"In der Nacht, wo Schatten weben, Zwei Dämonen, die sich streben. Augen glühen, rot wie Glut, Ein Tanz der Lust, der niemals ruht.
Mit Flügeln schwarz, umschlingen sacht, Ein Flüstern, das die Stille entfacht. Seelen verknüpft im Spiel der Macht, Ein Kuss, der Welten neu entfacht.
Verlockung in jedem Blick, Ein Versprechen, still und dick. Liebe, die wie Feuer brennt, Ein Band, das Dunkelheit erkennt.."
-Vers "Verführung der Dämonen " aus dem Buch Ars Goetia
Nachdem der Gesang endlich ein Ende fand, fielen die Fürsten der Hölle wieder in ihre vertrauten Rollen zurück. Laute Stimmen und donnerndes Gelächter erfüllten erneut den Saal, doch für Abbadon hatte der Abend, gerade nach diesen unerwarteten Fragen, deutlich an Glanz verloren.
Fast zentnerschwer wog das Gewicht des Gespräch auf ihren Schulter, drückte auf ihre Stimmung und ließ gleichfalls die seltsamsten Empfindungen in ihrem Inneren aufsteigen. Ein Hauch von Beklemmung und Verwirrung, wie sie diese besorgniserregende Entwicklung empfand, zupfte nun an ihren Nerven, ganz so, als hätten seine intensiven Fragen von vornhin eine längst verschlossene Tür aufgestoßen.
Seir und Mephistopheles hatten sich nun wieder von ihr abgewandt. Beide hingen, berauscht von Selbstgefälligkeit und gegenteiliger Faszination, an den Lippen des anderen und versanken abermals in einer Konversation, die kaum ein anderes Ohr teilte. Ihre provokative Vertraulichkeit hatte dabei eine solch fast beleidigende Unverfrorenheit erreicht, dass Abbadons Wangen unwillkürlich vor Zorn erröteten.
Unmerklich verkrampften sich ihre Hände am Kelch, und eine verlockend einfache Vorstellung schoss ihr durch den Kopf: Nämlich das gewohnte Gewicht ihres Ritterschwerts in ihrer Hand zu spüren und ihnen, auf der Stelle, dieses unsägliche, erbärmliche Dasein zu nehmen.
Mit zusammengepressten Lippen schenkte sich Abbadon stattdessen weiter reichlich Blutwein ein und ließ schließlich das schwere, nach Eisen und Traube schmeckende Getränk auf ihrer Zunge zergehen und an ihre Kehle hinab rinnen.
Der Wein sollte, so versprach sie sich, ihre aufwallenden Empfindungen bestmöglich besänftigen, doch die hitzige Kraft des Blutes und der darin gegarte Alkohol prallten blöderweise gegen eine kaum zerstörbare Mauer der innerlichen Unruhe. Es war, als hätte das Getränk mittlerweile all seine berauschende Wirkung verloren, sodass ihr fast keine andere Wahl blieb, als eine andere Methode der Zerstreuung ausfindig zu machen.
Wenige Minuten später beschloss Abaddon, dass es nun genug war. Als Herrin dieses Abends musste sie ihren Gästen wohl mehr als eine verärgerte Grimasse und einen leeren Blick bieten. Wahrlich, es wäre ganz und gar nicht angebracht, wenn sie selbst wie ein unwilliger Schatten am Rande des Tisches sitzen bliebe. Mit einem tiefen Atemzug, der ihre Brust schmerzhaft hob, ließ die Dämonin ihren Kelch endgültig sinken.
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Ange eu Démon
FantasyBanner wurde von @NbTheCat kreiert. Das Cover hat die wunderbare @mivernia gestaltet. Die tollen Aesthetics wurden von der wundervollen @universediver erstellt. Abbadon, eine desillusionierte Dämonin, muss sich gezwungenermaßen mit einem mächtigen...