Der Tag zog sich weiter, und trotz der Begegnung mit Mahito versuchte ich, mich auf den Unterricht und das Training zu konzentrieren. Doch die Worte und Drohungen hallten in meinem Kopf wider, ließen mich nicht los. Gojo schien zu merken, dass etwas nicht stimmte, aber er drängte mich nicht. Stattdessen führte er das Training mit seiner üblichen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor durch, was mir half, mich etwas zu entspannen.
Am Nachmittag wurden wir alarmiert - ein mächtiger Fluch war in der Nähe aufgetaucht. Gojo und ich machten uns sofort auf den Weg. Der Fluch war stark, seine Präsenz ließ die Luft knistern vor Energie. Doch ich fühlte mich seltsam ruhig, bereit, mich der Herausforderung zu stellen.
Der Kampf begann heftig. Der Fluch war mächtig und aggressiv, aber Gojo und ich arbeiteten gut zusammen. Seine Präzision und Kraft waren beeindruckend, und ich konnte nicht anders, als seine Fähigkeiten zu bewundern. Trotz meiner inneren Unruhe gelang es mir, mich zu konzentrieren und meinen Teil im Kampf zu leisten.
Doch mitten im Kampf tauchte plötzlich Mahito auf. Sein Erscheinen ließ mein Herz stocken, und für einen Moment war ich abgelenkt. "Ah, wie schön, euch beide hier zu sehen," sagte er mit einem diabolischen Grinsen.
Gojo reagierte sofort, stellte sich zwischen Mahito und mich. "Was willst du hier, Mahito?" fragte er kalt.
"Ich wollte nur sehen, wie es meiner kleinen Spielfigur ergeht," antwortete Mahito und richtete seinen Blick auf mich. "Hast du Gojo schon von deiner Mission erzählt, Y/N?"
Meine Kehle schnürte sich zu. Die Wahrheit, die ich so lange verbergen wollte, drohte ans Licht zu kommen. "Lass mich in Ruhe, Mahito," sagte ich, meine Stimme bebte vor Angst und Wut.
Mahito lachte leise. "Oh, ich denke, Gojo verdient es, die Wahrheit zu erfahren. Sie ist nicht hier, um eine normale Schülerin zu sein, Gojo. Sie ist hier, um Informationen über euch zu sammeln, eure Schwächen herauszufinden und uns zu berichten."
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich wagte es nicht, Gojo anzusehen. Die Angst, seine Enttäuschung und seinen Zorn in seinen Augen zu sehen, war zu groß. Doch zu meiner Überraschung hörte ich keine Vorwürfe, keine Wut.
Stattdessen spürte ich, wie Gojo eine Hand auf meine Schulter legte. "Ist das wahr, Y/N?" fragte er leise, aber fest.
Ich nickte langsam, Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen. "Ja," flüsterte ich. "Aber ich wollte das nicht. Ich wurde gezwungen."
Gojo schwieg einen Moment, dann drehte er sich zu Mahito um. "Das ändert nichts," sagte er entschlossen. "Y/N ist jetzt hier bei uns. Und ich werde nicht zulassen, dass du sie weiter manipulierst."
Mahitos Grinsen verschwand, und er schnaubte verächtlich. "Du bist wirklich naiv, Gojo. Glaubst du, sie wird einfach aufhören, wenn wir sie brauchen?"
"Ich glaube, dass Menschen sich ändern können," antwortete Gojo ruhig. "Und ich glaube, dass Y/N mehr ist als nur ein Werkzeug für dich."
Bevor Mahito etwas erwidern konnte, setzte Gojo seine Technik ein, und die Umgebung verzerrte sich. Die Macht, die von ihm ausging, war überwältigend, und Mahito zog sich mit einem letzten, wütenden Blick zurück.
Als die Umgebung wieder normal wurde, drehte sich Gojo zu mir um. Seine Augen, die mich jetzt ohne die Augenbinde musterten, waren voller Mitgefühl. "Warum hast du es mir nicht gesagt?" fragte er sanft.
Die Tränen, die ich zurückgehalten hatte, brachen endlich hervor. "Ich hatte Angst," gestand ich. "Angst, dass du mich verurteilen würdest, dass du mich hassen würdest."
Gojo zog mich in eine Umarmung, fest und tröstend. "Ich werde dich nicht hassen, Y/N," sagte er leise. "Ich verstehe, warum du es getan hast. Aber jetzt bist du nicht mehr allein. Wir werden das zusammen durchstehen."
Seine Worte gaben mir eine Stärke, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich wirklich verstanden und unterstützt. Und vielleicht, nur vielleicht, würde ich es schaffen, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen und einen neuen Weg zu finden - mit Gojo an meiner Seite.