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Eine peinlich berührte Stille lag in der Luft und keiner der fünf Anwesenden bekam nur ein Wort hinaus. Aber die Teenager empfanden nicht nur einen Hauch von Scham, sondern auch Angst. Angst vor dem, was ihre Eltern jetzt sagen oder denken würden. Schließlich war dies ein Thema, worüber sie mit den beiden nie wirklich gesprochen haben. Nach und nach lasen Izuku und Katsuki die Gesichter ihrer Eltern. Masaru wirkte....wissend? Er sah recht neutral aus und ganz gewiss nicht überrascht. Mitsuki hingegen war das genaue Gegenteil Ihres Ehemanns. Ihrem Blick nach zur Folge dachte sie sich aber eher weniger Oh Gott, mein Sohn ist schwul sondern vielmehr Oh Gott mein Sohn ist in einer Beziehung, wie hat er das denn geschafft? Und Inko...

"Izuku, was hat das alles hier zu bedeuten..?!"

Inko schien erschüttert. War sie etwa wütend? Traurig? Sogar angeekelt? Es schwirrten so viele Gedanken durch Izukus Kopf.

"Mama ich-...man sieht man das denn etwa nicht?! Wir sind zusammen, gottverdammt nochmal!" 

Seine Gedanken und Emotionen spielten ihm Streiche, übernahmen ihn förmlich, doch seiner Mutter gefiel sein Ton absolut nicht. Doch ihr war es ebenso unangenehm dieses Thema jetzt mit anderen Leuten außer ihrem Sohn zu besprechen. Also zog sie ihn kurzer Hand auf den Flur.

"Pass mal auf Izuku, ich weiß diese Situation überfordert gerade nicht nur mich, aber ich bin immer noch deine Mutter, also überleg dir gefälligst, in was für einem Ton du mit mir redest."

"Wie soll ich denn sonst reagieren, wenn du mich so anschaust?!"

"Wie ich dich anschaue??!"

Die Diskussion würde immer angespannter.

"Ach komm Mama, tue doch nicht so! Du schaust mich so enttäuscht und angewidert an und das nur weil ich einen Freund habe!"

Inko war überrascht, dass Izuku so von ihr dachte.

"Izuku mein Problem ist nicht, dass du auf Jungs stehst..!"

Nun war auch Izuku verwundert.

"...Was? Und was dann?"

Nun schwieg seine Mutter plötzlich. Was könnte sie denn bitte so sehr stören? Was war nur-

"Gott Izuku-Schatz, warum denn nur Katsuki?"

Was? Katsuki war ihr Problem? War das ihr Ernst?! Dieser Junge wäre fast für Izuku gestorben und er war NICHT GUT GENUG??! Deku brodelte nur vor Wut. Natürlich liebte er seine Mutter, aber...jetzt, in diesem Moment? Hasste er sie. Er hasste sie dafür, dass sie ihn gerade so sehr verletzte.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst!?-"

Mehr konnte der Grünhaarige nicht hervor bringen, bevor seine Mutter ihm ins Wort fiel.

"Izuku versteh doch! Er hat dich gemobbt, jahrelang! Jeden Tag bist du mit neuen Verletzungen nachhause gekommen..! Weißt du wie herzzerreißend das für mich war?? Dich jeden Tag so zu sehen und nichts dagegen tuen zu können??"

Die beiden schrien sich nur noch an. Inko war mehr als nur aufgelöst und heulte Rotz und Wasser. Izuku hingegen war wütend. Er handelte nicht mehr rational.

"Das ist falsch! Du hättest etwas tun können! Hast du aber nicht! Das hast du mir, einem Kind, überlassen! Und sieh dir an!! Wir haben das hingekriegt! Kacchan und ich, wir haben uns versöhnt, wurden wieder Freunde und sind sogar zusammen!! Gott, Mama! Er wäre heute fast gestorben, weil er mich beschützen wollte! Er hat sich geändert!!! Versteh das doch endlich! Selbst als sich heraus gestellt hat, dass ich keine Spezialität hatte. Anstatt mich zu stärken, hast du dich nur bemitleidet. Vielleicht wäre alles gar nicht so schlimm geworden, wenn du mir Mut gemacht hättest!! Du hast also kein Recht dagegen zu sein, wenn du mit so einem haltlosen Argument kommst, nur weil du selber VERSAGT HAST!!!"

Als Izuku realisierte, was er da von sich gab, war es längst zu spät. Es tat ihm augenblicklich leid, dass er seine Mutter damit so direkt konfrontierte, jedoch hatten sich diese dunklen Gedanken schon vor einer Weile in sein Herz geschlichen. Wer könnte ihm denn verübeln, dass ein Teil von ihm so dachte? Schließlich schien sein Leben an diesem entscheidenden Tag nur noch bergab zu gehen. Alle behandelten ihn damals anders. Gott, selbst sein Vater war nicht einmal in seinem Leben, so als ob er gespürt habe, dass sein Kind über keinerlei Spezialität verfügt.

"Mama es tut mir leid, ich-"

Doch so weit kam er nicht.

"Nein Izuku, ich- wenn du...wenn du wirklich denkst, dass ich als Mutter versagt habe, werde ich dich fortan nicht mehr in deinem Leben belästigen.."

Und mit diesen Worten verließ Inko Midoriya den Flur, das Gebäude und sie schwor sich: auch das Leben ihres einzigen Sohnes. 

Mehrere Minuten stand Izuku nur so da, rührte sich nicht, tat gar nichts. 

Nach einiger Zeit betrat Izuku wieder das Krankenzimmer. Sein Blick wirkte wie versteinert und war starr auf den Boden gerichtet. Die anderen hatten vermutlich Bruchteile des Streits mitgehört. Wobei es gerade so für Izuku war, als ob er selber nicht ganz dabei gewesen wäre. Er konnte gerade weder fühlen noch denken. Als ob er komplett neben sich stünde. Verzweifelt hielt er sich an seinen Ärmeln fest, krallte sich fast schon durch seinen Pulli ins Fleisch. Alles fühlte sich so zeitlos an. Das einzige was er am Rande bemerkte war, wie sich Katsuki langsam aus seinem Bett kämpfte und auf ihn zu ging, nur um genau vor ihm stehen zu bleiben und sanft sein Kinn zu heben, sodass sich die beiden in die Augen schauten.

"Was ist passiert, Izuku?"

Dieser eine Satz brachte ihn zurück in die Realität. Er verstand gerade so was passiert war, bevor ihn die Tränen übermannten und ihn zu Boden sacken ließen. Alles kam raus, die ganzen Tränen, die Schuldgefühle, der Schmerz. Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, geschweige denn dazu in der Lage war, kniete Katsuki sich nach unten und zogen den Grünhaarigen innig in eine Umarmung, die schien, als ob sie eine halbe Ewigkeit andauern würde.

Du Und Ich, Gegen Den Rest Der Welt ||Bakudeku Fanfiction||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt