Die Wochen vergingen ruhig, und ich begann, mich in meiner neuen Routine bei Gojo heimisch zu fühlen. Die Kämpfe gegen kleinere Flüche waren inzwischen Alltag geworden, und obwohl Mahito verschwunden war, blieb die Bedrohung durch ihn eine schwelende Sorge. Trotzdem gab es auch friedliche Momente, in denen ich fast vergaß, welche Lasten auf mir ruhten.
Eines Tages beschloss ich, alleine in die Stadt zu gehen, um meinen Kopf freizubekommen. Die Sonne schien, und es fühlte sich gut an, einen Moment für mich selbst zu haben, abseits von Schule und Training. Doch die Ruhe sollte nicht von Dauer sein.
Als ich durch eine belebte Straße ging, hörte ich plötzlich vertraute Stimmen hinter mir. Stimmen, die ich am liebsten vergessen hätte. Ich drehte mich um und sah sie - meine alten Mobber. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, und mein Herz begann schneller zu schlagen.
"Na, wenn das nicht Y/N ist," sagte einer von ihnen mit einem höhnischen Grinsen. Die anderen lachten, und ich spürte, wie die Angst in mir hochstieg.
"Was wollt ihr?" fragte ich, meine Stimme klang tapferer, als ich mich fühlte.
"Nur ein bisschen Spaß haben," sagte der Anführer und trat näher. "Du weißt schon, wie früher."
Bevor ich reagieren konnte, schubsten sie mich zu Boden. Schmerz durchfuhr mich, als ich hart auf dem Bürgersteig aufschlug. Sie traten auf mich ein, und ich versuchte verzweifelt, mich zu schützen.
"Erinnerst du dich an deinen Bruder?" höhnte einer von ihnen. "Er konnte dich auch nicht beschützen, oder? Vielleicht war er einfach zu schwach."
Ihre Worte trafen mich härter als die Tritte. Die Erinnerung an den Tod meines Bruders war ein offenes, schmerzhaftes Kapitel in meinem Leben. Tränen stiegen in meine Augen, und ich kämpfte darum, nicht zu weinen.
"Und was ist mit deinen Eltern?" fügte ein anderer hinzu. "Oh, richtig, die hast du ja nie gekannt. Kein Wunder, dass dich niemand will."
Ihre Grausamkeit war grenzenlos, und die Verzweiflung drohte, mich zu überwältigen. Doch tief in mir spürte ich eine Flamme der Wut und des Widerstands auflodern. Ich war nicht mehr das schwache Mädchen von früher. Ich hatte gelernt zu kämpfen, und ich würde nicht zulassen, dass sie mich erneut brechen.
"Lasst mich in Ruhe," sagte ich, meine Stimme bebte vor Wut und Schmerz.
Sie lachten nur und traten weiter auf mich ein. Doch plötzlich hörte ich eine andere Stimme, laut und durchdringend. "Hey! Hört sofort auf!"
Ich drehte meinen Kopf und sah Gojo, der mit entschlossenen Schritten auf uns zukam. Seine Augen funkelten vor Zorn, und die Mobber hielten in ihrer Bewegung inne, überrascht und eingeschüchtert von seiner Präsenz.
"Was glaubt ihr, was ihr hier tut?" fragte Gojo, seine Stimme eisig.
Die Mobber wichen zurück, unsicher, wie sie reagieren sollten. "Wir... wir haben nur ein bisschen Spaß gemacht," stammelte einer von ihnen.
Gojo trat näher, und ich konnte die Spannung in der Luft spüren. "Das sieht nicht nach Spaß aus. Das sieht aus wie feiger Missbrauch."
Er half mir aufzustehen und stellte sich schützend vor mich. "Ihr werdet sie nie wieder belästigen," sagte er mit einer Drohung in seiner Stimme, die keine Widerrede duldete. "Und jetzt verschwindet."
Die Mobber warfen uns ängstliche Blicke zu und rannten davon, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Gojo drehte sich zu mir um, und sein Ausdruck wurde weich. "Bist du okay, Y/N?"
Ich nickte, obwohl mir die Tränen übers Gesicht liefen. "Ja, danke."
Er legte eine Hand auf meine Schulter und zog mich sanft in eine Umarmung. "Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest."
Die Wärme seiner Umarmung und die Fürsorge in seiner Stimme gaben mir Trost. "Danke, Gojo," flüsterte ich, meine Stimme brüchig vor Emotionen.
"Du bist nicht allein, Y/N. Vergiss das nicht," sagte er leise. "Wir sind hier, um dich zu unterstützen."
Seine Worte berührten mich tief, und ich wusste, dass er es ernst meinte. In diesem Moment verspürte ich eine tiefe Dankbarkeit und eine neue Entschlossenheit. Ich würde nicht zulassen, dass meine Vergangenheit mich weiterhin beherrschte. Mit Gojo und den anderen an meiner Seite war ich stärker, als ich jemals gedacht hätte.