Satisfaktion, egal in welcher Form....", trieb sich der Gift und Galle spuckende Dämon rasch in eine fahrige Raserei, doch die an den Pranger gestellte Ritterin fühlte sich nicht im Mindesten davon beeindruckt.
Gerade als sich Abbadon für das eben Geschehene rechtfertigen wollte, erhielt sie, aus anderer Richtung, eine unerwartete Schützenhilfe.
"Herr der Hölle! Bist du empfindlich! Da ist ja mein alter Höllenhund inzwischen tapferer als du geworden", spöttelte Mephistopheles, während er seinen angewiderten Blick in Windeseile auf den Entrüsteten richtete.
Lässig lehnte sich der gut aussehende Mann auf seinem Platz ein Stück weit zurück, während schlanke Finger einen kaum erkennbaren Rhythmus auf den ruhenden Oberschenkel trommelten.
"Weit Schlimmeres ist bereits in diesen Hallen passiert, nicht wahr? Gerade dir sollte doch das Massaker aus dem Jahre 1050 vor Christus bewusst sein ... Der halbe Rat sich damals in einem Kampf um die Mach derart stark dezimiert, sodass am heutige Tag nur noch wenige von uns übrig sind", erklärte der Gott der Verführung seelenruhig, so als spräche er gerade über eine Tasse Tee und nicht über eine uralte Blutfehde.
DU LIEST GERADE
Ange eu Démon
FantasyBanner wurde von @NbTheCat kreiert. Das Cover hat die wunderbare @mivernia gestaltet. Die tollen Aesthetics wurden von der wundervollen @universediver erstellt. Abbadon, eine desillusionierte Dämonin, muss sich gezwungenermaßen mit einem mächtigen...