Die Hitze weckt ihn. Schweißgebadet kommt er zu sich. Er schiebt die schwere Decke zur Seite und richtet sich im Bett auf.
"Vorsichtig, langsam."
Er erschrickt. Neben ihm auf dem Bett sitzt ein freundlich lächelnder Mann, den er zunächst nicht erkennen kann. Doch dann kommen die Erinnerungen zurück und Flo möchte sich am liebsten wieder hinlegen und nie mehr aufwachen. Derjenige, der den Krieg entscheiden wird, sitzt vor ihm und ist vermutlich derselbe Mann, der ihn und Mona damals im Regen gerettet hat. Immer deutlicher überlagern sich die Bilder des geheimnisvollen Retters in der Dunkelheit und des Mannes, der heute vor ihm sitzt. Die Körpergröße, die rauen Hände und die Stimme, die damals durch den Regen etwas anders geklungen hatte - aber es war eindeutig derselbe. Es ist unwahrscheinlich, dass man einem Mann wie ihm jemals wieder begegnet. Ein zweites Mal ist unmöglich. Ob er sich an mich erinnert? Es war dunkel damals, es regnete, ich war schlammig und schmutzig. Was hat er damals nachts allein in Wandershaven gemacht? Immer mehr Fragen gehen Flo durch den Kopf, aber er traut sich nicht, eine davon auszusprechen. Aber etwas muss er sagen. "Wie lange habe ich geschlafen?"
"Nicht mal eine Stunde. Dir schien es nicht gut zu gehen."
Fast eine Stunde? Noch nie hatte Flo bei einem Kunden so die Nerven verloren, als wäre ein Albtraum wahr geworden. Damals, im Regen, war auch er ohnmächtig geworden und konnte sich nur noch verschwommen an den Abend zuvor erinnern. Als hätte sich ein Schleier über sein Gedächtnis gelegt. Am nächsten Morgen war er neben Mona in einem Gasthaus aufgewacht, das nur wenige Minuten von der "Rosa Schwalbe" entfernt lag. Frische Kleider lagen ordentlich gefaltet neben dem Bett. Sie waren aufgestanden, hatten sich angezogen und das bereits bezahlte Zimmer verlassen. Dann kehrten sie wortlos in ihr verhasstes Heim zurück, wo Mutter Elaine bereits auf sie wartete.
Flo muss es wissen, er kann nicht anders. Sonst würde er in den nächsten Minuten wahnsinnig werden, wenn er es nicht schon ist. "Hast du uns damals gerettet?"
David verzieht keine Miene, sein Gesicht ist wie aus Stein. "Wovon redest du?"
"Vor zwei Jahren wart ihr doch schon einmal hier, oder? Ihr habt uns gegen die Männer verteidigt." Flo weiß nicht, woher er den Mut nimmt, diese Frage zu stellen. Vielleicht, weil er spätestens mit seinem Ohnmachtsanfall ohnehin die Chance verspielt hat, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
"Du verwechselst mich. Und jetzt hör auf damit." Seine Stimme klang so streng, dass Flo sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob er sich die Ähnlichkeit nicht nur eingebildet hatte. Damals war es dunkel, kalt und nass gewesen - und Flo hatte Panik bekommen. Vielleicht war ihm der Anblick seines Retters nur deshalb so groß und einschüchternd erschienen, weil er nicht mehr bei Sinnen war.
Er erinnert sich, dass er eine Stunde lang bewusstlos und wehrlos im Bett gelegen hatte. Er hatte die Kontrolle über sich und seine Gefühle verloren. Langsam gewinnt er sie zurück. "Und du hast nur neben mir gesessen?", fragt er und stellt sich neben das Bett. Unwillkürlich mischt sich Misstrauen in seine Stimme.
"Was noch?", fragt David und zieht eine seiner ungepflegten Augenbrauen hoch. "Ich habe dich zugedeckt, neben dir gesessen und darauf gewartet, dass du aufwachst."
"Habt ihr nichts Besseres zu tun?"
"Nein."
Die Situation ist so lächerlich, dass Flo fast lachen muss. Vielleicht schläft er noch, denkt er, und dieses absurde Szenario ist nichts weiter als ein verirrter, wirrer Traum. Das ist immer noch wahrscheinlicher, als dass das alles wirklich passiert. "Ihr seid die Flamme des Krieges, der Mann, der den Krieg entscheiden wird und ..."
Er unterbricht ihn. "Noch gibt es keinen Krieg."
"Soll ich etwa glauben, dass einer wie Ihr nichts Besseres zu tun hat, als in einem Freudenhaus neben einem schlafenden Lustknaben zu warten?"
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Der EINE (bxb)
FantasyEine erotische Fantasy-Geschichte über den Liebhaber des auserwählten Retters. Seit er denken kann, lebt Flo in der lebendigen Stadt Wandershaven unter Verbrechern und Huren. Sein Heim ist ein Freudenhaus, in dem er an den Höchstbietenden verkauft...