Dieses Arschloch!
Meine Wut gegenüber Giyu hatte für diesen Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreicht. Wieso tat er das? Warum war er derart gegen meinen Verbleib in den Jägerrängen, wohingegen er Nezuko akzeptiert hatte?! Klar, sie war gewiss keine Säule und auch vermutlich keine Jägerin, sondern lediglich die Schwester von Tanjiro, aber genau deswegen war es noch unfassbarer zu verstehen, warum ich meinen Posten der Hashira aufgeben sollte. Bloß nur, weil ich von nun an ein Dämon war? Ja, war ich, aber ich war immer noch ich selbst und auch ich tat niemandem was zu leide. Das hatte mich unsagbar verletzt!
Ich sog tief die Luft ein, was mir nach wie vor unendlich schwerfiel.
Du kannst jetzt nicht wie ein trotziges Kind einen Aufstand hinlegen, Kaori!
Und stieß den Luftstrom wieder ruhig aus.
„Ich bin Giyu jedenfalls sehr dankbar, dass er Nezuko am Leben gelassen hat. Auch, dass er sein Leben für sie aufs Spiel setzt, hätte ich nicht erwartet."
Ja, Tanjiro, drück weiter in die Wunde. Auch ich hätte das keinesfalls erwartet. Schon gar nicht nach dem, was er mir an den Kopf geknallt hatte. Wollte er mich unbedingt loswerden oder warum war er derartig schroff mir gegenüber gewesen? Dieser Mistkerl. Wieso konnten sich diese unerträglichen Gefühle namens Liebe nicht verdünnisieren? Sich vor mir verstecken oder mich loslassen? Schlichtweg an ihrem eigenen Dasein verschlucken und elendig ersticken?
„Dass er solch ein extremes Unterfangen eingeht, ist auch nicht üblich für ihn, Tanjiro, eben weil er genauso wie wir Dämonen bis aufs Letzte verachtet. Dennoch ist Giyu sehr loyal, wenn es darum geht, sich für andere einzusetzen", pflichtete ich getrost bei, „kämpft deine Schwester an deiner Seite gegen Dämonen mit?"
„Ja, das tut sie. Sie beschützt die Menschen und sieht sie als ihre Familie an, was mitunter daran liegt, dass Herr Urokodaki sie, während ihres Schlafes, hypnotisiert hat."
Sakonji...
Nachdenkend legte ich den Zeigefinger an mein Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust.
Du weiser Mann. Kein Wunder, warum Giyu so war, wie er war. Sabito und Sakonji hatten sich wahrlich fürsorglich um ihn gekümmert und auch in Tanjiro sah ich seinen unverkennbaren Charakter wieder. Kein anderer konnte derart streng und doch zugleich so sanftmütig sein wie Sakonji. Dennoch! Ich kämpfte auch gegen Dämonen, wenn auch erst seit dieser Mission!
„Das kommt gar nicht oft vor, dass sich ein Dämon gegen seinesgleichen stellt. Auch wenn Sakonji sein Übriges dafür getan hat, liegt es aber immer noch im tiefen Anker deiner Schwester, niemanden anzugreifen. Das finde ich bemerkenswert. Pass gut auf deine Schwester auf, Tanjiro. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht unbedingt leicht ist, gegen die Natur eines Dämons anzukämpfen."
Wenn ich schon nur bei meinem eigenen tiefroten Lebenssaft Appetit verspürt hatte, wie war es dann erst bei dem der Fremden? Der eiskalte Schauer, der über meinen Rücken raste, ließ mich kurzzeitig erzittern. Es bedurfte mehr Willenskraft, dem Standzuhalten, als ein einfaches Nein über die Lippen zu pressen. Besonders wenn ein Dämon ausgehungert war und ich zählte mit dazu.
„Dessen bin ich mir bewusst und werde alles daran setzen, dass meine Schwester niemanden angehen wird. Denn nicht nur Giyu und Herr Urokodaki, sondern auch sie und ich werden dann dafür mit dem Leben bezahlen."
Das war ja doch ein größerer Tribut, den sie hätten dafür bezahlen müssen, als ich zunächst angenommen hatte. Ich lächelte ihm wohlgesonnen zu. Dennoch stimmte es mich insgeheim nach wie vor wütend und traurig. Nicht zu vergessen auch meine Enttäuschung darüber.
Erneut wehte der Vorhang auf und endlich kam meine sehnlichst erwartete Person hinein. Tengen!
„Guten Morgen", erklang seine helle Stimmfarbe durch den Raum, „na, wie war eure Nacht? Wo sind Inosuke und Zenitsu?", bemerkte er beim Umsehen, ehe er sich neben mich hinsetzte.
Komischerweise begann mein Herz wie bekloppt zu pochen. Und erneut bekam ich dieses Bauch kribbeln. Was war nur los mit mir?! Aber da war auch Wut dabei. Ich war auch sauer auf ihn. Und das lag gewiss nicht nur an dem Halbkuss von gestern Abend.
„Guten Morgen, Tengen. Inosuke und Zenitsu sollten auch bald eintreffen", antwortete Tanjiro auf seine Frage hin.
„Prächtig. Ich bin schon richtig gespannt darauf, was ihr glanzvolles zu berichten habt!"
Naja so ganz viel war es leider nicht, Tengen. Und genau das, was wir hatten, berichteten wir auch ernüchternd. Genauso setzte er uns auch über seine Vorkommnisse in Kenntnis, jedoch war das genauso viel wie bei uns. Keine Spuren von seinen Frauen oder dem Dämon. Das war doch zum verrückt werden. Zu wissen, dass wir mitten im Geschehen waren, sie aber beide noch nicht ausfindig gemacht hatten, war zum Haare raufen.
Ich blickte unauffällig zu Tengen hinüber, der aber seine Aufmerksamkeit dem wiedermal wehenden Vorhang geschenkt hatte.
„Ah, da seid ihr ja. Guten Morgen, ihr zwei!", begrüßte er die letzten Neuankömmlinge.
Inosuke und Zenitsu kamen herein und begrüßten uns ebenso, jedoch war ich nebenbei mit meinen Gedanken völlig woanders gelandet. Sie hingen noch am gestrigen Abend. Ich spürte immer noch dieses Kribbeln auf meinem Mundwinkel von diesem gut aussehenden Kerl neben mir. Warum hatte er das gemacht? Wollte er mich nur damit ärgern? Oder meine Gefühle zu ihm testen? Wieso Tengen?
„... - leider auch nichts herausgefunden", vernahm ich die Reibeisen-Stimme von Inosuke.
Ich folgte bedauerlicherweise so gar nicht dem Gespräch. Hatte sicherlich auch mitunter daran gelegen, dass die beiden Zugestoßenen ebenso wenig neue Informationen hatten.
Hoffte ich zumindest. Jedoch wäre Tengen nicht derart ruhig geblieben, während ich ihm diverse Gedankenlöcher verpasst hatte. Und eine Gedankenschelle für das Nezuko-Thema. Warte nur ab, wenn wir zwei gleich alleine waren. Ich ließ durch gelöcherten Tengen in Ruhe und wandte mich nun den Jungs zu.
„Ich habe es zwar schon vorhin Tanjiro gesagt, aber euch zwei sage ich das jetzt auch. Keine Alleingänge! Einen einfachen Dämon hätten wir gestern schon längst zur Strecke gebracht. Ich gehe stark davon aus, dass es ein zunehmender Mond ist. Tengen hat mir gestern erzählt, dass Mitsuri und Muichiro im Dorf der Messerschmiede zwei zunehmende Monde erledigt haben."
