Flammen. Überall nur glühend heiße Flammen peitschten über die Häuserdächer der Hauptstadt von Kandras. Schmerzerfüllte Schreie hallten durch die hell erleuchtende Nacht, als sich eine verhüllte junge Frau mit ihrer kleinen Tochter panisch einen Weg durch eine verängstigte Menschenmenge bahnte. Leute, die verzweifelt ihr Gepäck aus den Häusern zerrten, wurden zu Boden geschubst und zertrampelt. Trauer und Verzweiflung spiegelten sich in ihren Augen wider. Sie blickte sich immer wieder panisch um, als wüste sie, dass ihr jemand auf den Versen wahr. Dem Mädchen liefen Tränen über ihr vor Ruß und Staub verdrecktes Gesicht, die sie verzweifelt versuchte in der Hasst mit ihrem kirschroten Nachthemdärmel wegzuwischen. Sie stoppten abrupt, denn ein Teil der Häußerwand blockierte das Weiterkommen der vor Panik aufgelösten Menge. Sie bogen in eine halb zerstörte Seitengasse, als ein lautes Brüllen über ihren Köpfen zu hören war. „Vorsicht!" Und beide kauerten sich nieder, als ein gigantischer Drache tief über ihren Köpfen hinwegflog. Sein mächtiger Schweif streifte die Häuserdächer und Dachziegel regnete auf sie hinunter. Schützend beugte sich die Mutter über ihre Tochter. Sie verharrten so noch einen Moment, um sicherzugehen, dass kein weiterer Drache kam. „Komm weiter, mein Schatz" und zog sie hastig am Handgelenk mit sich. Flammen züngelten aus den brennenden Häusern und verschlangen alles, was sich nicht rechtzeitig retten konnte. Immer wieder rannten Sie an Sackgassen vorbei und kamen daher nur spärlich voran. Ihr Ziel war der Hafen, um dort ein Schiff raus aus der Stadt zu bekommen. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten, ihre Verletzung machte es ihr schwer. Ihr Kind fing schon an zu husten durch den immer dicker werdenden schwarzen Rauch. Bei der nächsten Abzweigung kamen sie auf den großen Platz, auf dem das pure Chaos herrschte. „Mama, ich habe Angst", schluchzte die Kleine, während sie sich fest an ihren Arm klammerte. „Alles wird gut, Isabelle ... wir müssen nur noch über den Platz." Versuchte sie ihr krampfhaft ein Lächeln zu schenken. Sie blickte vorsichtig nach links, rechts und noch einmal nach oben. Kein Drache oder Soldat aus Tremoria zu sehen. Sie drehte sich wieder zu ihrer Tochter herum, kniete sich zu ihr herab und sah ihr tief in die Augen. „Isabelle, deine liebe Mami hat dich unendlich lieb, egal was passiert, lauf so schnell, du kannst die Treppe hinunter zum Hafen der Stadt, ja? Dort wird Melina auf dich warten", flüstert sie ihr mit Tränen in den Augen zu. Das Mädchen nickte leicht panisch. Sie nahm ihre Tochter noch einmal fest in den Arm, als wüsste sie, dass es das letzte Mal sei, stand auf, packte Isabelles Hand und rannte los. Um sie herum dunkle Rauchwolken, panische Schreie sowie das Klirren von Schwertern hallten immer wieder von allen Seiten." Lauf weiter, mein Schatz!", schrie sie zu ihr nach hinten. Isabelle rannte, so schnell sie ihre kleinen Beine tragen konnten, immer weiter geradeaus. Sie waren schon fast am Ende des Platzes angekommen, der Anfang der Treppe war schon in Sicht, als zwei Ritter von Tremoria sich ihnen in den Weg stellten. Beide hielten abrupt an. Sie stellte sich schützend vor ihre Tochter und ließ ihre Gegner nicht aus dem Blick. Als plötzlich surrend ein Dolch aus dem dunklen Rauch schoss und einen der Ritter an der Kehle traf. Dieser versuchte sich panisch das Messer aus dem Hals zu ziehen, schaffte es aber nicht und ging röchelnd rücklings zu Boden. Der Zweite fackelte nicht lange und stürzte sich Schwert schwingend auf den Drachenreiter zu, der sich nun aus der Deckung des Rauches wagte. Dieser wich gekonnt aus, drehte sich zu seiner Flanke und zog ihm das Schwert über seine Seite, direkt zwischen die dicken Rüstungsplatten. Der Ritter schrie auf und knallte mit dem Knie zu Boden, während er versuchte, die blutende Wunde zu stoppen. Der Reiter hob sein Schwert, dies leuchtete blau auf und trennte ihm mit einem Hieb den Kopf ab. Ihre Mutter nahm sie schützend in den Arm, sodass ihr der brutale Anblick erspart blieb. Sie lächelte erleichtert, als sie erkannte, dass es Isabelles Vater war. „Alles in Ordnung bei euch?", fragte er beunruhigt und schritt auf sie zu. „Dady!", rief das Mädchen und warf sich ihm in die Arme. „Hey kleiner Wirbelwind, alles Okay bei dir, bist du verletzt?", fragte er sie besorgt, während er sich zu ihr hinunter kniete. „Nein, alles in Ordnung", schluchzte sie. „Gut!" Er stand wieder auf und drehte sich zu Isabelles Mutter um. „Ihr müsst hier so schnell wie möglich verschwinden, ich bleibe hier und halte sie auf". Plötzlich erblickte er hinter ihr eine Gestalt aus dem Rauch treten. „Geht sofort hinter mich und lauft", sprach er mit ernster Miene und trat vor. „NA LOS!", brüllte er nach hinten. Ihre Mutter zögerte einen Moment, packte aber dan wieder Isabelles Hand und lief los. Keuchend und mit vor Rauch tränenden Augen, erblickte sie die Treppe. Doch sie musste abrupt anhalten, denn sie blickte 3 Meter tief nach unten. Die Treppe, sie war weg. Hinter ihr kam etwas Schweres zu Boden und ein Windstoß bauschte ihren Umhang. Sie wollte sich gerade umdrehen, dann sah sie mit weiten Augen den sich langsam rot färbenden Rachen des Drachen, der auf sie gerichtet wahr. Sie griff reflexartig dem Mädchen an die Hüfte und warf sie vom Rand der Kante. Das Letzte, was Isabelle von ihrer Mutter sah, als sie rücklings nach unten fiel, war das sanfte Lächeln auf ihren Lippen, ehe sie vollständig in Flammen gehüllt wurde. „MAMMMMIIIIIIII!".
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Fly High
FantasyAls Waisenkind auf der Straße hatte es die achtzehnjährige Isabelle Winters nicht leicht, als ihre Familie damals durch das Feuer eines Drachen starb. Sie hasste jeden einzelnen von Ihnen und schwor eines Tages Rache. Ihre einzige Chance bestand dar...