Ich bin Andrea und lebe in Berlin.
Vor einem halben Jahr wurde ich eingeladen, beim Sumerland Projekt mitzumachen. Seitdem sehe ich viele alltägliche Dinge mit neuen Augen. Meine Werke sind sichtbarer Teil eines einzigartigen Kunstwerks, das über unsere alltägliche Welt ist und ziemliches Aufsehen erregt.
In den letzten Wochen kann ich mich aber nicht auf meine literarische Tätigkeit konzentrieren. Frust und Zorn toben in mir und lassen keinen Raum für schöne Gedanken. Bei meiner Arbeit werde ich ungerecht behandelt. Mein Chef ist ein narzisstischer Selbstdarsteller, der mich auf theatralische Weise vor dem ganzen Team klein macht und zurücksetzt.
Nachts kann ich nicht mehr schlafen. In Gedanken höre ich seine Stimme, wie er mir vor allen anderen Vorwürfe macht - ungerechte Vorwürfe! - und mich das Gefühl gibt, unbedeutend und hilflos zu sein.
Melodisch und selbstgefällig ist seine Stimme. Klangvoll wie die Stimme eines Musikers, eines Stars, eines öffentlichen Redners.
Und wenn er mit mir spricht, ist sie voll herablassendem Spott.
Heute ist Samstag. Das Wetter ist ziemlich gut, nur ein paar einzelne Wolken wandern wie riesige Schiffe über den Sommerhimmel. Um endlich einmal auf andere Gedanken zu kommen, bin ich aus der Stadt rausgefahren an einen Badesee. Hier will ich endlich einmal für ein paar Stunden frei zu sein und die Sinne öffnen.
Das Seewasser plätschert in kleinen Wellen an das kiesige Ufer.
Über mir am Himmel wandern noch immer diese vereinzelten, auffällig großen Wolken.
Menschen gehen an mir vorbei und planschen draußen im Wasser. Die Luft ist voll Stimmen - schöne Stimmen, aber ganz anders schön als die meines Chefs - und Musikfetzen. Ich rieche den Grillgeruch, brennende Holzkohle. Der Qualm in meiner Nase vermischt sich mit meinem Frust. Beides ist eins - eine Bitternis, die mich zu ersticken droht.
Stimmen brüllen und hadern endlos in meinem Kopf. Mir fallen immer neue Erwiderungen ein, die ich meinem Chef hätte geben können. Ein lockerer Spruch, der allen im Team klar gemacht hätte, wie falsch die Vorwürfe sind, die er mir macht.
Ein lockerer Spruch hätte seine herablassende spöttische Stimme zum Schweigen gebracht. Wenn er mir damals im richtigen Moment eingefallen wäre. Aber damals habe ich geschwiegen und deshalb denken alle im Team jetzt, dass die Vorwürfe berechtigt sind. Dass ich eine Belastung bin für alle anderen. ich sehe sie vor mir, wie sie in der Mittagspause über mich reden mit gedämpften, bemüht mitleidigen Stimmen, wie man über eine Kranke spricht.
Aber stopp - diese Bild ist ein Fantasiebild in meinem Kopf. Mehr nicht. Wie sie wirklich über mich reden, weiß ich natürlich nicht, aber: Irgendetwas wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit anders sein, als ich es mir jetzt gerade vorstelle. Jedes einfache, emotional starke Bild von der Realität unserer Zivilisation ist stets nur unser eigenes Fantasiebild. Kommerzielle Werbung, politische Propaganda aber vor allem unsere eigenen Hoffnungen und Ängste sind die wahre Ursache dieser Fantasiebilder.
Und deshalb lautet die erste Spielregel für die Mitspieler und Mitschöpfer in dem Moment, in dem sie sich etwas für das Sumerland Projekt ausdenken::
1. Vergiss alles außer der unmittelbaren sinnlichen Gegenwart, die Dich umgibt.
Das Seewasser plätschert in kleinen Wellen an das kiesige Ufer. Ich sehe den Schaum, weiße Blasen auf dem ansonsten klaren Wasser, wie sie zusammenfließen und auseinandergezerrt werden. Ich sehe und höre den weichen endlosen Tanz des Wassers. Die Wellen spülen einen aufgeweichten Kaffeebecher auf den Kies. Die braune Pappe dreht sich etwas und rutscht auf die Seite.
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Das Sumerland Projekt
ФэнтезиInfos für mitwirkende Künstler und Autoren. Das Sumerland-Projekt verbindet und vermischt unsere reale Alltagswelt mit den phantastischen Welten der mitwirkenden Künstler. Es definiert die kulturellen Botschaften von Dingen, Orten, Personen unserer...