„Ja, die zunehmenden Monde fünf und vier", warf Tanjiro ein, woraufhin ich hellhörig zu ihm aufsah, „ich habe zusammen mit Nezuko und den anderen beiden Säulen gegen sie gekämpft."
Was?! Er war also auch bei diesem Kampf mit dabei? So langsam wurde er mir ein wenig unheimlich. Wieso war er überall mit dabei? Ich schien einiges während meiner Abwesenheit verpasst zu haben. Er kämpfte bereits neben Kyojuro, Mitsuri und Muichiro gegen zunehmende Monde? Beabsichtigte er, eine Säule werden zu wollen?
„Dann können es ja nur noch die zunehmenden Monde ab vier abwärts sein, denen wir begegnen können", rätselte ich, „um so mehr müsst ihr bitte auf euch achtgeben. Zunehmende Monde sind nicht auf die leichte Schulter zunehmen, ok?"
Die drei nickten eindringlich. Inosuke und Tanjiro selbstsicher, während sich in Zenitsu's Gesicht die pure Angst breitmachte. Minimal hoben sich meine Mundwinkel nach oben. Der war wirklich putzig. Mitten in der Hölle ohne Ausweg und wollte uns trotzdem dabei helfen. Dieser Junge war mir genauso ein Rätsel wie Tanjiro.
„Pah. Eine Leichtigkeit!", protzte Prolet glanzvoll neben mir, „den mache ich mit links fertig!"
„Der Meinung bin ich auch!", erfreute sich Inosuke ebenso.
„Nein!", warf ich ernstzunehmend ein, „das ist keine Leichtigkeit. Jeder Kampf kann mit dem Tod enden. Auch wenn du eine Säule bist, Tengen, solltest du nicht so leichtsinnig an die Sache herangehen! Du, Inosuke, schon gar nicht!"
„Ka-aori hat recht!", wimmerte Zenitsu bei, „ich möchte nicht schon bald draufgehen!"
„Das ist schon klar", beruhigte Tanjiro ihn, „wir werden auch nicht dabei draufgehen. Wir erledigen den Dämon zusammen."
Na wenigstens zwei, die sich das zu Herzen genommen hatten. Da sollte noch einer sagen, ich wäre kopflos gewesen. Nun war Tengen an der Reihe mir einen spöttischen Blick zuzuwerfen. Ich wusste genau, was er gerade dachte, jedoch waren wir bisher immer nur zu zweit gegen Dämonen unterwegs gewesen und hatten keine Neulinge dabei, weshalb ich keinesfalls für einen unachtsamen Tod verantwortlich gemacht werden wollte.
Die Jungs hatten sich nach unserem Zusammentreffen wieder in ihre zugewiesenen Häuser zurückgeschlichen und konnten sich um ihre wohlverdiente Pause kümmern und eine ordentliche Mütze Schlaf nachholen. Tengen, ebenso wie ich, blieben noch in dem Glyzinien-Haus, welches wir zu unserem festen Stand- sowie Rückzugsort ausgemacht hatten, zurück. Die Klangsäule sah auch schon recht müde und erschöpft aus, auch wenn er es niemals zugegeben hätte, wenn ich ihn darauf angesprochen hätte.
Sogleich zückte er seine Schwerter von seinem Rücken und legte sie in die Kiste, in der er am vorigen Tage noch die Kleidung herausnahm.
„Wieso hast du mir eigentlich nichts von Nezuko erzählt?", ging ich ohne Umschweife auf meinen Angriff über und unterdrückte all die negativen Emotionen rund um das Thema, welches mich enorm aufgewühlt hatte.
Besser gesagt, eines der Themen, die mich aufgewühlt hatten.
Er sog nachdenklich die Luft ein, ehe er sich schwermütig wieder auf seinen Platz neben mir setzte. Ich fummelte nervös an meinem Rock herum, strich ihn zurecht und hatte für dieses Gespräch nicht die Kraft, in sein Gesicht zu blicken.
„Um ehrlich zu sein, habe ich nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Tanjiro und seine dämonische Schwester mitkommen. Ich weiß, das hätte es auch nicht gebraucht, denn ich hätte dir schon Zuhause davon erzählen können. Auch schon gestern Abend oder auf dem Weg ins Schmetterlingsanwesen, aber Kaori, ich weiß, dass dich dieses Thema mehr, als es dir lieb ist, angreift. Ich wollte, dass du, wenn überhaupt, Tanjiro ohne jegliche Vorurteile kennenlernst. Auch hege ich insgeheim die Hoffnung, dass dieser Junge, der sein Vorhaben, sie wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln, eisern in die Tat umsetzt und es auch ein Mittel für dich gibt. Ja, es war ein Fehler und ich hätte dich schon viel früher darüber in Kenntnis setzen können, aber ich tat es bewusst nicht. Ich wünsche mir, dass du mir das verzeihen kannst."
Bewusst nichts gesagt. Es wäre gelogen, wenn es mich nicht attackiert hätte, aber seine Beweggründe klangen plausibel. Weiterhin blickte ich nicht zu ihm auf, aber ich spürte, dass seine Aufmerksamkeit auf mir ruhte und mich beobachtete.
„Schon in Ordnung. Ich kann deine Ansicht der Dinge vollkommen nachvollziehen", dennoch entließ mich der unangenehme Schmerz keineswegs aus seiner Umarmung, „ich verzeihe dir das natürlich, aber es war schon unschön."
Kurzweilig gesellte sich die Stille zu uns, ehe Tengen diese wieder unterbrach und das Wort ergriff.
„Was hast du noch von Tanjiro erfahren?"
Spielte er etwa auf Giyu an?
„Alles", unterbot ich ihm und unterstrich meinen größten Schmerz, „auch, dass Giyu mit seinem Leben dafür einsteht, wenn sie jemanden angreift."
Ich zog meine Beine an, die ich seitlich liegen hatte und stützte meinen Kopf auf meinen Knien ab. Diese Kenntnis, nun mehr über die Lippen rollen zu lassen, schmerzte noch unsagbarer, als nur darüber nachzudenken. Derart verstoßen worden zu sein und das von seinem Geliebten, bei dem ich geglaubt hatte, ihn durch und durch gekannt zu haben, zerriss mich von innen heraus.
„Glaube mir, wenn ich dir sage, dass wir alle enorm darüber geschockt waren. Ich insbesondere. Mir war bewusst, welch innige Beziehung du zu Giyu gepflegt hattest und welche Bindung zwischen euch geherrscht hatte. Dass er dich so mies verstoßen hat, nein gar verraten hat und sein Leben für Nezuko aufs Spiel setzt, hatte auch mich ein Stück weit verletzt – eben für dich. Ich konnte seinen Hintergrund absolut nicht verstehen. Ihr wart seelenverwandt und dann zieht er so eine Scheiße ab? Ich konnte es mir nicht nehmen lassen und habe ihn versucht, unzählige Male zur Rede zu stellen, aber wie du dir denken kannst, natürlich ohne Erfolg. Er ging mir aus dem Weg, antworte so gut wie nie auf meine Fragen und wenn es etwas war, dann wisch er mir banal aus, um mich ruhig zustellen oder gar stehenzulassen. Ich sag es dir, Kaori. Er ist wie ausgewechselt."
Ich seufzte.
Auch wenn ich nun ein wenig mehr über die Vergangenheit wusste, nachdem ich gehen musste, wurde ich trotzdem nicht viel schlauer daraus. Ich konnte mir keineswegs erklären, warum er sich dazu entschieden hatte, diesen Weg zu gehen. Würde er mir das vielleicht erklären, wenn ich jemals wieder auf ihn treffen würde?
Tengen hatte es sich derweil zur Aufgabe gemacht, mich Gedankenbündel zu sich zuziehen, mich zwischen seine Beine zu platzieren und seine Arme um mich zu schlingen, während er sich an die Kiste hinter ihm gelehnt hatte. Diese beschützende und liebende Geste erweckte in mir das Gefühl der Geborgenheit. In jenem Moment hatte ich mir nichts mehr gewünscht, als an Giyu zu lehnen. Nicht, weil ich nicht Tengen mochte, was ich auch gar nicht zu erwähnen hatte, aber er fehlte mir immens.
Und ich machte mir unentwegt Sorgen um ihn. Sein Rückzug missfiel mir riesig.
Entgegen meiner unaufgeräumten, abermals aufgewühlten Gefühlslage schmiegte ich vollends meine rechte Seite gegen seine starke Brust und genoss sein beruhigendes Streicheln über meinen Rücken. Nichts weiter als unsere Atemzüge durchschnitten die Ruhe im Raum. War es eine Minute? Oder auch fünf Minuten, in denen ich seinem ruhigen Herzschlag lauschte und begann ein wenig den Schmerz zu lindern? Letztendlich auch egal, denn mit jedem Moment war ich Tengen unausgesprochen dankbar dafür gewesen, dass er mir derart zur Seite stand, wie eigentlich fast immer. Jedoch hatte ich es gerade mehr als nötig gehabt.
„Wie stehst du zu Nezuko?", durchbrach ich die angenehme Stille zwischen uns.
„Nicht positiv. Sie ist immerhin eine Dämonin. Auch wenn sie die Schwester von Tanjiro ist, bin ich trotzdem dagegen, dass wir sie akzeptieren müssen. Ja, das ist dir gegenüber gegenteilig, aber du bist mir gewiss keine Unbekannte und ich habe einen Großteil meines Lebens mit dir verbracht."
Da huschte ja doch ein winziges Lächeln auf meine Lippen.
„Wieso dann Giyu nicht? Ich versteh das nicht. Ich bin froh, dass du wenigstens zu mir hältst."
„Keine Ahnung, ob das damit zusammenhängt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich alle und auch besonders Giyu gegen dich entschieden haben, weil du eine glanzvolle Säule bist."
Weil ich eine Säule war? Fragend blickte ich nun zu ihm auf.
„Wie meinst du das? Eben genau deswegen hätte ich doch bleiben sollen."
„Nein, eben nicht, Kaori", begann er seine Theorie, „sieh doch mal. Wir Säulen sind die Stärksten. Was meinst du, welch Probleme es mit sich bringt, wenn wir eine dämonische Säule bei uns hätten?"
„Gar keine? Ich mein, ich tu doch niemanden etwas."
„Ja, das mag sein und das glaube ich auch, aber was wenn du doch anfängst Menschen anzugreifen? Hör mir erstmal zu. Ich weiß, dass dem nicht so ist, aber ich rede jetzt aus der Sicht der anderen. Angenommen, du gehst doch der Natur des Dämons nach. Wer hält dich auf? Eine dämonische Säule bedeutet zwar, dass sie für uns von großem Vorteil ist, was aber, wenn diese nicht für die Menschen einsteht, sondern eben gegen sie? Es gibt niemanden, der sie von uns aufhalten kann."
Konfus schaute ich in seine fuchsiaroten Augen.
„Bist du also etwa doch gegen mich?"
„Nein!", beteuerte er hastig, „natürlich nicht. Ich stelle bloß nur meine Theorie gegen deinen Verbleib auf. Ich will dich in unseren Rängen wieder haben. Koste es, was es wolle, auch wenn ich mit meinem Leben dafür einstehe, aber ich denke, dass das der Grund gegen deinen Verbleib bei uns war. Warum sonst müssen wir Nezuko als Dämonin unter uns akzeptieren? Weil sie mutmaßlich keine Jägerin, geschweige denn eine Säule ist. Was so viel bedeutet wie, wenn sie wirklich umgebracht werden sollte, weil sie jemanden angegangen ist, dass es ein Kinderspiel wäre, wohingegen es bei dir ein Ding der Unmöglichkeit wäre, weil du eine prächtige Säule bist. Das will ich damit ausdrücken."
Ich schmunzelte unbehaglich. Ja, seine Theorie machte durchaus Sinn. Aber ich war doch kein Monster.
„Aber ich tu doch niemandem etwas. Ich habe doch all die Jahre zuvor unzählige Dämonen bekämpft und die Menschen beschützt."
Er zog mich fester an sich und legte meinen Kopf gegen seine Brust zurück. Er bemerkte zu gut, was sich in mir abspielte und ich begann erneut hochzufahren .
„Du bist auch kein Monster. Warum sonst habe ich beschlossen, dass du mich auf diese Mission begleiten sollst? Es ist ja auch nicht bewiesen, dass meine Theorie stimmt. Ich habe bloß nur vermutet, dass das ein Grund sein könnte. Mit anderen Worten könnte man dich mit einem zunehmenden Mond vergleichen und du wärst trotzdem noch drüber, weil du eben eine Säule bist und eine glanzvolle Atemtechnik benutzt. Das denke ich."
„Ja, du könntest ja recht haben, aber das ist ein wenig weit hergeholt, mich mit einem zunehmenden Mond zu vergleichen. Ich habe bisher keinerlei Dämonenfähigkeiten benutzt, außer, dass ich inzwischen die Aura eines jenen Menschen deutlich verspüre. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt eine blutige Dämonenkunst besitze."
„Wer weiß. Vielleicht schlummert diese in dir oder du besitzt tatsächlich keine."
Seine aufgestellte Theorie war gar nicht mal so abwegig. Wäre nicht ich die dämonische Säule, sondern jemand anderes, würde ich vermutlich genauso große Angst davor gehabt haben, dass diese Hashira ausgebrochen wäre.
Ich seufzte, „letztlich können wir nur darüber mutmaßen. Es wäre aber auch einfach die Ungewissheit gewesen sein können. Zu Beginn meiner Verwandlung habe ich mich ja auch stark verändert. Ich war ziemlich verwirrt und hatte großen Hunger gehabt. Aber nicht auf typische Speisen, sondern tatsächlich auf Menschen. Es war wider aber normal zugleich", erinnerte ich mich zurück, „es war aber falsch. Das war mein Gedanke daran, wenn ich darüber nachgedacht hatte, das Blut eines Menschen zu trinken oder ihn gar zu verspeisen. Aber ich hatte plötzlich Lust drauf gehabt. Dieser Zwiespalt spielte mir übel zu. Auch wenn es weh tat, bin ich trotzdem darüber froh, dass ich erst einmal in Sicherheit gebracht worden bin und ich einen klaren Gedanken für mich fassen konnte. Auch wenn es wehtat, verstoßen worden zu sein."
„Wer weiß, wie ich in dieser Situation gehandelt hätte. Ich finde es glanzvoll, wie du damit umgegangen bist. Ich denke auch, dass der Rückzug die richtige Entscheidung gewesen war."
Ich nickte. Vielleicht hätte ich das nicht so verbissen ansehen sollen. Ja, doch. Hätte ich in gewissermaßen. Denn das, was Giyu da durchgezogen hatte, war nicht in Ordnung!
„Ja, vermutlich war er das", reflektierte ich.
Damit wollte ich dieses Thema von der Bühne und aus dem Rampenlicht werfen und zupfte seine Uniform zurecht. Diese komische Falte fiel mir seit wenigen Augenblicken nervend auf und ich musste sie endlich beseitigen.
„Meinst du, es wird sich heute was zum Dämon ergeben?", wollte ich beiläufig wissen. Nein, eigentlich war es mein Vorwand, das Thema Giyu wirklich zu versiegen.
„Das hoffe ich doch. Aber mir wäre es tatsächlich ein wenig lieber, dass ich endlich meine Frauen zu Gesicht bekomme."
„Das hoffe ich natürlich auch", pflichtete ich bei und dachte an gestern Abend zurück. Schade, dass der gestrige Abend nur dazu gedient hatte, mir die Beine vertreten zu haben. Wobei, so gänzlich war er ja nicht auf einen Nachtspaziergang draufgegangen. Oh! Da war doch noch was! Und da bekam ich auch wie auf Knopfdruck abermals das süßliche Flattern im Bauch.
„Ach, Tengen, da fällt mir ein, dass ich dich noch wegen einer anderen Sache zur Rede stellen muss!"
„Echt? Was habe ich denn noch gemacht?", stellte er mir überrascht die Gegenfrage.
„Das weißt du ganz genau!", ging ich zu meinem zweiten verbalen Angriff über und richtete mich ein wenig auf und legte meine Hand auf seine Schulter.
„Nein, weiß ich nicht?!"
„Sehr wohl! Was sollte das gestern Abend? Mich halb zu küssen und mich dann einfach so stehenzulassen?"
Ich blitzte ihn verärgert an. Bei den Vergangenheitsbildern von dieser unvorhergesehenen Situation wurde es mir schlagartig heiß und bemerkte, dass meine Wangen erröteten.
„Ja, stimmt! Du hast recht, Kaori. Das war nicht fair von mir", gestand er spitzbübisch.
Machte er sich jetzt etwa einen Spaß daraus, oder was?!
Ich bemerkte, wie seine Hand an meine Hüfte wanderte, während die andere ihren Weg zu meiner Wange fand. Kaum merklich verflachte sich mein Atem und unsere Blicke trafen sich wieder unausweichlich. Mir pochte das Herz wie am vergangenen Abend bis zum Halse. Sein Gesicht näherte sich dem Meinen. Langsam und achtsam. Ich hätte jetzt die Reißleine ziehen müssen, um diesen innigen Moment aufhalten zu müssen, stattdessen blickte ich ihm weiterhin eindringlich in seine fuchsiaroten Seelenspiegel und griff in den Stoff seiner Uniform. Seine Nasenspitze berührte meine und ich spürte seinen warmen Atem.
Im nächsten Moment spürte ich Tengen's unsagbar weiche Lippen auf meine und ich schloss intuitiv die Augen. Es war nicht nur mehr der Mundwinkel, sondern ein sanfter flüchtiger Kuss. Noch. Jetzt war ich es, die den Kuss intensivierte und meine Lippen mit mehr Druck gegen seine presste. Auch ließ ich meine Hand von seiner Uniform zu seiner Wange wandern und strich behutsam mit meinem Daumen über seine markanten Gesichtszüge. Hatte ich nicht schon gestern gedacht, dass mir unfassbar heiß wurde? Das war kein Vergleich zu der jetzigen Hitze, die sich von meiner Brustmitte aus breitmachte. Sanft und zärtlich spielten unsere Lippen miteinander und doch zwischenzeitlich immer mal wieder fester aneinander. Gefühlt waren es Minuten, jedoch war es bestimmt nur ein kurzer Augenblick, der sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, ehe wir zaghaft voneinander abließen. Er lehnte seine Stirn zärtlich gegen meine und verharrte für einen kurzen Moment. Liebevoll strich er ununterbrochen mit seinem Daumen über meine Wange. Sein sowie auch mein Atem gingen ruhig und fast zeitgleich.
„Habe ich den gestrigen Abend wieder wettgemacht?", hauchte er flüsternd und strich mir zart über meine Lippen, die sich schmunzelnd hinaufbewegten.
„Ja, hast du."
„Bist du also nicht mehr sauer auf mich?"
„Wie könnte ich jetzt noch?"
„Gar nicht."
„Aber, was hatte das jetzt zwischen uns zu bedeuten?", fragte ich unsicher.
„Eine kleine Innigkeit, die wir für uns behalten."
„Also, nichts Tiefgründigeres?"
„Nein. Du sollst dir deine Gefühle für Giyu bewahren. Zumindest so lange, bis du wieder auf ihn triffst und ein klärendes Gespräch mit ihm geführt hast."
Wenn das Tengen schon von sich aus vorschlug, dann durfte ich mir auch gewiss kein schlechtes Gewissen machen, dass ich ihn mit etwaigen Zurückweisungen abwies, oder? Das wollte ich nämlich unter keinen Umständen. Dafür war er mir unausgesprochen wichtig.
„Mensch, Kaori. Ich höre deine Gedanken auch unausgesprochen. Solltest du nicht wieder mit Giyu zueinanderfinden, habe ich immer noch einen Platz für eine vierte Frau übrig."
„Oh, Tengen", lachte ich herzlich auf, „du bist echt verrückt."
„Ich biete dir nur eine prachtvolle Möglichkeit an", grinste er vielversprechend.
Sein sagenhaftes Angebot hatte unseren intimen Moment unsagbar aufgelockert und wieder in die von mir bevorzugte platonische Freundschaft gerückt, wie ich es geliebt hatte. Dennoch wollte ich nicht gänzlich diese Angelegenheit ruhen lassen. Vielleicht empfand ich doch ein wenig mehr für ihn, als mir bewusst war?!
„Hast du also doch Gefühle für mich?", wollte ich wissen.
„Das bleibt mein Geheimnis."
„Du würdest es mir sonst nicht anbieten."
„Denk darüber, was du möchtest."
„Sturkopf", gab ich mich zufrieden. Oder auch musste. Aber wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch tatsächlich nicht wissen und ging somit zum Wesentlichen rüber, „wir sollten uns jetzt zur Ruhe legen. Nach dem gestrigen Tag und Nacht solltest du dir auch deine wohlverdiente Pause gönnen. Ich werde den Tag auch nutzen, um ein Schläfchen zubhalten. Mich hat der gestrige Tag und all die Ereignisse auch eine Menge Kraft gekostet."
„Aber dir geht's gut, oder?"
„Ja, na klar. Ich brauch bloß nur eine kleine Erholung. Ruh du dich hingegen voll aus. Ich achte schon auf die Jungs und auf die Umgebung, wobei es jetzt am Tage wohl zu nichts kommen wird."
„Wenn doch, du kannst oder sollst mich jederzeit wecken, klar?"
„Weiß ich. Gleiches gilt auch für dich", versicherte ich ihm und erhob mich von meinem Platz, wobei es mir die Klangsäule gleichtat.
„Schlaf schön, Tengen und träum was Schönes."
Gerade musste ich an unser Zusammenleben zurückdenken. Jeden Abend hatten wir uns eine Gute Nacht vor dem Schlafengehen gewünscht. Eine Aufmerksamkeit, die mir inzwischen seit Jahren gefehlt hatte. Auch von meinem Bruder...
„Schlaf du auch schön und träum was Glanzvolles."
In einem der beiden Nebenräume hatte ich es mir nun mehr gemütlich auf dem Futtonbett gemacht, welches ansehnlich hergerichtet war. Es duftete herrlich nach frisch gewaschener Bettwäsche. Rasch zog ich noch den Vorhang des Fensters zu, legte meine Haori sowie auch mein Schwert auf dem Holzstuhl neben der Kommode ab und fischte noch aus dem Säckel meiner Rockuniform die explosiven Kügelchen, die ich mir von meiner erlernten Klangatmung beibehalten hatte dazu, ehe ich wieder zurück ins Bett huschte. Ich verkroch mich ordentlich hinein, deckte mich bis obenhin zu und zerknautschte das Kissen unter mir zurecht.
Verstohlen blickte ich auf die weißen Lilien, die ich im fahlen Licht auf dem Schreibtisch erblicken konnte. Rein und unschuldig. Nicht wie Tengen und ich.
Bewahre dir deine Gefühle für ihn auf, bis ihr ein klärendes Gespräch hattet.
Das war schwieriger als gedacht. Nachdem, was ich erfahren hatte, fiel es mir außerordentlich schwer, gut über Giyu zu denken. Ich konnte unmöglich anhand der Aussagen ausmachen, welche Beweggründe er für sein Verhalten innehatte. Vermutlich Mitleid? Anerkennung, dass Tanjiro derweil versucht hatte, ein Gegenmittel zu finden, welches eventuell mir auch zugute hätte kommen können? Oder war es Nezuko selbst, die ihn von sich überzeugt hatte? Oder gar doch Gefühle, die er für sie gehegt haben könnte? Ach man. Wenn er doch nur mit mir darüber sprechen könnte. Würde er das überhaupt machen, nach all den Ansagen, die ich von ihm erhalten hatte? Allen Worten nach – nein. Es war mehr als klar und deutlich, was er von mir gehalten hatte. Wieso also hatte ich noch meine Gefühle für ihn bewahren sollen?
„Das ist doch mehr als zwecklos", gähnte ich auf, rieb mir dabei meine müden Augen und schaute verschwommenen Blickes gen Decke, der ich nun begann, Gedankenlöcher zu verpassen. Nach dieser Mission war es mein vorrangiges Ziel gewesen, wieder für mich alleine nach Hause zu gehen und mein ruhiges und friedliebendes als auch langweiliges Leben weiterzuleben.
Eine kleine Innigkeit, die wir für uns behalten.
Ich presste meine Lippen aufeinander. Tengen küsste verdammt gut und besaß traumhaft weiche Lippen. Mir wäre etwas entgangen, wenn ich diesen romantischen Moment zwischen uns nicht zugelassen hätte. Ich wollte es nicht kaputtmachen. Ganz im Gegenteil, ich wollte ihn küssen. Was auch immer es zu bedeuten vermochte, es hatte sich unsagbar gut angefühlt. Verboten gut.
Schwer seufzte ich aus, schloss dabei meine erschöpften Augen.
Ich könnte seine vierte Frau werden. Bei dieser Vorstellung wurde mir anders. Komisch und seltsam. Aber auch aufregend und irgendwie geliebt?! Aber wie würden Hinatsuru, Makio und Suma darauf reagieren? Sie hatten mich zwar bereits als ein Familienmitglied angesehen, aber nicht als eine neue Geliebte. Das hatte ich auch eigentlich gar nicht sein wollen.
Wenn überhaupt, dann ihn alleine für mich, aber zunächst hatten einmal meine Gefühle für Giyu verschwinden müssen.
Knacksend schob sich sachte die Schiebetür zu meinem Zimmer auf, was mich aus meinem ohnehin leichten Schlaf wieder weckte. Herein kam Tengen, der eigentlich im Nebenzimmer hätte sein sollen. Seine Haare offen, seine Nishirin Klingen nicht an seinem Rücken haftend, wovon ich ausging, dass auch er eben bereits zur Ruhe gekommen sein musste. Kaum war er hereingetreten, während ich ihm fragende Blicke zuwarf, schloss er auch schon die Tür hinter sich.
„Ist alles in Ordnung?", wollte ich perplex von ihm wissen.
Statt jedoch eine Antwort zu erhalten, kam er nur rasch auf mein Bett zu und verkroch sich unter meine Decke. Nicht nur mehr überrascht, sondern auch irritiert schaute ich ihm dabei zu, wie er sein Knie zwischen meine Beine schob und mir so verständlich machte, dass er sich auf mich legen wollte und tat, wie er mir nonchalant befahl. Er drängte sein Becken gegen meines, was mich tief einatmen ließ.
„Wa-as tust du?", flüsterte ich aufgeregt.
„Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt", ging er mir geschickt aus dem Weg und stützte sich mit seinen Händen neben meinem Kopf ab.
Erstarrt blickte ich ihm in seine fuchsiaroten Augen, die mich unglaublich lüstern bemusterten. Sein offenes weißes Haar fiel ihm locker von den Schultern und umspielte sein markantes Gesicht. Kaum als ich einen Atemzug nahm, um erneut meine Frage zu stellen, bedeckten sogleich Tengen's Lippen die meine. Sanft, aber dennoch verlangend, begann er mich zu küssen. Leidenschaftlich und sinnlich. Jedoch ging mir das zu weit! War das nicht eben erst Thema gewesen, dass ich auf eine Aussprache hätte warten sollen?!
Ich stemmte meine Hände gegen seine Schultern und übte Druck auf sie aus, umso mit zu erreichen, dass er meiner nonverbalen Bitte nachkommen und aufzuhören hatte. Das missverstand er natürlich gekonnt, umschloss kurzum meine Handgelenke und drückte sie in die Matratze neben meinem Kopf zurück. Mein in den Kuss hinein Stöhnen war auch keineswegs falsch zu verstehen und schon forderte er mit seiner Zungenspitze meine Zunge zum Tanz auf, was mir ein süßliches Ziehen durch den Unterleib bescherte.
Gegen Tengen hatte ich ohnehin keine Chance und meine verräterische Körpersprache war mehr als deutlich. Mein Versuch, mich aus seinen Fängen zu befreien, gewährte er mir und ich schlang meine Arme um seine breiten Schultern und fuhr behutsam durch sein weiches schneeweißes Haar. Vergessen war all die Moral, die dieses Verlangen mit sich brachte und ich gab mich ihm vollends hin.
Seine große Hand wanderte an mein linkes Knie. Auch wenn ich mich mehr auf unser intensives Lippenbekenntnis konzentrierte, bemerkte ich, wie seine Finger meinen nackten Oberschenkel hinauf wanderten. Meine Liegeposition, sowie auch, dass er sich zwischen meine angewinkelten Beine gelegt hatte, schoben den Saum meines Rockes viel zu hoch, was er sich soeben schonungslos zur Nutze machte.
Hauchzart strichen seine Fingerspitzen über die Außenseite meines Oberschenkels, was mir eine unsagbare Gänsehaut bescherte. Zentimeter für Zentimeter erkundeten seine Finger meine Haut, während er unseren Kuss unterbrach. Jedoch nicht sein heißes Lippenspiel. Sachte verteilte er seine hitzigen Küsse auf meine Wange hinweg zu meinem Ohr.
„M-mh! Ten-gen", hauchte ich lustvoll auf, als ich bemerkte, dass er mir ins Ohrläppchen biss und krallte mich hingebungsvoll in sein Haar fest.
Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich war unsagbar empfindlich an meinen Ohren und das, was er da gerade veranstaltet hatte, ließ mich erschaudern. Vor Begierde wie auch, weil es mich unsagbar erregt hatte. Genüsslich legte ich den Kopf in den Nacken und drückte ihm mein Becken entgegen. Spurlos ging unser heißes Spiel wohl nicht an ihm vorbei, denn weich war seine Körpermitte hingegen auch nicht mehr, die ich unverzüglich verspürt hatte. Mein Körper bebte und mein Verlangen nach der Klangsäule stieg ins Unermessliche.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich halbwegs wieder auf sein Fingerspiel an meinem Bein, welches sich inzwischen zu meinem Becken hinaufbewegt hatte. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, nun mehr meine Unterwäsche auszuziehen, jedoch hatte mein Gegenüber ganz andere Pläne wie ich. Quälend langsam schob er seinen Zeigefinger unter meinen Slip und fuhr die Kontur meines Beckenkammes nach. Mein Herz pochte derart laut, dass er sicherlich vernehmen konnte, wie wild und stark es seinem Rhythmus nachkam.
Na los, zieh dieses störende Ding schon aus!
Entgegen meinem stillen Wunsch zog er seinen Finger zurück und packte beherzt mit seiner großen Hand an meinen Hintern. Zu meinem Ärgernis natürlich über den schützenden Stoff. Verschwunden war meine kleine Hoffnung auf noch innigeren Körperkontakt, den ich mir gerade sehnlichst gewünscht hatte. Somit legte sich mein Fokus wieder auf seine Küsse, die er mir inzwischen auf meinen Hals verteilt hatte.
„Du bist so-o fies", machte ich erregt meinem Ärger Luft.
„Warum? Wir haben doch den ganzen Tag füreinander Zeit", raunte er mir gegen meine Halsbeuge und öffnete geschickt mit seiner Hand, die eben noch ihren Unfug an mir verübt hatte, den ersten goldenen Knopf meiner dunkelblauen Uniform.
Den ganzen Tag? Ich biss mir auf die Unterlippe. Sachte schob er den störenden Kragen zur Seite und erkundete mit seinen Lippen, wie auch mit seiner Zungenspitze die freigewordenen Hautstellen meines Schlüsselbeins. Sachte fuhr er mit seiner heißen Zungenspitze mein Schlüsselbein nach, ehe er sich zu meinem Brustansatz hinab küsste und mit seinen Lippen weiter auf Erkundungstour ging.
Warum hatte ich eigentlich darauf gewartet, bis er mich auszog? Für meinen Geschmack hatte er ein wenig zu lange Zeit dafür gebraucht. Ohne seine Liebkosung zu unterbrechen, fuhr ich den Kragen seiner Uniform nach und wanderte zu dem Störenfried, der seine Kleidung an Ort und Stelle hielt. Geschickt öffnete ich seinen ersten goldenen Knopf und legte meine Hände auf seine nackte Brust. Seine Haut glühte und auch verspürte ich seinen starken und schnellen Herzschlag. Dass es ihm genauso wie mir erging, ließ mich auf lächeln.
„Nicht so schnell, Kleines. Ich bin zuerst dran!", ermahnte mich Tengen und drückte meine Hände wieder zurück in die Matratze.
Das gefiel mir ganz und gar nicht, „ich will dich aber auch erkunden", protestierte ich heiser.
„Das darfst du auch, aber nicht jetzt", wies er mich zurück und ergaunerte sich einen Kuss von mir, den er damit abschloss, mir in die Unterlippe zu beißen.
„Tengen!", tadelte ich ihn bestimmend und lauter.
Sowohl in meinem Traum, als auch im Schlaf.
Binnen eines Augenaufschlags riss ich die Augen auf! Ich hielt die Luft an! So schnell wach wurde ich noch nie!
Mein Herzschlag hätte jede Fliege übertönt und diese Hitze stieg mir unverzüglich über den Kopf. Das Einzige, was ich gerade erblickte, war nichts weiter als die Decke, auf die ich vorhin bereits gestarrt hatte, ehe ich müde eingeschlafen war. Hoffend darauf, dass das wirklich nur ein Traum war, fasste ich mir an den Kragen. Knöpfe zu!
Rasch hob ich den Kopf an und hoffte weiterhin, dass es wirklich nur ein Traum war. Kein Tengen. Weit und breit. Auch die Decke lag noch bis unterhalb meines Dekolletés auf mir. Meine Beine waren auch nicht angewinkelt und ich war gänzlich alleine im Zimmer. Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus und rieb mir über mein Gesicht. Was bitte war das?! Warum träumte ich von derartig heißen Szenen von Tengen und mir?! Rasch wurde die Schiebetür zu meinem Zimmer aufgeschoben.
„Kaori! Ist alles in Ordnung?", fragte Tengen aufgeregt, der nun in der Tür stand, „du hast mich gerufen."
Ich wuselte ertappt die Decke vor meinen Bauch, so als hätte ich verbergen wollen, dass mich diese Szene mehr angemacht hatte, als es hätte sein sollen. Von wegen, ich hätte ihn gerufen...
„J-ja! A-alles bestens!", haspelte ich, „ich habe dich außerdem gar nicht gerufen!", ich wollte dich doch bloß nur zurechtweisen, warum ich dich nicht anfassen durfte. Im Traum!
Er zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Er konnte dem Gefasel ebenso wenig Glauben schenken, wie ich mir selbst. Das zeigte er auch, indem er die Lippen aufeinander presste und sich ein schadenfreudiges Lachen versuchte zu verkneifen. Der hatte doch nicht wirklich vor, mich auszulachen, oder?!
„Na, war ich gut im Bett?", patzte es neckend wie auch lachend aus ihm heraus.
Ich riss die Augen auf und bemerkte die Schamröte auf meinen Wangen rasend schnell zu wachsen. Röter als jede Tomate auf dem Markt. Bitte! Bitte lass es dunkel genug gewesen sein, damit er das nicht sah!
„Wo-ovon redest du? Ich habe nur schlecht geträumt! Nix mit Sex oder dergleichen! Es blieb alles jugendfrei!"
„Es blieb also noch jugendfrei, ja? Was hat dich denn geweckt? Wie weit waren wir? Und du nennst das schlecht geträumt?", er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit seiner Schulter an den Türrahmen.
...!
Dieser Dreckige! Dem konnte man auch nichts vormachen! Entsetzt griff ich nach meinem Kopfkissen, welches hinter mir lag und warf es schwungvoll gegen Tengen, um dieses vermeintliche Verhör zu unterbinden. Der wiederum fing das natürlich geschickt auf und lachte mich aus.
„Du bist doch gemein!", ärgerte ich mich, „um es zu beantworten – ja! Es war ein Alptraum!"
„Ich kann dich gerne vom Gegenteil überzeugen!", erwiderte er so, als wäre das schon ein Versprechen und warf mir das Kissen zurück aufs Bett, „so schlimm ist das gewiss nicht."
„Tengen!", fauchte ich bissig und stand hastig auf.
Ich brauchte eine Abkühlung. Jetzt! Sofort! Es war unerträglich. Dieser Traum sowie auch, dass Tengen in mein Zimmer kam. Aufblitzend fing ich seinen Blick ein und drängte mich an ihm vorbei, der es sich immer noch nicht nehmen ließ, sich darüber belustigt auszulassen.
Nach meiner wohlverdienten und genossenen Abkühlung hatte auch ich mich endlich in eine kurze Verschnaufpause wiedergefunden und konnte den Tag für Kräfte sammeln nutzen, indem ich einen traumlosen Schlaf genoss. Keiner der Jungs hatten uns aufgesucht, weil etwas vorgefallen war. Es blieb weiterhin ruhig und ohne Vorkommnisse. Der Abend brach hinein und das rege Treiben nahm wieder an Fahrt auf. Die ersten Gäste verirrten sich wieder ins Viertel. Nach und nach füllten sich die Straßen und Häuser, als würden sie einen Vergnügungspark besuchen. Tengen als auch ich, stießen fast zeitgleich ins Tatami-Zimmer.
„Na, hast du noch prächtig schlafen können?", wollte Tengen spitzbübisch von mir wissen, der sich gerade sein noch feuchtes Haar zu einem Pferdeschwanz band.
„Ja, konnte ich. Ohne Alptraum", ging ich auf seine sarkastische Anspielung ein.
Er machte es mir aber auch gerade nicht leicht. Dass wir uns am Vortag und heute Morgen erst immens näherkamen, als wir es jemals waren, brachte mich dezent durcheinander. Dass er seine Uniform ab Gürtel aufwärts auch noch nicht zu geknöpft hatte, spielte ihm ungemein noch mehr in die Karten. Und wieder huschte dieses Bild vor mein inneres Auge, in der er mir verbot, ihn seiner Kleidung zu entledigen. Und jetzt? Völlig ungeniert scheint er sich mir zu präsentieren.
Oh, Kaori! Reiß dich zusammen. Sonst bist du schneller seine Nummer vier, als es dir lieb ist!
Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht bereits unzählige Mal auch nur in Unterwäsche gesehen hatte, was gewiss nicht ausblieb, wenn man unter einem Dach gelebt hatte.
Aber warum ging es dieses Mal nicht spurlos an mir vorbei? Meine violetten Augen hingen förmlich an seiner durchtrainierten muskulösen Brust. Seine seidig weiche Haarpracht gefiel mir nebenbei gesagt offen getragen auch lieber, als wenn er sie zum Zopf trug.
„Dir scheint es ja ziemlich zu gefallen, was du an mir siehst, was?", zog er mich neckend auf, während er sich sein hellgraues Stirnband ansetzte.
Wie bitte?!
Schnurstracks wandte ich mich zur Seite, begann mir umgehend meinen Halbzopf zu frisieren und verbot es mir selbst nochmal zu ihm zu schauen.
„Sei einfach still!", bat ich ihn beschämt.
Auch wenn er damit vollends in Schwarze getroffen hatte, waren wir uns beide dessen bewusst, dass wir nicht hätten weitergehen dürfen. Nicht so lange es noch vollkommen ungewiss war, wie es um Giyu und mir tatsächlich stand. Er hatte lediglich eine überschwängliche Menge Freude daran, mich aufzuziehen. Was ja auch zugegebenermaßen etwas witzig war. Wäre noch witziger gewesen, wenn nicht ich die Leidtragende gewesen wäre.
„Heute nimmst du dir den östlichen Teil des Viertels vor. Ich hingegen den westlichen, oder?", fragte ich denjenigen, der mich endlich von meiner Schmach erlöste und sich die Uniform zuknöpfte.
„Ja. In der nördlichen Gegend ist mir gestern nichts Besonderes aufgefallen."
„Nun gut."
„Kannst du mir wieder die Schwerter anbinden?", bat er mich und hielt mir bereits seine Klingen entgegen, die ich mit dem Wissen, dass sie schwer waren, in die Hände nahm und sie ihm an seinen Rücken anband.
Als er sich erneut zu mir herumgedreht hatte, streckte ich ihm meinen kleinen rechten Finger entgegen. Wohl wissend hoben sich seine Mundwinkel hinauf zu einem Lächeln und er harkte seinen kleinen Finger ein.
„Ich will dich wieder lebend in die Arme schließen können", begann ich ernst, „als meinen Meister und großen Bruder. Pass auf dich auf, Tengen. Sollte etwas sein, schick mir deine Krähe!"
Er schmunzelte.
„Natürlich. Umgekehrt genauso. Hat dich Azami eigentlich gestern wieder geärgert?", fragte er abschließend, wobei ich die Augen verdrehte.
„Na, was glaubst du? Dieses Geflügel kann wirklich von Glück reden, dass es in den wichtigsten Momenten richtig handelt. Sonst werde ich demnächst zum Geflügelfressenden Dämon..."
Nachtwache Nummer zwei.
Hastig sprang ich über die Dächer hinweg zu meinem von mir gesetzten Anfangspunkt. Ich nahm mir vor, den Teil meines zu durchsuchenden Viertels von hinten nach vorne zu durchforsten. Somit lief ich auch heute nicht gänzlich auf die Gefahr hin, aufmerksameren Gästen und Personen geradezu in die Offensive zu laufen. Der Umstand, ein Dämon gewesen zu sein, verlangte mir mehr Achtsamkeit, als ich selbst hatte geben wollen. Zumindest durchgängig betrachtet.
Mit der ins Gesicht gezogenen Kapuze meines Kirschblüten-Haoris schlenderte ich abermals durch die eher ruhigeren Seitengassen. Dennoch war das laute und gesellige Miteinander deutlich von allen möglichen Winkeln und Ecken zu vernehmen. Fröhlich und ausgelassen. Keiner, der Angst oder Unwohlsein verspürte. Das vernahm ich zumindest mit meiner Aura-Wahrnehmung.
Wobei, so darüber nachgedacht...
Was würde denn eigentlich passieren, wenn ich mich gezeigt hätte? Völlig ungeniert in meinem zu akzeptierenden dämonischen Wesen?! Die Leute würden in Angst und Panik ausbrechen und Unruhe in die lockere Stimmung hineinbringen. Das wiederum hätte zur Folge, dass ich dem Dämon seiner Aufmerksamkeit Futter vor die Füße werfen würde. Er würde nach mir suchen und den Störenfried ausfindig machen wollen, statt wie nun umgekehrt. Somit müssten wir nicht weitere Suchaktionen starten, sondern würden uns finden lassen. In meiner ganzen Zeit als Jägerin konnte ich sehr gut beobachten, dass sich Dämonen so gut wie nie zusammengetan hatten, es sei denn, sie waren miteinander verwandt gewesen. Und ich hatte nur meinen Bruder als dämonisches Mitglied.
Ich blieb abrupt stehen.
Kaoru!
Was, wenn der gesuchte Dämon mein Bruder gewesen war?! Ach du scheiße! Diese schreckliche Annahme ließ mich vollends erschaudern und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Was, wenn es mein Bruder gewesen war, der sich hier niedergelassen hatte und sich nun Tengen's Frauen zu Laibe hätte nehmen wollen?! Das hätte ich mir niemals verzeihen können. Geschockt über meinen glorreichen Einfall lehnte ich mich an eine raue und kalte Hauswand und starrte auf den Boden. Kein Zweifel! Ich hätte gewiss keinen Rückzieher gemacht und würde ohne Weiteres gegen ihn kämpfen, aber es wäre eine riesengroße Erschütterung gewesen.
Jedoch... Wie hätte er es denn überhaupt sein können?
Kaoru war gerade mal seit sechs Jahren ein Dämon. Besonders mächtig konnte ich ihn daher nicht einschätzen. Zunehmende Dämonenmonde waren weit aus mehr als über hunderte von Jahren alt. Das hätte gar keinen Sinn ergeben. Es sei denn, er hatte derart viel Blut von Muzan bekommen, dass er binnen dieser kurzen Zeit eine beachtliche Anzahl an Menschen verspeist hatte, die ihn wortwörtlich zum zunehmenden Dämonenmond hinauf katapultiert hätten. Oh Gott. Bitte lass dies nur meine bitterböse Vermutung gewesen sein lassen.
Hätte ich es tun sollen? Ich umgriff den Stoff meiner Kapuze, bereit, diesen schützenden Stoff aus meinem Gesicht zu nehmen und mein wahres Ich zu zeigen. So konnten wir am schnellsten auf den Dämon treffen. Wiederum wäre das ganze Viertel in Alarmbereitschaft gewesen.
Noch ehe ich mein unüberlegtes und riskantes Vorhaben in die Tat hätte umsetzen können, bog ein stark angeheiterter Kerl in die Gasse, in der ich mich aufhielt.
Erschrocken ließ ich unverzüglich die Kapuze los. Seine Alkoholfahne schwankte mir auch unweigerlich direkt unter die Nase, als hätte ich selbst vom Sake und etlichen Cocktails geschlürft. Das war mehr als widerlich. Rasch ging ich an dieser halben Alkoholleiche vorbei und zog in die nächste Seitenstraße von dannen.
Was hatte ich mir nur eben dabei gedacht? Eine derart waghalsige Idee in die Tat umzusetzen?! Wenn überhaupt, hätte ich das schon vorher mit den Jungs absprechen müssen. Aber zugegeben, ich hatte Gefallen an dieser Idee gehabt. Und geklappt hätte das bestimmt auch.
Weiterhin lief ich ergebnislos durch die lebhafte Gegend, bis ich in eine Gasse einbog, in der alles verlassen zu sein schien. Die Beleuchtung war nicht an, die Fenster waren allesamt mit Brettern zugenagelt und es schien sich hier niemand verirren zu wollen. Zunächst erschlagend von diesem geisterhaften Fleck ließ ich meine Aura-Wahrnehmung vollkommen außer Acht, ehe mir diese augenblicklich ins Gesicht sprang.
Im linken Teil dieser wenigen Häuser stieß mir eines der geschlossenen Fenster, welches im ersten Stock zusehen war, derb ins Auge. Es war finster. So düster wie der Sternenhimmel über mir. Fast schon schwarz und unheimlich wabte die Aura aus diesem Raum heraus. Da musste etwas sein! Rasch überbrückte ich mit wenigen Schritten die kurze Distanz, sprang vom unteren Fensterbrett auf das nächsthöhere und schob die Fenster zur Seite.
Die unheilvolle Aura umgab mich binnen eines Wimpernschlags wie ein Rachegeist, ehe ich in den spärlich eingerichteten Raum hineinblickte. Nichts als die pure Leere. Kein Dämon, keine Menschen – niemand. Aber dieser Raum diente dem Dämon als sonnendichten Rückzugsort. Dem war ich mir sicher.
Meine Finger begannen unkontrolliert zu zucken und zu piksen. Unangenehm zu stechen. Verwundert blickte ich auf sie und verspürte eine immens seltsame Kraft, von meinen Fingern in die Arme wandern. Weiterhin zuckten sie unkontrolliert, als hätte man ihnen einen Stromschlag oder Ähnliches verpasst?!
„Was passiert hier gerade?!", wunderte ich mich selbst und versuchte sie zu Fäusten zu ballen.
Weg. Schlichtweg verschwunden war dieses komische Verhalten, aber dieses enorme Gefühl einer fließenden Kraft breitete sich weiterhin in meinem Körper aus, was mir ein wenig Angst bereitete. Wurde ich gerade infiziert?! Von irgendwas Dämonischem? Was war nur los mit mir?
Erneut umwarb mich eine starke Aura-Wahrnehmung, die hinter mir zu sein schien. Mir wurde unsagbar heiß im Nacken, während ich die Luft anhielt. Stand etwa jemand hinter mir? Mein Puls schnellte in die Höhe. Hätte ich der mir hinter mir befundenen Aura eine Farbe geben müssen, war sie fliederfarben, sowie giftgrün. Ich fokussierte mich auf die Umrisse der Person, wobei ich vernehmen konnte, dass diese nicht unmittelbar hinter mir stand. Dennoch hoffte ich innig, dass es sich bitte nicht um den Dämon gehandelt hatte! Ich bekam Muffensausen...
Jetzt oder nie!
Hastig wandte ich mich um und erblickte nichts, als die dunkle Gegend. Die Aura, die ich noch bis eben in meinem Nacken verspürte, kam aus einem der Häuser, welches abgesperrt zu sein schien. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute ich umher, machte einen Satz nach unten und lief lauernd in die Richtung, aus der ich die Aura sah. Sie bewegte sich nicht. Blieb völlig reglos, als wäre sie am Schlafen oder gar bewusstlos. Hätte das wirklich ein Dämon sein können? Lief ich gerade in eine Falle?
Instinktiv umgriff ich mein Schwert, legte meine Hand an die Schiebetür des verhängnisvollen Hauses und hielt inne. Es hätte aber auch eine Person gewesen sein können, die meine Hilfe gebraucht hätte. Ruckartig schob ich die Tür zur Seite und das mir dargebotene Bild ließ mich erstarren.
Hinatsuru!
Festgehalten an der Wand von einem magentafarbenen Gürtel, der von einem schwarzen Blütenmuster umspielt wurde und gelbe Streifen zierte. Hinatsuru reagierte überhaupt nicht auf mein Erscheinen, ließ stattdessen den Kopf leblos hängen und schien mir unsagbar erschöpft. Eine böse Vorahnung umgab mich, ehe ich auf sie zu schnellte. Hoffentlich war ich nicht zu spät!
„Hinatsuru!", wimmerte ich und legte panisch meine Hand an ihre Wange, während sich Tränen in meinen Augen ansammelte.
Sie fühlte sich unsagbar warm an, fast schon zu heiß und seufzte schwach auf meine Berührung. Gott sei Dank! Ich musste sie schnell befreien und zückte mein Katana. Geschickt und ohne sie zu verletzen, befreite ich sie aus ihrer Misere, wobei sie mir immer schwerer entgegenfiel. Nach wenigen Schwerthieben lag sie nun vollends auf mir, atmete schwer und presste wenige Worte heraus.
„Ich ... Habe mich ... Vergiftet ... Um zu ... Fliehen ..."
Ich strich ihr behutsam und zitternd über die pechschwarzen Haare, „wir werden dich retten, Hinatsuru! Halte noch einen Moment durch", versprach ich ihr brüchig.
„Azami-ii!", rief ich laut hinaus.
Eine Sekunde später und ich vernahm bereits die Flügelschläge meiner Krähe, die zu uns ins Haus flog.
„Krah. Du hast gerufen. Krah."
„Hol Tengen sofort hierher! Beeil dich! Wir haben nicht viel Zeit. Hinatsuru ist vergiftet!"
So eilig Azami zu uns kam, so stürmisch war sie auch wieder hinausgeflogen, um meinem Auftrag Folge zu leisten.
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🌸Kaori, die dämonische Säule // Demon Slayer FF🌸
FanfictionEine dämonische Hashira? Undenkbar! Nicht möglich! Einst gehörte Kaori, 20 Jahre jung, zu den mächtigsten Kämpfern gegen die Dämonen - den Säulen. In einem unachtsamen Moment hatte es Muzan, der Dämonenkönig, endlich geschafft, sie in seinesgleichen...